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Roland Hassel - 14 - Piraten

Roland Hassel - 14 - Piraten

Titel: Roland Hassel - 14 - Piraten
Autoren: Olov Svedelid
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ein Armer leben zu müssen. Ich betrachte das als eine gerechte Strafe.«
    Ich flüsterte Hiller zu:
    »Du bist aber heute redselig.«
    »Meine Zeit kommt noch.«
    Der Lord kümmerte sich nicht um den kurzen Wortwechsel in der ihm fremden Sprache, sondern fuhr in seiner Aufzählung fort:
    »Rache an Vontenius? Er wird seinen Job und seine Einkünfte los. Die Mehrheitsgesellschafter in London sind äußerst empört. An wem könnten Sie sich noch rächen? An William Intell natürlich, dem schwedischen Teilnehmer des Verbrechersyndikats. Ich muß Sie überzeugen, daß die Rache an ihm nicht so weit gehen darf, daß seine Mittäterschaft öffentlich bekannt gemacht wird. Sperrt man ihn wegen seiner Wirtschaftsverbrechen ein, wird man eine Verbindung zu Valerie Hoch-Sundin herstellen, und ich muß sicher nicht noch einmal darauf hinweisen, welche Konsequenzen das hätte. Lassen Sie uns hören, was er selbst dazu zu sagen hat.«
    Er drückte auf einen Knopf. Eine Tür öffnete sich, und Intell wurde von einem Mann hereingeführt, der den Saal sofort wieder verließ. Intell war offensichtlich psychisch aus dem Gleichgewicht, und das freute mich. Man hatte ihn erwischt und festgestellt, daß seine angeblich blütenweiße Weste in Wirklichkeit schmierig und schmuddelig war. Arroganz und dummdreistes Benehmen waren wie weggeblasen; vor uns stand ein junger Mann, dem man ansah, daß er nicht weiter zu denken vermochte, als seine kurze Nase reichte. Er wollte sich auf einen freien Stuhl sitzen, wurde aber scharf ermahnt, stehen zu bleiben. Für ihn war es keine Versammlung, sondern ein Tribunal. Nicht einmal der wohlerzogene und höfliche Mowlan nannte ihn Mister, und das war die deutlichste Demonstration von Verachtung, zu der ein Lord fähig war. Valerie legte die Hand über die Augen, um ihn nicht sehen zu müssen.
    »Intell, wir haben eine Aufstellung Ihrer sämtlichen Vermögenswerte. In Geld, Aktien, Immobilien und anderen Objekten belaufen sie sich auf zweihundertdreiundzwanzig Millionen, umgerechnet in schwedische Kronen. Auf geheimen Konten im Ausland liegen weitere vierhundertachtundneunzig Millionen. Stimmt das mit Ihren Zahlen überein?«
    Intell rückte nicht; ihm fiel einfach der Kopf herunter. Mühsam stammelte er:
    »Waren eben gute Geschäfte … Versicherungen … war nie direkt beteiligt … wußte nicht so viel …«
    »Natürlich wußtest du über alles Bescheid! Du hattest doch unmittelbaren Kontakt zu Leon!« unterbrach ich ihn aufgebracht.
    »Was? Ja … aber trotzdem … man begreift nicht richtig … denn was man nicht wissen will …«
    »Mit Ihrem Gewissen müssen Sie selbst ins Reine kommen«, sprach der Lord gemessen. »Was sind Sie bereit zu leisten, um einer juristischen Bestrafung zu entgehen?«
    »Ich … ich überlasse mein ganzes Vermögen einem Fonds Ihrer Gesellschaft.«
    Der Lord streckte sich nach einer neuen Flasche, reichte aber nicht ganz heran. Der Japaner half ihm auf eine so raffiniert graziöse Weise, daß die einfache Geste wie ein Ritual wirkte.
    »Mr. Hassel, das also ist unser Verhandlungspaket. Wenn Sie im Interesse unserer Organisation über Intells Rolle Schweigen bewahren, würden wir Ihnen folgendes zusichern: Interpol erhält die Namen aller beteiligten Mörder und Betrüger und umfassende Informationen über deren wirtschaftliche Vorhaben. Wir geben Ihnen die absolute Garantie, daß sämtliche Verpflichtungen, die wir übernehmen, auch voll erfüllt werden. Weiterhin erhalten wir viele Millionen, die auf ein spezielles Konto eingezahlt werden. Dieses Geld soll den Familien der Seeleute zukommen, die durch die Sprengungen den Tod fanden. Wenn Sie unsere Vorschläge zurückweisen …«
    Wieder trank er einen Schluck Wasser. Für ihn war es sicher ein ungewöhnliches Getränk für diese Tageszeit; für die meisten der Anwesenden wahrscheinlich auch.
    »… haben wir natürlich keinerlei Interesse, überhaupt einzugreifen, denn dann würde unsere Organisation ja ohnehin nicht weiterbestehen. Die Familien der toten Seeleute wären dann der Armut preisgegeben. Die Entscheidung liegt bei Ihnen, Mr. Hassel.«
    Der Interpolchef nahm das Wort. Sein Englisch hatte einen schweren deutschen Akzent und war manchmal kaum zu verstehen:
    »Unser Interesse ist es, die internationale Kriminalität zu bekämpfen. Hier hätten wir eine einmalige Gelegenheit, eine der schlimmsten mafiösen Organisationen zu zerschlagen, die wir heute kennen. Unzählige Morde könnten dadurch verhindert
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