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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot
Autoren: Marketa Haist
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Schweinebratens das Wasser im Mund zusammen. Aber da würde der Wellmann streiken, das weiß er. Also wieder ins »Café am Anger«. Das erste Mal sitzen sie ganz allein dort. Der Anger liegt da wie leer gefegt. Als ob jetzt auch noch die ältere Generation von Reindlfing ausgewandert wäre. Die Linden sind bei der Ankunft der Polizei hocherfreut, weil sie endlich wieder Gesellschaft bekommen.
    »Wos dearf i den Herrschaftn bringa?«
    »Wieder so ein leckeres überbackenes Käsebrötchen, bitte.«
    »Mir ist das wurscht, bringen Sie irgendwas Essbares.« Der Stuhlinger ist so frustriert, dass er sich nicht mal die Mühe macht, zum Metzger hinüberzugehen. Im Nu stehen zwei Kuchenteller vor ihnen. Vor dem Stuhlinger einer mit Tomaten-Frischkäse-Baguette.
    »Is des recht?«
    »Äh … schon in Ordnung.«
    Gott sei Dank. Dieses Baguette konnte die Vilshoferin seit heute Morgen ums Verrecken nicht loskriegen.
    »Dearfat i mi amoi kurz zu Eana setzn?«, flüstert die Bäckerin und verwirklicht ihr Vorhaben, bevor jemand geantwortet hat. »I muass Eana wos sogn. Ober streng vertraulich ! Sie dürfn’s auf koan Foi meim Mo verzähln.«
    »Bitte, wie Sie möchten, wir behandeln Ihre Aussage diskret«, lockt sie der Stuhlinger aus der Reserve.
    »Diskretion für dieses Tratschweib? Als ob die jemals diskret gewesen wäre«, murmelt der Wellmann kaum hörbar in bitterer Erinnerung an seine erste Begegnung mit der Vilshoferin.
    Was die alle immer mit der Diskretion haben, finden die Linden. Das ist doch etwas völlig Überflüssiges.
    »Oiso, i bring monchmoi obends der Berta wos vo dem Gebäck, des wo am Tog übrig bliabn is. Weil die Berta, die hot wenig Geid. Ihr Mo wor doch bloß Mesner. Und aner Freindin muass ma doch heifa. Ober mei Mo dearf des ned wissn. Der tat mi totschlogn. Gell, Sie sogn’s eam ned?«
    »Wir schweigen wie zwei Gräber.«
    Der Wellmann nun wieder. Und dazu dieses hämische Grinsen! Der kann es einfach nicht lassen mit seiner Ironie. Ich finde, die ist im Moment völlig fehl am Platz. Alle Reindlfinger Pflanzen und Menschen wissen, dass sich die Vilshoferin derartige Kränkungen nicht bieten lässt. Wahrscheinlich schaltet sie jetzt auf stur und sagt überhaupt nichts mehr. Aber nein, zum Glück, sie hat es gar nicht gemerkt.
    »Monchmoi, wenn bsonders vui übrig is, da kriagt de Gerti aa wos. Die kimmt dann später bei der Berta vorbei und hoit sich’s ab. Weil de Gerti, des is hoit a guate Haushälterin. Und do bin i an dem Obend, do wo der Sepp erschlogn worn is, mit aner großen Tütn zur Berta. Die wohnt do am Rand vom Dorf, und wer mi’m Auto zur Gärtnerei wui, muass bei ihra vorbei. Und wia i grod klingel, do kimmt a gonz a komischs Auto de Stroß lang. So a ›Oldtimer‹ oder wia ma des nennt. So oaner ohne Doch. Und do sitzt a Frau drin, de is bestimmt so oid wia i, ober aufdonnert, dess ma’s ned glaubt. Dera ihre Hoar hom in der Dämmerung richtig leichtet, bluatrot! I kannt schwörn, die wor unterwegs zum Schladerer.«
    »Na, das ist ja interessant. Und warum haben Sie uns das nicht früher erzählt?«
    »I sog’s Eana doch, mei Mo tat mi totschlogn, wenn der erfoahrn tat, wos i bei der Berta gmocht hob. Ober heit is endlich koaner do, der wo hörn kannt, wos i mit Eana red. Oiso, bittschee, koa Wort davo zu koam, gell?« Die Vilshoferin zieht sich wieder hinter den Bambus zurück. Dem Stuhlinger ist jetzt vollends der Appetit vergangen.
    »So ein Mist. Wir hatten die Liste der Verdächtigen schon so schön zusammengestrichen, und jetzt vermehren sie sich wieder wie die Karnickel. Das darf doch nicht wahr sein! Die meisten Indizien sprechen aber immer noch gegen den Schultes.«
    »Wer hat noch so schön gesungen: ›Der Mörder ist immer der Gärtner‹?«
    »Das war Reinhard Mey, lange vor Ihrer Zeit. Wundert mich, dass Sie das kennen.«
    »Meine Urgroßmutter hat mir’s als Wiegenlied vorgesungen. Deswegen bin ich Polizist geworden.«
    »Soso. Sehr witzig. Dann hat sie sicher auch den letzten Vers gesungen: ›Der Mörder war nämlich der Butler.‹«
    »Zum Glück gibt es keine Butler in Reindlfing. Wird’s also doch der Gärtner gewesen sein«, schlussfolgert der Wellmann zuversichtlich.

Achtzehn
    Am Nachmittag parken die Abgesandten der Staatsmacht direkt in der Hofeinfahrt des Sporthauses. Bei der Fichte ist wirklich am meisten los, höchstens mit Ausnahme des Angers. Der Eisinger kommt ihnen ahnungslos entgegen.
    »Grüß Gott, die Herrschaften! Herr
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