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Roeslein tot

Roeslein tot

Titel: Roeslein tot
Autoren: Marketa Haist
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ist. Dann ist erst einmal gründliches Duschen angesagt. Wegen der guten Beziehungen dürfen sie dazu die Sanitäreinrichtungen der Gärtnerei benützen.
    Jetzt sieht es wohl so aus, als ob es doch der Berglmaier gewesen wäre. Der leugnet natürlich alles. Die Hofbuche ist schon ganz durcheinander. Wo doch der Jens längst festgenommen wurde. Er habe keine Ahnung, wie die Kette in seinen Misthaufen gekommen ist, behauptet der Senior. Er tobt. Die junge Familie steht am Rand des Hofes und schaut betreten zu.
    Der Stuhlinger beordert den Berglmaier ins Haus, um ihn weiter auszufragen. Der Junior dackelt hinterher und will wissen, ob er nicht etwas für den Patriarchen tun kann. Die Birgit bleibt mit dem Baby auf dem Arm unter der Hofbuche stehen. Das ist wirklich ein putziger Knopf, findet der Wellmann, und kommt näher. Er kann sich gerade noch zurückhalten, »Dutzidutzidutzi« zu machen wie die Anni. Gott, wäre das peinlich!
    Das Kind lächelt ihn strahlend an und greift beherzt nach seiner Brille. Die Birgit rettet das teure Gestell in letzter Sekunde. Sie schauen einander in die Augen. Erotik?
    Ich glaube, die Phantasie der Buche ist von der Sexaffäre der Eisingerin ein bisschen zu sehr angeregt. Der Trubel mit den vielen Besuchern tut ihr gar nicht gut. Jedenfalls: Sollte der Wellmann auf jemanden ein Auge geworfen haben, dann auf unsere Anni. Und sie auf ihn. Die Birgit dagegen guckt überhaupt nicht verliebt, sondern eher so, als würde sie sich furchtbar ungemütlich fühlen.
    »Herr Kommissar, ich muss Ihnen etwas gestehen.«
    »Ich bin Kriminalhauptmeister«, entgegnet der Wellmann bescheiden. »Aber mir können Sie natürlich ebenfalls alles anvertrauen. Ich ermittle in diesem Fall genauso wie Herr Stuhlinger.« Das klingt nicht mehr ganz so bescheiden, erfüllt jedoch den Zweck, die Birgit zum Sprechen zu animieren. Und dem Wellmann tut es auch gut.
    »Also dann … Jetzt, wo der Schwiegervater in der Klemme steckt, kann ich es nicht länger für mich behalten. Damals, in der Nacht, als Herr Schladerer ermordet wurde, habe ich etwas beobachtet. Beziehungsweise jemanden. Wir waren eben von unserem Spaziergang durchs Dorf nach Hause gekommen, es muss so gegen dreiviertel zwölf gewesen sein. Der Schwiegervater war schon in seinem Schlafzimmer, und mein Mann hat unseren Sohn bettfertig gemacht. Ich bin noch mal kurz in die Melkkammer gegangen, weil dort jemand das Licht angelassen hatte. Als ich gerade wieder in den Hof treten wollte, wankte der Herr Eisinger an mir vorbei, in kaum drei Metern Entfernung, aber er hat mich überhaupt nicht bemerkt. Er schaute stur geradeaus. Und ausgesehen hat er! Er trug so ein helles kurzärmliges Karohemd und eine von diesen sandfarbenen Wanderhosen, beides total schmutzig. Und seine Unterarme waren voller blutiger Kratzer. Unter dem Hoflicht hat man es genau gesehen. Ich dachte noch: Was ist denn mit dem los? Später, als ich von dem Mord erfuhr, da war mir natürlich alles sofort klar.«
    Der Wellmann ist jetzt ganz schön sauer. »Und warum haben Sie uns das nicht früher erzählt?«
    Das frage ich mich allerdings auch. Ich habe mich wohl in der Birgit getäuscht. Sie mag zwar schlecht im Lügen sein, aber im Verschweigen ist sie gut.
    »Ach, es tut mir ja leid.« Die Birgit macht mal wieder ein schuldbewusstes Gesicht. »Ich weiß schon, dass es falsch war. Wissen Sie, ich habe immer gehofft, dass ich mich mit der Frau Eisinger ein bisschen anfreunden kann. Sie ist so kultiviert, und außerdem stammt sie aus meiner Gegend, im weitesten Sinne. Sie können sich nicht vorstellen, wie fremd ich mich hier am Anfang gefühlt habe. Und so viel besser ist es im Lauf der Zeit auch nicht geworden. Die Leute kennen sich alle von Kindesbeinen an, das ist eine geschlossene Gesellschaft, da lassen sie keine Neuen herein. Erst recht nicht solche, die eine andere Sprache sprechen. Die Frau Eisinger ist zwar auch ein bisschen reserviert, aber man merkt, dass sie im Grunde die gleichen Probleme hat wie ich. Und wenn ich sie für mich gewinnen will, dann kann ich doch nicht ihren Mann in einem Mordfall belasten!«
    Der Wellmann sagt lieber nichts darauf. Er geht mit ihr zur Hoftüre, aus der gerade der Stuhlinger tritt, und erstattet ihm Bericht. Da sieht die Sache für den Berglmaier schon wieder ganz anders aus.
    Die Birgit muss jetzt das Mittagessen kochen. Ach ja, Hunger hätten die beiden Ordnungshüter auch. Dem Stuhlinger läuft bei der Vorstellung eines schönen fetten
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