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Röslein stach - Die Arena-Thriller

Röslein stach - Die Arena-Thriller

Titel: Röslein stach - Die Arena-Thriller
Autoren: Arena
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Atmosphäre dieser Räume geradezu einschüchternd auf sie wirkte.
    »Cool«, sagte sie schließlich, da Robert offenbar auf einen Kommentar ihrerseits zu warten schien.
    Über eine breite Holztreppe gelangten sie hinauf in die erste Etage. Von einem dämmrigen Flur gingen fünf Türen ab. Robert deutete auf die Tür an der Stirnseite. »Mein Domizil.« Er wies nach rechts: »Katies Höhle«, und nach links: »Mathes Bude.« Mathe war Matthias, ein weiteres Mitglied der WG, das wusste Antonia von Katie.
    »Und hier: das Bad!«
    Es war winzig und bestand nur aus Klo und Dusche, alles leicht angegammelt und es roch feucht. Neben dem Bad lag das freie Zimmer, das Antonia bewohnen sollte. Es war ungefähr fünf Meter lang, aber nur halb so breit. Auch hier müffelte es etwas. Die Wände bedeckte eine Raufasertapete, die zahlreiche Bohrlöcher aufwies. Irgendjemand hatte sie fliederfarben gestrichen – nicht gerade Antonias Geschmack. Quer über die Decke lief ein Riss im Putz, in den Ecken hingen dicke graue Spinnweben. Die Holzdielen waren teilweise beschädigt und vom ehemals weißen Lack, mit dem man sie versiegelt hatte, war an den viel begangenen Stellen kaum noch etwas zu sehen. Ein hässlicher Kleiderschrank stand an der rechten Wand, an der linken lehnte eine fleckige Matratze.
    »Das traute Heim«, witzelte Robert. »Zimmer mit Aussicht auf den Tod.«
    Antonia steuerte auf die Glastür am anderen Ende zu, denn als Erstes musste hier mal gelüftet werden. Die Tür führte hinaus auf einen Balkon, von dem aus man den Vorgarten, die Straße und dahinter das ansteigende Gelände des alten Lindener Bergfriedhofs im Blick hatte. Allerdings war »Balkon« etwas übertrieben, es war lediglich ein halbrunder Austritt mit einem verschnörkelten, rostigen Geländer. Ein Klappstuhl würde darauf mit Ach und Krach Platz finden. Sie dachte flüchtig an ihr altes Zimmer, das fast doppelt so groß gewesen war. Aber das hier war etwas Eigenes, hier konnte sie tun und lassen, was sie wollte, und mit ein bisschen Gips und Farbe…
    »Komm, wir sind noch nicht fertig!«, unterbrach Roberts Stimme ihre Gedanken. Neugierig folgte sie ihm eine schmale Treppe hinauf, die vor einer Tür endete.
    »Das Mörderzimmer«, verkündete Robert mit einer weit ausholenden Armbewegung. Er kam Antonia in diesem Moment vor wie ein Butler, der Gäste durch ein Spukschloss führt. Sie standen in einem großen Zimmer mit auf halber Höhe schräg zulaufenden Wänden. Es war dunkel darin und es roch wie auf einem Dachboden im Sommer. Anstatt das Licht anzuknipsen, öffnete Robert das Fenster, das zur Gartenseite zeigte. Ehe er das tun konnte, musste er allerdings noch drei Tontöpfe mit vertrockneten Hanfpflanzen wegräumen. »Das war mal so ein Versuch…«, erklärte er. »Aber hier oben vergisst man gerne mal, sie zu gießen.« Er stieß die Fensterläden auf. Sofort strömte das Rauschen des Westschnellwegs ins Zimmer, das nun in ein grünliches, von Blättern gefiltertes Licht getaucht wurde. Antonia erkannte die Schemen von Möbeln: Bett, Stuhl, Schreibtisch, Schrank, Kommode. Sie waren mit weißen Tüchern abgedeckt, was in dem dämmrigen Licht gespenstisch wirkte. Spinnweben hatten sich überall breit gemacht. Es sah aus, als befände sich das Zimmer in einem hundertjährigen Schlaf.
    »Wieso ist das das Mörderzimmer?«, fragte sie.
    »Hier drin wurde ein Mädchen ermordet.« Sein Ton war ernst geworden.
    »Wann war das?«, fragte Antonia und wich unbewusst ein paar Schritte zurück in Richtung Tür.
    »Schon ewig her, in den Neunzigern oder so.«
    »Hat sie hier drin gewohnt?«
    »Ja, wahrscheinlich. Sie war Studentin. Nur ein paar Jahre älter als du.«
    »Dann sind das noch ihre Sachen?«
    Robert zuckte mit den Achseln. »Vielleicht hat sie es auch möbliert gemietet.«
    »Sitzt er im Gefängnis?«
    »Wer?«
    »Na, der Mörder.«
    »Der Mörder…« Robert dehnte das Wort mit sichtlichem Genuss. »Wahrscheinlich. Obwohl – vielleicht ist er schon wieder draußen, vorzeitig entlassen, wer weiß? Er könnte praktisch jeden Moment wieder auftauchen.«
    Einem Reflex gehorchend schaute Antonia sich um. Robert bemerkte es und musste lachen. Offenbar machte er sich einen Spaß daraus, ihr Angst einzujagen.
    »Blödsinn«, murmelte Antonia, und um Robert zu beweisen, wie unbeeindruckt sie war, ging sie auf eines der Möbelstücke zu und hob das Tuch an. Eine Staubwolke wirbelte auf. Es war ein zierlicher Sekretär aus dunklem rötlichem Holz mit
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