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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)
Autoren: Alexandra Balzer
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kämpfte. Es wäre leicht, dieses Spiel zu beenden. Einfach ein Messer in seine Kehle zu stoßen.
Aber dann wäre Eiven endgültig fort, und das, was Misham so viele Jahre lang ersehnt hatte, schien jetzt nicht mehr richtig. Der Gedanke, ihn anschließend niemals wiederzusehen, war bei weitem nicht so verlockend, wie er es sich eingebildet hatte.
Gab es einen Ausweg?
Ich könnte ihn finden lassen … Dadurch würden allerdings alle erfahren, was sie Eiven angetan hatten. Larome hatte keinen Zweifel daran gelassen, was Misham blühen würde, wenn er noch einmal seinen Bruder angriff. Als sie ihn damals halbtot geschlagen im Wald zurückgelassen hatten und nur ein Zufall verhinderte, dass Raubtiere ihn auffraßen, war die Strafe hart gewesen. Nur, weil sie allesamt noch nicht erwachsen gewesen waren, hatte Larome sie nicht von der Sippe verbannt.
Wenn er bloß einfach sterben würde!Nun gut, lange wird es wohl nicht mehr dauern. Misham erkannte das Fieber in Eivens dunkelbraunen Augen. Der Körper des jungen Mannes verbrannte. Der Geist hingegen war wohl zu widerspenstig, denn hinter all dem Schmerz, Wut und fiebriger Benommenheit war es noch immer Eiven, der zu ihm aufblickte. Ungebrochen. Verzweifelt. Zornig. Einen Moment lang biss sich Misham auf die Lippen, als ihn unerwünschte Gefühle überfielen. Bewunderung. Mitleid. Bedauern. Reue. Der Wunsch, alles ungeschehen zu machen. Doch dann dachte er an seinen Vater. Fanven hatte in all den Jahren nicht verwinden können, dass Roya ihn zurückgestoßen und verlassen hatte. Dass seine Liebe zu ihr nicht stark genug war, um zu heilen, was der Menschenmann zerstörte, um sie vergessen zu lassen, was geschehen war. Misham öffnete die Lider, er hatte nicht einmal bemerkt, dass er sie geschlossen hatte. Roya hatte auch ihn verlassen. Wegen dieser Missgeburt, dieser hässlichen, verdorbenen Kreatur, dieser Ratte, die zertreten gehörte. Aber alles, was er dort vor sich sah, war ein Loy. Ein sterbender Loy ...
Warum bin ich so schwach?Vergib mir, Vater, ich werde nicht versagen!
„Misham? Was ist jetzt? Sollen wir weitermachen?“
Nalvats Stimme riss ihn aus seiner Versunkenheit. Es gab kein Zurück. Wäre er allein hier gewesen, allein mit Eiven, vielleicht hätte Misham aufgegeben. Vielleicht hätte er seinen Bruder freigelassen und sich dafür selbst getötet. Niemals allerdings könnte er Ächtung und Verbannung über seine Freunde bringen, die ihm auf diesen finsteren Pfad der Rache gefolgt waren! Die ihm vertrauten!
„Entschuldigt, ich habe nachgedacht“, sagte Misham schließlich, und verschloss Reue und Zweifel in die hintersten Winkel seiner Seele. „Schmerz scheint nicht der Weg zu sein, diesen Krieger zu brechen. Ja, so ungern ich es auch eingestehe, diese Missgeburt ist ein wahrer, ein tapferer Krieger, der dem Volk der Loy Ehre gemacht hat! Dem Loy-Anteil in diesem Mann soll deshalb nach seinem Tod gedacht werden. Dennoch er ist nur zur Hälfte Loy, das wollen wir nicht vergessen, ebenso wenig, warum es die menschliche Hälfte in ihm überhaupt gibt.“
Misham sah das Lächeln, das sich auf Nalvats Gesicht ausbreitete. Es drehte ihm den Magen um, doch er ließ sich nichts
anmerken, sondern nickte seinem Freund aufmunternd zu. „Du hast mich letzte Nacht gefragt, ob wir nicht noch andere Spiele mit unserem Gast treiben könnten, um ihn zu unterhalten. Letzte Nacht war ich dagegen, aber ich habe es mir anders überlegt.“ Er setzte sich vor Eiven zu Boden und zog sein hilfloses Opfer langsam zu sich heran, bis dessen gefesselte Arme völlig gespannt waren und er mit seinen Knien kaum noch den Boden berührte. Zahlreiche kaum verkrustete Wunden brachen auf, Blut rann über Eivens nackten, wehrlos dargebotenen Leib. Beinahe zärtlich ergriff Misham das Gesicht des zitternden jungen Mannes mit beiden Händen und zwang ihn, nach oben zu blicken, bis es ihm fast das Genick brach. Dann packte er mit der Linken in Eivens Haar, hielt ihn auf diese Weise in dieser schmerzhaft überstreckten Position gefangen. Mit der Rechten presste er ein Messer gegen seine Kehle.
„Wir machen es so“, sagte Misham leise, „wenn du um Gnade flehst, erlöse ich dich. Sag nur dieses eine Wort, sag Gnade, und es ist vorbei. Sofort. Du kannst darauf vertrauen, ich werde tief schneiden, du wirst nicht mehr leiden müssen, Eiven. Wenn du schweigst, machen wir weiter, bis du verreckst.
Fang an,
Nalvat!“
Ein Teil von Misham begann zu schreien, als die Augen seines Bruders von Panik
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