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Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)

Titel: Roen Orm 3: Kinder des Zwielichts (German Edition)
Autoren: Alexandra Balzer
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lange, bis ihm wenigstens der letztere Wunsch gewährt wurde.
     
~*~
     
Es dämmerte. Eiven hing schwer in seinen Fesseln, als er langsam erwachte. Schmerzen wüteten in seinem Leib, zumindest überall dort, wo keine dumpfe Empfindungslosigkeit herrschte. Kälte und Hitze, brennende Qual, hoffnungslose Erschöpfung, das waren die Grenzen seiner Wahrnehmung. Es verstrichen Ewigkeiten, bis ihm die Hände bewusst wurden, die seine Fesseln durchtrennten und die Bewegung, die seinen Körper aus dem Dickicht hinaus in die Nacht brachte. All dies verursachte Schwindel und Übelkeit. Eiven stöhnte, versuchte zu begreifen, was mit ihm geschah.
„Ah, unser Krieger wird munter“, rief eine spöttische Stimme irgendwo über ihm. Eiven öffnete die Augen, doch er erkannte nicht, wer ihn dort über den Boden schleifte.
„Mach dir keine Hoffnung, das hier ist keine Befreiung. Sei schön still, sonst schlage ich dich wieder bewusstlos! Misham will, dass ich für dich sorge, damit du uns nicht zu früh wegstirbst.“
Eiven hörte leises Rauschen und wusste nun, sie waren auf dem Weg zum Fluss. Bald darauf wurde er fallen gelassen, Stiefel und Hose von ihm gerissen. Er war zu elend, um sich auch nur zu fürchten, als er in die Fluten geworfen wurde. Eisiges Wasser umgab ihn, eine starke Hand hielt ihn dabei an den Haaren fest, sodass er nicht unterging. Mit groben Bewegungen wurde Blut und Schweiß von ihm gewaschen, der Schmerz und die Kälte brachte etwas mehr Leben in ihn. Nun erkannte Eiven, dass es Karuw war, der ihn hielt, das schöne, stolze Gesicht, die starken Gesichtszüge des Kriegers waren selbst in diesem fahlen Licht unverkennbar. Missbilligend starrten die dunklen Augen auf ihn herab.
„Mach mir keinen Ärger, Missgeburt, klar? Wenn es nach mir ginge, ich würde dich hier absaufen lassen, dann hätten wir keine Probleme mehr. Larome zwingt uns, nach dir zu suchen, ist das nicht großartig?“ Karuw schüttelte den Kopf, die Lippen fest zusammengepresst. „Eiven ist einer von uns, wir müssen herausfinden, was mit ihm geschehen ist“, ahmte er die Stimme des Sippenführers nach, in übertrieben sorgenerfülltem Tonfall. „Einige scheint es sogar wirklich zu kümmern, wenn dir das ein Trost ist, Made. Deine geliebte Mutter ist allerdings nicht dabei.“
Eiven wollte etwas erwidern, aber inzwischen war die Kälte so beherrschend geworden, dass er die Lippen nicht bewegen konnte. Dumpfe Müdigkeit legte sich wie eine Decke um seinen gesamten Körper. Erfrieren war ein lächerlicher Tod, eines Loy nicht würdig, doch was war schon Würde? Wie unwichtig waren all diese Gedanken und Sorgen!
„Hey, du stirbst jetzt nicht, oder?“ Eiven konnte weder die brennenden Empfindungen noch das Rütteln einordnen, es dauerte lange, bis sein dahin treibender Verstand begriff, dass Karuw ihn ohrfeigte und durchschüttelte. Es war anstrengend, über solche Dinge nachzudenken. Mühsam öffnete er die Lider, um Karuw zu sagen, er solle aufhören. Das war zu anstrengend, also ließ Eiven es geschehen. Schlaf …
 
     

4.
     
„Und Bruder kämpfte gegen Bruder, Töchter erschlugen ihre Mutter, kein Freund unterschied mehr vom Feind in diesen Tagen des Wahns ...“
Auszug aus den Legenden vom Anbeginn der Zeit, mündliche Überlieferung der Loy
     
     
Widerstreitende Gefühle kämpften in Mishams Inneren, als er seinen Halbbruder betrachtete. Seit vier Tagen folterten sie ihn nun schon, wann immer sich die Gelegenheit bot. Es war nicht leicht, ungesehen zu diesem Versteck zu fliegen, während beinahe die ganze Sippe durch den Wald schwärmte, auf der Suche nach dieser Missgeburt. Larome war erstaunlich hartnäckig, und es frustrierte Misham, wie viele Sippenmitglieder sich tatsächlich um diese Made sorgten. Der weiß wenigstens noch nicht mal, dass die ihn zurückwollen.
Er riss den Knebel aus Eivens Mund, mit dem sie seine Schreie erstickten und zwang etwas Wasser über die rissigen Lippen. Es befriedigte Misham weitaus weniger, Eivens Leid zu beobachten, als er es sich jahrelang ausgemalt hatte. Die qualvollen Schreie stießen ihn ab, das Winden des langsam zerbrechenden Körpers erzeugte in ihm Übelkeit. Misham verbarg all dies vor seinen Freunden, sie durften es nicht wissen. Er war es doch, der sie alle überzeugt hatte, die Missgeburt auszulöschen!
Es wäre leicht zu behaupten, Eiven sei endlich vollkommen gebrochen. Sie würden es ihm glauben, und es gab ja auch nicht den geringsten Grund, warum der Junge immer noch
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