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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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Sprache, sondern auch den Gegner. Die Rivalen antworten schnell, aber nicht im Internet, sondern auf der Straße. Zwei Höllenengel türkischer Herkunft stechen einem Mongol ein Messer ins Bein und brüllen: »Scheiß Mongole!«
    Die Ankunft krimineller Großfamilien im Berliner Rockermilieu alarmiert auch die Polizei. Einige Clans verfügen allein in der Hauptstadt über mehrere hundert Mitglieder. Bundesweit können es Tausende sein. Wie aus einer »Gefährdungsbewertung« des Landeskriminalamts Berlin (» VS – Nur für den Dienstgebrauch«) hervorgeht, schätzen die Ermittler das aggressive Auftreten eines weiteren Rockerclubs in der Hauptstadt als außerordentlich brisant ein. Bei einem Aufeinandertreffen der Mongols und der Hells Angels sei »mit körperlichen Auseinandersetzungen ggf. auch unter Verwendung von Waffen und sonstigen gefährlichen Gegenständen mit hoher Wahrscheinlichkeit zu rechnen«, notiert ein Beamter.
    Es sei davon auszugehen, dass die Strukturen der Berliner Mongols inzwischen gefestigt seien und der Konkurrenz von Hells Angels und Bandidos entgegengetreten werden könne. »Mit einem offensiven Auftreten von Mitgliedern des Mongols MC Berlin ist ab sofort zu rechnen«, so der LKA -Mann. Daher sollten Polizisten – wann immer möglich – die in der Stadt auftretenden Mongolen fotografieren und identifizieren: Aufklärung ist angesagt. Denn die Messerattacke der Hells Angels wollen die Neu-Rocker schnellstmöglich rächen. Nicht eins zu eins, nein, der Akt blutiger Vergeltung soll heftiger ausfallen, damit sie in der Gewaltbilanz vorne liegen. Sonst nehme sie doch niemand Ernst, so lautet das Kalkül der Emporkömmlinge.
    Daher fragt Ober-Mongole Omar R. den einzigen Deutschen in der Truppe, Stefan S., ob er »etwas Größeres« bauen könne, etwas, das so »richtig bumm macht«. Nach einer Anleitung aus dem Internet füllt S. 75 Gramm Schwarzpulver in ein Stahlrohr und verschließt die Enden mit Metallmuttern. Eine klassische Rohrbombe. Simpel, aber durchaus tödlich, wie ein LKA -Experte später feststellt.
    Den Sprengkörper präsentiert Stefan S. bei einem Club-Meeting in der Bar »Palm Beach« im Berliner Stadtteil Tegel. Die Rockertruppe ohne Kräder beschließt, die Bombe entweder vor dem Vereinsheim der Rivalen zu zünden oder sie unter das Auto des Hells-Angels-Bosses Kadir Padir zu legen. Ziel der Aktion: mehr Respekt.
    Doch am Ende bleibt Berlin von dem Bombenangriff verschont. Ein verstoßenes Mongols-Mitglied packt bei der Polizei aus und enthüllt auch die explosiven Absichten seiner früheren Freunde. Ein Spezialeinsatzkommando stürmt daraufhin die Wohnung von Stefan S. und findet die Sprengvorrichtung. Insgesamt werden sechs Möchtegern-Rocker festgenommen und unter anderem wegen der Attentatspläne verurteilt. Omar R. muss für vier Jahre ins Gefängnis, wieder einmal. Die Berliner Mongols lösen sich auf, doch eine baldige Rückkehr der Migranten-Gang in die Hauptstadt ist alles andere als ausgeschlossen.
    Zunächst gründet sich aber im Juli 2011 ein Mongols-Ableger in Kiel. Relativ schnell kommt es auch dort zwischen dem vergleichsweise kleinen Club, dem nur etwa ein Dutzend Männer zugeordnet werden, und den mächtigen Hells Angels zu Auseinandersetzungen. Mehrere Menschen werden verletzt.
    Der Anführer der örtlichen Höllenengel kündigt laut einem Vermerk eines Polizisten an, mit Hunderten vor dem Vereinsheim der Kontrahenten aufzuziehen und Stärke zu demonstrieren. Doch dazu kommt es nicht mehr. Der schleswig-holsteinische Innenminister verbietet den etablierteren der beiden rivalisierenden Motorradclubs an der Förde, die Hells Angels.
    »Wir schwören, Mann, wir töten sie«
    Im September 2010 eröffnet ausgerechnet die größte deutsche Rockergang Gremium, die immerhin ein Eisernes Kreuz in ihrem Emblem führt und bis dahin auch eher hart auf der rechten Spur unterwegs zu sein schien, das Migranten-Chapter »Nomads Bosporus Türkiye«.
    In einem Interview mit dem Szene-Magazin »Bikers News« – Überschrift »Wir sind die neue Generation« – erläutert Präsident Fatih kurz darauf, warum er unbedingt seine eigene Bande anführen wollte. In den vergangenen Jahren, so der Türke, seien immer »mehr Migranten in die MC -Szene« eingetreten und »teilweise auch von größeren Clubs verheizt« worden.
    »Bei uns Kanaken«, sagt Fatih, »ist es einfach so, wenn du da einem auf die Ader trittst, dann gibt der Vollgas. Und das wurde damals schon von ein paar
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