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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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allenfalls Insidern bekannt. So gibt es etwa Stoff-Orden für Rocker, die Kontrahenten schwer verletzt oder gar getötet haben.
    Bei den Bandidos wird dafür der Aufnäher »Expect no Mercy« (»Erwarte keine Gnade«) verliehen, bei den Hells Angels das Abzeichen »Filthy Few«. Nach Erkenntnissen des Los Angeles County Sheriff’s Department steht die Zahlenkombination »666« wiederum für die Wendung »Filthy Few Forever«. Allerdings tragen auch die Bandidos dieses Kürzel, das bei ihnen aber wohl keine besondere Bedeutung hat. Greifen Höllenengel Polizisten, Staatsanwälte oder Gefängnisbedienstete an, bekommen sie dafür einen »Dequiallo«-Button.
    Die Spezialkräfte der Bandidos, bestehend aus sehr hartgesottenen Rockern, tragen den Aufnäher »TCB«, was nach Erkenntnissen der Bochumer Polizei eine Abkürzung für die Wendung »Taking Care of Business« ist. Der Aussteiger Rolf D. gab in seiner Vernehmung beim Münsteraner Kriminalkommissariat 22 hingegen an, die Buchstaben stünden für »Terror Club Bandidos«. Unstrittig sind jedenfalls die Aufgaben dieser derart ausgezeichneten Männer: Personenschutz und Kommandoaktionen.
    Verbreitet ist in dem Motorradclub auch das Abzeichen »BFFB«, was allerdings nicht mehr bedeutet als »Bandidos forever, forever Bandidos«. Und die im Rotlichtgewerbe tätigen Hells Angels bekommen den Schriftzug »Red Light Crew« verpasst.
    Viele Hells Angels und Bandidos führen zudem das Abzeichen »1%er«. Damit wollen sie zum Ausdruck bringen, dass sie zu dem einen Prozent der Motorradfahrer gehören, das sich nicht an Gesetze hält. »Ein 1%er«, erklärten die Bandidos »Dortmund« auf ihrer Homepage, »ist einer von hundert, der nichts auf die Gesellschaft und (…) Gesetze der Politiker gibt.«
    »Prospect« ist die erste offizielle Vorstufe zur Vollmitgliedschaft. So ein Anwärter hat vor allem Wachdienste zu schieben. Wenn alle nach dem Clubabend, der ist Pflicht, nach Hause gehen, haben Sie als »Rocker auf Probe« zu bleiben. Sie schließen ab, machen das Licht aus, checken die Bewaffnung, und dann erst dürfen Sie sich schlafen legen. Es hat immer einer im Club zu sein. Stallwache. Die erste Angriffswelle des Gegners oder der Polizei – die ja auch Gegner ist – haben Sie auszuhalten. Ganz wichtig: Wenn das Einsatzkommando mit der Ramme kommt, nicht hinter der Tür stehen! Sind Sie schnell genug und schaffen es, die anderen zu alarmieren, gibt es Bonuspunkte bei den Brüdern.
    Als »Prospect« und »Hangaround« müssen Sie »Supportwear« tragen. Die Klamotten bekommt man im Clubshop. Oder im Internet. Das »Hells Angels Support Muskelshirt Big Red Machine Tank-Top« kostet 19,99 Euro. Anbieter werben gerne damit, dass durch den Kauf die Gang direkt unterstützt wird. Irgendjemand profitiert also von Ihrer Leidenschaft – wenngleich das nicht Sie sind.
    Hier und da lauern noch ein paar Fallstricke. Mal angenommen, es regnet und Sie wollen zum Clubabend bei den Bandidos ihres Vertrauens. Dann dürfen sie als »Prospect« niemals mit Weste und im Auto zum Vereinsheim düsen. Das gibt schweren Ärger. Gleiches gilt für Partys. Zur Weste gehört das Motorrad, zumindest für niedere Chargen.
    Zu den ehernen Regeln gehört auch, dass die Frauen der anderen Rocker tabu sind, was bisweilen kompliziert werden kann. In Jena gab es den kniffeligen Fall, dass ein Bandido eine Affäre mit der Geliebten eines anderen Bandidos anfing. Was tun? Duellieren im Morgengrauen?
    Von Ihnen als Anwärter wird zudem erwartet, dass sie sich voll und ganz dem Verein unterordnen und hingeben. Das bringt hohe zeitliche und finanzielle Aufwendungen mit sich. Da über eine Vollmitgliedschaft durch Abstimmung entschieden wird, ist der Druck auf Sie immens, den Wünschen der Member stets zu genügen.
    Vorsicht auch vor Ermittlern: »Prospects« gelten bei Fahndern als besonders gefährlich. »Die müssen sich noch beweisen und wollen in der Hierarchie schnell aufsteigen«, so der Berliner Kriminalist Bernd Finger. Sogar falsche Geständnisse werden von Ihnen als »Prospect« verlangt, damit das verdächtige Vollmitglied nicht in den Knast muss. Wenn Sie auf all das keine Lust haben, bleiben Sie lieber zu Hause.
    Drogen, Waffen, Frauen – Die Nachfrage regelt das Angebot
    Der Schauspieler war öfter da. Auch der bekannte DJ schaute hier schon vorbei. Von Biggi, der Hure, ganz zu schweigen. Alle drei wollten den weißen Stoff, der ihnen den Kick beschert. Verkauft wird die Droge in einer
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