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Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)

Titel: Rockerkrieg: Warum Hells Angels und Bandidos immer gefährlicher werden - Ein SPIEGEL-Buch (German Edition)
Autoren: Jörg Diehl , Thomas Heise , Claas Meyer-Heuer
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Unterstützer der jeweiligen Gang posieren können.
    Die nächste Stufe auf dem mühsamen Weg zum Rocker – für Leute mit Geld, Kontakten oder Macht gibt es Abkürzungen – ist die des » Prospects«. Als Mädchen für alles muss er den Mitgliedern des Clubs Tag und Nacht für Frondienste zur Verfügung stehen. Freizeit, Urlaub, Schlaf? Keine Chance. Zwei Jahre kann diese Phase dauern.
    Irgendwann nämlich kommt der erlösende Augenblick, in dem der Anwärter im Hinterzimmer des Clubheims zum » Member« ernannt wird. Das muss einstimmig geschehen. Es soll schon gestandene Kerle gegeben haben, die in diesem Augenblick in Tränen ausgebrochen sind. Etwa ein Jahr lang ist der Jung-Rocker jetzt noch Mitglied auf Probe, dann erst ein »Bruder« mit allen Rechten und Pflichten. Ein Charter der Hells Angels muss aus mindestens sechs Membern bestehen, nur so können sämtliche Offiziersposten des Vereins besetzt werden, als da wären:
    Der » Road Captain« ist für die Ausfahrten zuständig, plant die Strecke, sorgt für Begleitfahrzeuge, führt den Konvoi an.
    Der » Secretary« macht die Schreibarbeit im Club, beantwortet E-Mails, führt den Kalender. Wenn man so will, ist er der Verwaltungschef.
    Ihren Kassenwart nennen die Rocker » Treasurer«. Die Mitglieder zahlen einen monatlichen Mitgliedsbeitrag, den der Schatzmeister verwaltet, meist auf einem Konto des Clubs bei irgendeiner normalen Geschäftsbank, oft per Lastschriftverfahren. Daneben gibt es noch schwarze Kassen, in die weniger legale Gelder fließen.
    Der » Sergeant at Arms« ist für die Bewaffnung der Rocker zuständig und wacht über die Disziplin der Mitglieder. Es liegt in der Natur der Sache, dass diese Position von Männern bekleidet wird, denen die Führung der Bande besonders vertraut.
    Die Bosse der Gangs nennen sich » President« und » Vice-President« . Sie vertreten ihr jeweiliges Charter bzw. Chapter auf nationalen und internationalen Treffen. Zugleich repräsentieren sie den Club gegenüber der Öffentlichkeit und den Behörden.
    Vom Mopedfahrer zum Mitglied – Weiter im Exkurs
    Um »Member«, also Vollmitglied, zu werden, müssen Sie die Mühen der deutschen Subkulturvereinsmeierei ertragen. Der Weg nach oben beginnt als »Supporter«, das ist eine Art Sympathisant des Clubs. Rechte haben Sie in dieser Position gar keine.
    Danach folgt die »Hangaround«-Phase. Das »Rumhängen« mit Clubmitgliedern ist nicht gerade geprägt von einem erfüllten Leben. Sie müssen Bier zapfen, aufräumen, Drogen aus Holland holen, Hilfsarbeiten verrichten. Gehen einem »Full-Member« nach ausgiebigem Alkoholgenuss ein paar Dinge durch den Kopf, zum Beispiel Bockwurst mit Kartoffelsalat, dann können Sie schon mal den Wischmopp holen. Einer muss die Sauerei schließlich wegmachen. Und das sind Sie.
DER ROCKER UND SEINE KUTTE
    Das Heiligtum jedes Rockers ist seine Kutte, eine Weste aus Leder, die er hütet wie seinen Augapfel. Denn auf der Rückseite des Kleidungsstücks befindet sich ein Aufnäher mit dem Symbol seines Clubs, »Colour« oder »Patch« genannt.
    Bei den Hells Angels sind diese Abzeichen wie alle anderen Symbole auch markenrechtlich geschützt. Ein Mitglied der Gang darf – oder besser: muss – den geflügelten Totenkopf kaufen, um ihn sich anschließend auf die Jacke nähen zu können. Zugleich aber bleibt das Patch stets Eigentum des Vereins. Nach dem freiwilligen oder unfreiwilligen Ausscheiden aus dem Clan muss der Rocker seine Insignien zurückgeben. Schließlich besagt Ziffer 5 der konstituierenden Regeln des World Officer Meetings: »Kein Ex-Mitglied oder Anwärter darf irgendwelches Eigentum des Clubs behalten.«
    Dementsprechend unbarmherzig bestrafen die Rocker einen »Bruder«, wenn der seine Kutte verliert oder sie sich sogar stehlen lässt – wobei die Strafen je nach Stellung des Delinquenten in der Bande ziemlich unterschiedlich ausfallen können. Der bewaffnete Überfall auf andere Rocker, in dessen Verlauf Westen geraubt werden, ist allerdings ein häufig angewandtes Mittel der Demütigung zwischen den Gangs. Wenn dann anschließend die Beute auch noch auf Fotos im Internet präsentiert, öffentlich verbrannt oder beschmutzt wird, steigert das den Grad der Demütigung – zugleich meist aber auch das Ausmaß der Vergeltung.
    Die Kutten der Rocker sind meist gespickt mit einer ganzen Reihe von Aufnähern und Abzeichen. Manche dieser Embleme sind selbsterklärend (Name des Clubs, Ort, Funktion), andere in ihrer Bedeutung
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