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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger
Autoren: Jules Verne
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daß der
Go a head
seinen Flug durch das Luftmeer bald begonnen haben werde.
    Immerhin waren bekanntlich alle mechanischen Schwierigkeiten noch nicht überwunden. Sehr viele Sitzungen waren zu diesem Zwecke abgehalten worden, nicht etwa die Form der Schraube oder deren Größenverhältnisse festzustellen, sondern um die Frage zu entscheiden, ob dieselbe am Hintertheil des großen Apparates angebracht werden sollte, wie die Gebrüder Tissandier wollten, oder am Vordertheile, wie es die Capitäne Krebs und Renard schon gethan hatten. Es bedarf kaum der Erwähnung, daß die Vertreter dieser beiden Ansichten bei den bezüglichen Verhandlungen darüber fast handgemein wurden. Die Gruppe der »Vordermänner« glich an Zahl genau der der »Hintermänner«. Onkel Prudent, dessen Stimme bei sonstiger Stimmengleichheit die entscheidende gewesen wäre, Onkel Prudent, der unzweifelhaft aus der Schule des Professors Buridan hervorgegangen war, vermied es klüglich, sich zu äußern.
     

    Die Ballon-Frage.
     
    Bei der Unmöglichkeit, ein Einverständniß herbeizuführen, war es natürlich auch unmöglich, die Schraube an Ort und Stelle zu setzen. Das konnte demnach lange dauern, wenn sich nicht etwa die Regierung ins Mittel legte. In den Vereinigten Staaten liebt es die Regierung aber bekanntlich nicht, sich in Privatangelegenheiten einzumischen oder um das zu kümmern, was sie nicht direct angeht. Damit hat sie gewiß ganz Recht.
    So war die Sachlage, und die Sitzung vom 13. Juni schien gar nicht endigen oder vielmehr nur in einen ungeheuren Tumult auslaufen zu wollen – der wie gewöhnlich mit Injurien begann, sich mit Faustschlägen fortsetzte, dann zu Stockschlägen überging und mit dem Knallen der Revolver abschloß – als ein Zwischenfall um acht Uhr siebenunddreißig Minuten diesen beliebten Verlauf störte.
    Kalt und gemessen, wie ein Polizist inmitten der stürmischen Wogen einer Volksversammlung, hatte sich der Thürsteher des Weldon-Instituts genähert und dem Vorsitzenden eine Karte eingehändigt. Er erwartete eben noch die Befehle, welche der Onkel Prudent ihm zu ertheilen haben könnte.
    Onkel Prudent ließ die Dampftrompete ertönen, die ihm als Präsidentenglocke diente, denn hier hätte, um durchzudringen, nicht einmal die große Glocke des Kremls hingereicht. Nichtsdestoweniger nahm der Lärm nur noch zu. Da »entblößte der Präsident den Kopf« und Dank diesem allerletzten Hilfsmittel entstand wenigstens eine leidliche Ruhe.
    »Eine Mittheilung an den Club! rief Onkel Prudent, nachdem er sich eine Prise aus der ungeheuren Dose, die ihn niemals verließ, zugelangt.
    – Reden Sie! Reden Sie! antworteten neunundneunzig Stimmen, die hierüber zufällig einer Meinung waren.
    – Ein Fremdling, geehrte Collegen, wünscht in unseren Sitzungssaal Eintritt zu erhalten.
    – Nimmermehr! widersetzten sich alle Stimmen.
    – Er wünscht uns, fuhr Onkel Prudent fort, allem Anscheine nach den Beweis zu liefern, daß es der greulichste Wahnwitz sei, an die Lenkbarkeit von Ballons zu glauben.«
    Allgemeines Murren beantwortete diese Erklärung.
    »Herein, herein mit ihm!
    – Wie nennt sich denn diese merkwürdige Persönlichkeit? fragte der Schriftführer Phil Evans.
    – Robur, antwortete Onkel Prudent.
    – Robur!… Robur!… Robur!« heulte die ganze Versammlung.
    Und wenn bei Nennung dieses eigenthümlichen Namens der Träger desselben so schnell Zulassung fand, geschah es eigentlich nur, weil das ganze Weldon-Institut sich Hoffnung machte, auf den Mann den Ueberschuß seiner Erbitterung abzuschütteln.
    Der Sturm hatte sich also einen Augenblick gelegt – wenigstens scheinbar. Wie könnte übrigens ein Sturm so schnell vorübergehen bei einem Volke, welches jeden Monat zwei bis drei solcher nach Europa unter der Form von Wirbelwinden entsendet?
Drittes Capitel.
In dem eine neue Persönlichkeit nicht besonders vorgestellt zu werden braucht, da sie das selbst besorgt.
    »Bürger der Vereinigten Staaten, ich heiße Robur 1 und bin dieses Namens würdig. Trotz meiner vierzig Jahre sehe ich aus wie dreißig, habe eine eiserne Constitution, eine unerschütterliche Gesundheit, hervorragende Muskelkraft und einen Magen, der selbst in der Welt der Strauße als vorzüglich gelten würde.«
    Die Versammlung lauschte. Jedes Geräusch hatte vorläufig aufgehört, als man diese unerwartete Vorrede
pro facie sua
vernahm. War es ein Narr oder ein Spötter, diese Persönlichkeit? Wie dem auch sein mochte, er machte Eindruck und
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