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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger
Autoren: Jules Verne
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Seiten erhob. Zum Schluß warf er den Ballonisten noch folgende Worte ins Gesicht:
    »Mit Ihren Aerostaten können Sie nichts ausrichten, werden Sie zu nichts kommen und niemals etwas wagen dürfen. Der kühnste Ihrer Aeronauten, John Wise, mußte, obwohl er schon eine Luftreise von zwölfhundert Meilen über das Festland Amerikas zurückgelegt hatte, doch auf die Absicht, über den Atlantischen Ocean zu fahren, verzichten. Und seit jener Zeit sind Sie um keinen Schritt, um keinen einzigen auf diesem Wege vorwärts gekommen.
    – Mein Herr, begann da der Vorsitzende, der sich vergeblich bemühte, ruhig zu bleiben, Sie vergessen offenbar, was unser unsterblicher Franklin ausgesprochen hat, als die erste Mongolfière aufstieg, also zur Zeit der Geburt des Ballons. »Jetzt ist das nur ein Kind, aber es wird wachsen!« lautete seine Prophezeiung, und es ist gewachsen!
    – Nein, Herr Präsident, nein, es ist nicht gewachsen… es ist nur größer und dicker geworden, und das ist nicht das Nämliche.« 2
    Das war ein directer Angriff gegen die Pläne des Weldon-Instituts, welches die Herstellung eines Monstre-Ballons beschlossen, unterstützt und betrieben hatte. Sofort kreuzten sich denn auch ziemlich bedrohliche Ausrufe in dem geräumigen Saale, wie:
    »Nieder mit dem Eindringling!
    – Werft ihn von der Tribüne herunter!
    – Um ihm zu beweisen, daß er schwerer ist als die Luft!«
    Und Aehnliches mehr.
    Man begnügte sich indessen noch mit Worten, ohne zu Thätlichkeiten überzugehen. Robur konnte also noch einmal seine Stimme erheben und laut hinausrufen:
    »Fortschritte, Bürger Ballonisten, sind nicht mit dem Aerostaten, sondern nur mit fliegenden Maschinen zu erwarten. Der Vogel fliegt auch, und er ist kein Ballon, sondern ein Mechanismus!…
    – Ja, er fliegt wohl, schrie der vor Zorn keuchende Bat T. Fyn, aber er fliegt gegen alle Regeln der Mechanik.
    – Ach so!« erwiderte Robur, die Achseln zuckend.
    Dann fuhr er fort:
    »Seit man den Flug der größeren und kleineren fliegenden Thiere genau beobachtet hat, ist folgender sehr einfache Gedanke in den Vordergrund getreten: Es gilt auch hier die Natur nachzuahmen, denn diese täuschte sich niemals. Zwischen dem Albatros, der kaum zehn Flügelschläge in der Minute macht, und dem Pelikan, der siebenzig macht…
    – Einundsiebenzig! rief eine schnarrende Stimme.
    – Und der Biene, bei der man hundertzweiundneunzig in der Secunde zählte…
    – Hundertdreiundneunzig! rief ein Anderer aus Scherz.
    – Und der Stubenfliege, welche dreihundertunddreißig fertig bringt…
    – Dreihundertdreißigundeinhalb!
    – Und dem Mosquito, der Millionen macht…
    – Nein… Milliarden!«
    Robur ließ sich durch alle diese Einreden nicht außer Fassung bringen.
    »Zwischen diesen verschiedenen Zahlen… nahm er wieder das Wort.
    – Ist ein großer Unterschied! ließ sich eine Stimme hören.
    … wird man die richtige wählen müssen, um eine praktische Lösung der Aufgabe zu finden. Schon an dem Tage, wo De Lucy nachweisen konnte, daß der Hirschkäfer, jenes Insect, welches nur zwei Gramm wiegt, ein Gewicht von vierhundert Gramm, d. h. zweihundertmal so viel wie sein eigenes Gewicht, aufzuheben vermochte, war eigentlich das Problem der Aviation gelöst. Außerdem wurde nachgewiesen, daß die Flächenausdehnung der Flügel in gleichem Verhältniß abnimmt, wie die Größe und das Gewicht des Thieres zunehmen. Seitdem hat man schon mehr als sechzig verschiedene Apparate erdacht oder auch ausgeführt…
    – Die noch niemals haben fliegen können! rief der Schriftführer Phil Evans.
    – Welche geflogen sind oder noch fliegen werden, antwortete Robur, ohne sich irre machen zu lassen. Ob man sie nun Streophören, Helicopteren. Orthoptheren nennt, oder ihrem Namen nach dem lateinischen
navis
die Silbe »
nef
« anhängt, meinetwegen auch nach dem Worte
avis
die Silbe »
efs
« – jedenfalls kommt man zu dem Apparate, dessen endliche Herstellung den Menschen zum Herrn des Luftmeeeres machen muß.
    – Aha, die Schraube! warf Phil Evans ein. Der Vogel hat aber keine Schraube… so weit man das weiß!
    – Zugegeben, erwiderte Robur, wie Penaud gezeigt hat, arbeitet eigentlich der Vogel selbst als solche und ist seinem Fluge nach Helicoptere, darum ist auch die Schraube der Motor der Zukunft…
    … »Vor solchem Uebel,
    Heilige Helice, 3 behüte uns!« …
    trällerte einer der Zuhörer, der zufällig dieses Motiv aus Hérold’s Zampa im Kopfe behalten hatte.
    Alle
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