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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger
Autoren: Jules Verne
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einmal in’s Luftmeer hinausfliegen, wohin ihm Keiner folgen könnte?
    Das was vielleicht zu vermuthen.
    Indessen senkte sich der »Albatros«, statt höher zu steigen, langsam zur Erde nieder. Man glaubte, er wolle bis aufs Land gehen, und die Menge drängte sich, um ihm Platz zu machen, auseinander.
    Die Erregung der Leute hatte jetzt den höchsten Grad erreicht.
    Zwei Meter über der Erde hielt der »Albatros« an, und unter tiefstem Stillschweigen ließ sich die Stimme des Ingenieurs vernehmen:
    »Bürger der Vereinigten Staaten, sagte er, der Vorsitzende und der Schriftführer des Weldon-Instituts sind wiederum in meiner Gewalt. Hielte ich sie zurück, so würde ich nur von meinem Rechte der Wiedervergeltung Gebrauch machen. Bei der in ihrer Seele durch die Erfolge des »Albatros« entfachten Leidenschaft aber sehe ich ein, daß ihr geistiger Zustand doch nicht derart ist, um die Umwälzungen, welche die Beherrschung des Luftmeeres einst nach sich ziehen muß, vollständig zu begreifen. Onkel Prudent und Phil Evans, Sie sind frei!«
    Der Vorsitzende, der Schriftführer des Weldon-Instituts, der Aeronaut und sein Gehilfe hatten nur einen Sprung zu thun, um auf die Erde zu gelangen.
    Der »Albatros« erhob sich dann sofort, um etwa zehn Meter über die Menge, und Robur fuhr fort:
    »Bürger der Vereinigten Staaten, mein Versuch ist glücklich durchgeführt, doch meine Ansicht geht dahin, nichts zu übereilen, auch nicht einmal den Fortschritt. Die Wissenschaft darf den Landessitten und Gewohnheiten nicht zu sehr vorauseilen. Die Menschheit soll nur schrittweise, nicht durch gewaltsame Umänderungen vorwärts kommen. Ich selbst würde heute noch zu zeitig auftreten, um alle widerstrebenden und getheilten Interessen zu vereinigen. Die Nationen sind zum wirklichen Bunde noch nicht reif.
    »Ich ziehe also weiter und nehme mein Geheimniß mit mir. Für die Menschheit wird es deshalb nicht verloren sein, sondern ihr dereinst gehören, wenn sie unterrichtet genug sein wird, daraus Vortheil zu ziehen, und weise genug, um es nicht zu mißbrauchen. Heil Euch, Bürger der Vereinigten Staaten, Heil Euch jetzt und immerdar!«
    Die Luft mit seinen vierundsiebzig Schrauben peitschend und von den beiden mit größter Kraft arbeitenden Propellern davongetragen, verschwand der »Albatros« im Osten inmitten eines Sturmes von Hurrahs, die jetzt der allgemeinen Bewunderung Ausdruck gaben.
    Die beiden, jetzt wie das ganze Weldon-Institut tief gedemüthigten Collegen thaten das Einzige, was sie thun konnten – sie schlichen nach ihren Behausungen zurück, während die Menge infolge einer plötzlichen Sinnesänderung nicht übel Lust zeigte, sie mit jetzt ganz angebrachtem beißenden Spotte zu begrüßen.
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    Nun bleibt noch immer die Frage bestehen: »Wer ist jener Robur? Wird man es jemals erfahren?«
    Man weiß es schon heute. Robur ist das Wissen und Können der Zukunft, vielleicht schon des nächsten Tages – er ist der sichere Schatz im Schooße kommender Zeiten.
    Daß der »Albatros« noch immer durch die Erdatmosphäre hinschwebe, inmitten seines Reiches, das ihm Niemand streitig machen kann, ist nicht zu bezweifeln; auch Robur der Sieger wird seinem Versprechen gemäß eines Tages wiederkehren und das Geheimniß einer Erfindung offenbaren, welche die socialen und politischen Verhältnisse der Erde gänzlich umgestalten dürfte.
    Was die Zukunft der Luftschifffahrt angeht, so gehört diese den Aeronesfs, nicht den Aerostaten.
    Den »Albatrossen« ist es noch vorbehalten, sich das Reich der Luft endgiltig zu erobern.
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