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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger
Autoren: Jules Verne
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– das immer gebrauchte Beiwort in der Beschreibung von beginnenden Luftfahrten.
    In der That, es war ein prächtiges Schauspiel! Man hätte ein Seeschiff zu sehen gemeint, das eben vom Stapel lief. Und war das hier nicht auch ein Schiff, das in’s Luftmeer abgelassen wurde?
    Der
Go a head
stieg genau lothrecht in die Höhe – ein Beweis für die vollkommene Ruhe der Atmosphäre – und hielt etwa zweihundertfünfzig Meter über der Erde still.
    Hier begann nun die Vorführung der Fahrt in wagrechter Richtung.
    Der von seinen zwei Schrauben getriebene
Go a head
zog mit der Geschwindigkeit von zehn Metern in der Secunde der Sonne entgegen. Das ist die Geschwindigkeit des Walfisches im freien Wasser. Es ist auch gar nicht falsch, jenen mit dem genannten Riesen der nördlichen Meere zu vergleichen, zumal da er auch die Gestalt jenes Cetaceers hatte.
    Eine neue Salve von Hurrahs drang zu den geschickten Aeronauten empor.
    Hierauf führte der
Go a head
unter der Wirkung seines Steuers allerlei kreisförmige, schiefe und geradlinige Bewegungen aus, welche ihm die Hand seines Steuermannes aufnöthigte. Er wendete in engem Kreise, ging nach vorwärts, nach rückwärts, um selbst die zähesten Widersacher der Lenkbarkeit von Ballons eines Besseren zu belehren… wenn es solche Widersacher hier gab! Und wenn es dergleichen gegeben hätte, hätte man sie in die Pfanne gehauen!
    Warum fehlte aber der Wind diesem herrlichen Experimente? Das war bedauerlich. Unzweifelhaft hätte der
Go a head
alle Bewegungen ohne Zögern ausgeführt, indem er entweder eine schräge Richtung einhielt, wie ein Schiff, das dicht beim Winde segelte, oder der Luftströmung gleich einem Dampfer gerade entgegentrieb.
    In diesem Augenblicke stieg der Aerostat um einige hundert Meter höher hinaus.
    Man begreift wohl die Absicht. Onkel Prudent und seine Begleiter suchten in den höheren Luftschichten eine Strömung zu finden, um die Probe zu vervollständigen. Ein System von inneren Ballons, entsprechend der Schwimmblase der Fische, in welche man mittelst Pumpen eine gewisse Menge Gas hineindrücken konnte, gestattete ihm nämlich, auf-und niederzusteigen. Ohne je Ballast auszuwerfen, um höher, oder Gas zu verlieren, um tiefer zu gehen, war er im Stande, sich nach Belieben des Luftschiffers in der Atmosphäre zu heben oder zu senken. Außerdem war er jedoch am oberen Scheitel mit einem Ventil versehen, für den Fall, daß er einmal sehr schnell herabzugehen gezwungen wäre. Hier waren demnach nur bereits bekannte Mittel vorgesehen, diese aber bis zum höchsten Grade der Vollkommenheit entwickelt.
    Der
Go a head
erhob sich also in lothrechter Linie. Durch optische Wirkung verringerten sich seine Dimensionen allmählich den Blicken. Gewöhnlich erscheint das ziemlich merkwürdig für die Zuschauer, die sich, um gerade hinauf zu sehen, fast die Halswirbel brechen. Der ungeheure Walfisch wurde so nach und nach zum Meerschwein, um endlich bis zur Größe des gewöhnlichen Gründlings herabzusinken.
    Da die aufsteigende Bewegung nicht unterbrochen wurde, erreichte der
Go a head
eine Höhe von viertausend Metern, blieb aber bei dem reinen, keine Spur von Dunst enthaltenden Himmel vollkommen klar sichtbar.
    Indeß hielt er sich fortwährend über der Lichtung, als würde er daselbst von divergirenden Leinen festgehalten. Und wenn eine riesenhafte Glocke über die Umgegend gestürzt gewesen wäre, hätte die Luft darunter nicht ruhiger sein können. Weder in jener, noch in irgend einer anderen Höhe regte sich der leiseste Hauch. Stark verkleinert durch die Entfernung, als ob man ihn durch ein verkehrt gehaltenes Fernrohr betrachtet hätte, manövrirte der Aerostat, ohne den geringsten Widerstand zu finden.
    Plötzlich drang ein Aufschrei aus der Menge, ein Schrei, dem sofort hunderttausend: andere folgten. Alle Arme richteten sich nach einem Punkte am Horizonte, und zwar nach Nordwesten hin.
    Dort im tiefen Azur ist ein sich bewegender Körper erschienen, der näher herankommt und größer wird. Ist es ein Vogel, der mit mächtigem Flügelschlage durch die höchsten Luftschichten schwebt? Ist’s eine Feuerkugel, deren Bahn die Atmosphäre in schiefer Richtung durchschneidet? Jedenfalls ist der räthselhaften Erscheinung eine bedeutende Schnelligkeit eigen und sie muß bald über die erstaunte Volksmenge hinwegrauschen.
    Ein Verdacht, der sich gleichsam elektrisch allen Gehirnen mittheilt, verbreitet sich über die ganze Lichtung.
    Es scheint jedoch, als ob
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