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Robur der Sieger

Robur der Sieger

Titel: Robur der Sieger
Autoren: Jules Verne
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Trauer, und das Wort Trauer ist hier gar nicht übertrieben, denn manche hirnverbrannte Köpfe, wie man deren auch in den Vereinigten Staaten antrifft, bildeten sich steif und fest ein, die beiden ehrenwerthen Bürger niemals wiederzusehen.
    Nachdem er über Paris hingefahren war, hörte man von dem »Albatros« zunächst nicht weiter reden. Einige Stunden später war er über Rom schwebend gesehen worden – das war Alles. Bei der bekannten Geschwindigkeit des Aeronefs, mit der er über Europa von Nord nach Süd und über das Mittelmeer von West nach Ost gefahren war, darf das ja nicht Wunder nehmen. Und Dank eben dieser Schnelligkeit konnte ihn auch kein Fernrohr an irgend einem Punkte seiner Fahrtlinie genauer beobachten. Und hätten die Sternwarten ihr gesammtes Personal Tag und Nacht auf Vorposten gestellt, die Flugmaschine Robur des Siegers hätte sich so weit und so hoch entfernt – in »Ikarien«, wie er zu sagen pflegte – daß Alle verzweifelt wären, deren Spur je wieder aufzufinden.
    Hier sei hinzugefügt, daß, wenn seine Geschwindigkeit über dem Ufer Afrikas auch vermindert wurde, sich doch, weil jenes Document noch nicht bekannt war, Niemand versah, den Aeronef in den Höhen des algerischen Himmels zu suchen. Auf jeden Fall wurde er über Timbuktu wahrgenommen; das Observatorium dieser berühmten Stadt – wenn sie überhaupt ein solches besitzt – hatte aber noch nicht Zeit gefunden, das Resultat seiner Beobachtungen nach Europa mitzutheilen. Was den König von Dahomey betrifft, so hätte dieser gewiß eher zehntausend Unterthanen, und seine Minister inbegriffen, um einen Kopf kürzer machen lassen, ehe er zugestand, im Kampfe mit einer in der Luft schwebenden Maschine unterlegen zu sein. Jeder fröhnt eben seiner kleinen Eigenliebe.
    Weiterhin steuerte der Ingenieur Robur dann über den Atlantischen Ocean, wobei er zuerst nach dem Feuerlande und dann nach dem Cap Horn kam. Ferner irrte er, etwas gegen seinen Willen, über die südlichsten Landvesten und über das ausgedehnte Polargebiet hinweg. Von diesen antarktischen Gegenden aus war natürlich keine Nachricht zu erwarten.
    Der Juli verrann, und kein menschliches Auge konnte sich rühmen, den Aeronef nur flüchtig wieder erblickt zu haben.
    Der August ging zu Ende, ohne daß sich an der Ungewißheit über das Loos der beiden Gefangenen Robur’s etwas änderte. Man fing allmählich an, sich zu fragen, ob der Ingenieur, nach dem Beispiele des Ikarus, dieses ältesten Mechanikers, dessen die Sagengeschichte erwähnt, nicht ein Opfer seiner Kühnheit geworden sein möge.
    Endlich vergingen auch die ersten siebenundzwanzig Tage des Septembers ohne jede Aenderung der Sachlage.
    Bekanntlich gewöhnt man sich ja in der Welt an Alles. Es liegt in der menschlichen Natur, mit der Zeit den Stachel des Schmerzes weniger zu empfinden; man vergißt, weil es nothwendig ist, einmal zu vergessen. In diesem Falle mußte man dagegen den Bewohnern dieses Erdenthals zu ihrer Ehre nachsagen, daß sie von der allgemeinen Regel abwichen; noch immer ermattete nicht die warme Theilnahme an dem Loose zweier Weißen und eines Schwarzen, die wie durch den Propheten Elias entführt schienen, denen aber keine Rückkehr durch die Bibel geweissagt war.
    In Philadelphia trat das natürlich noch deutlicher zu Tage, als an jedem anderen Orte; hier kamen dabei ja nähere persönliche Beziehungen ins Spiel. Robur hatte den Onkel Prudent und Phil Evans aus Rache ihrer Heimat entfremdet, hatte wenn auch ohne jedes Recht, eine grausame Wiedervergeltung geübt. Doch war seine Rache damit gekühlt? Würde er dieselbe nicht auch noch anderen Collegen des Vorsitzenden und des Schriftführers vom Weldon-Institut fühlen lassen? Und wer konnte sich gesichert wähnen gegen etwaige Angriffe jenes allmächtigen Beherrschers des Luftmeeres?
    Da durchlief am 28. September eine Neuigkeit die ganze Stadt: Onkel Prudent und Phil Evans sollten danach am Nachmittage in der Privatwohnung des Vorsitzenden vom Weldon-Institut wieder aufgetaucht sein.
    Das Merkwürdigste an dieser Botschaft war, daß sie sich bestätigte, obgleich die Meisten nicht daran glauben wollten.
    Dennoch mußte man sich der Thatsache fügen. Das waren die beiden Verschwundenen in Person – nicht ihre Schatten – und auch Frycollin war mit ihnen zurückgekehrt.
    Die Mitglieder des Clubs, darauf deren Freunde und endlich eine ungeheure Volksmenge strömten vor Onkel Prudent’s Hause zusammen. Alle begrüßten mit Jubelruf die
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