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Robolution

Robolution

Titel: Robolution
Autoren: Christian von Aster
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Natustanks, das sich anderswo sinnvoller hätte einsetzen lassen.
    Und obwohl es Claw weitgehend gelungen war, das Gerede der anderen Teammitglieder zu ignorieren, so war dieses Denken doch keine gute Voraussetzung für Männer, die einander im Notfall ihr Leben anvertrauen mussten …
    Van Ghor kümmerten solche Bedenken nicht. Er machte keinen Hehl aus seiner Abneigung gegen Betas. Oder auch das meiste andere. Der Mann war derart zynisch, dass er wahrscheinlich nie etwas anderes als Söldner hatte werden wollen. Er wirkte jünger, als er war. Das Einzige, was sein tatsächliches Alter erahnen ließ, war sein akkurat geschorenes silbergraues Haar, das in krassem Gegensatz zu seinem athletischen Körper stand. Wäre man von seiner Statur und seiner Haltung ausgegangen, hätte man ihn wohl allenfalls auf fünfunddreißig geschätzt. Leonidas van Ghor aber war zweiundfünfzig. Ein misstrauischer Zyniker und übellauniger Zeitgenosse. Wenn einer im Team Probleme machen würde, dann wohl er. Da war sich McCrae sicher.
    »Ma’am.« Van Ghor salutierte mit einer knappen exakten Geste, nickte ihr zu und ließ sich in einen der Kommandosessel sinken, während sich der Heavy wortlos an McCrae vorbeidrängte, neben den Söldner an die Wand der Brücke lehnte und wortlos die Arme vor der Brust verschränkte.
    McCrae betrachtete ihn. Das war er also. Riff ›Mono‹ Mimkin. Er stammte urspr ünglich von einem Bergbauplaneten namens Ghimli Prime, war Sprengstoffexperte und stand angeblich unter irgendwelchen Medikamenten. Das Ganze hatte mit dem Tod seines Bruders Brogk im Rahmen seines letzten Einsatzes zu tun, war aber laut Akte nicht weiter problematisch. Obwohl die vernarbte Glatze des Heavys, sein ungepflegter Backenbart, seine Vorliebe für altmodische Metalmusik und die Flecken auf seinem Overall durchaus auch schlimmere psychische Probleme hätten vermuten lassen.
    Dies war Mimkins erster Einsatz seit dem Ableben seines Bruders. Die beiden waren eineiige Zwillinge gewesen und hatten als freie Söldner einen gewissen Ruf genossen. Seit Brogks Tod hatte sich Riff allerdings gehen lassen, sich zwischen Alkohol und harten Drogen verloren und bestand seitdem außerdem darauf, dass man ihn Mono nannte. Marotten, die sich schlussendlich nicht positiv auf seine Auftragslage ausgewirkt hatten, sodass dieser Einsatz seine Chance war, wieder reinzukommen. Pleite, wie er war, war eine solche Chance allerdings auch dringend vonnöten. Der Heavy war in McCraes Augen das schwächste Glied des Teams, denn er vermied direkten Augenkontakt, war jähzornig und neigte zudem zu paranoidem Verhalten. Aber sie ging davon aus, dass er irgendwelche Vorzüge haben musste, da der Konzern ihn sonst schließlich nicht für diese Mission ausgewählt hätte . Auch wenn es lediglich ein Routineeinsatz war.
    Mimkin blickte seine Vorgesetzte missmutig an, zog hoch, spie auf den Boden und schaute teilnahmslos dabei zu, wie im nächsten Augenblick eine kleine Reinigungsdrohne aus einer Öffnung in der Wand geschossen kam und seine Spucke beseitigte.
    Schweigend betrachtete Officer McCrae die beiden ungleichen Männer. Fehlte bloß noch einer – und der war noch ungleicher. Die Tatsache, einen Beta im Team zu haben, war für sie ein wenig verstörend. Vor allem, weil 2OT Technology die Dienste von Betahumanoiden für gewöhnlich nicht sehr schätzte. Im Order of Technology hielt man nicht viel von solchen Chimären, die in der neuen Weltordnung des 2OT keinen Platz hatten.
    Weshalb Claw dennoch Teil des Teams geworden war, lag auf der Hand. Er gehörte ihnen. Und darum würden sie ihn auch einsetzen. Er war vor allem als Beweis ihrer technischen Überlegenheit erschaffen worden. Ein Raptorbeta. Symbol des Fortschritts. Fusion einer längst vergangenen Lebensform mit modernster Technologie und den neuesten Erfolgen der Genforschung. Im Gegensatz zu klassischen Säugetieren war der Raptor in seiner Eigenschaft als Sichelklauen-Saurier und Bindeglied zwischen Vogel und Reptil ein Neuling im Natus-Tank. Der 2OT hatte der Welt nur beweisen wollen, dass sie es konnten. Dass es keine Grenzen für sie gab. Und obwohl Claw lediglich ein Prototyp war, machten seine knapp drei Meter Körpergröße ihn doch zu einer beeindruckenden Erscheinung.
    Der wuchtige braune Kopf mit der Schuppenstruktur, den wulstigen Brauen und dem riesigen Maul wirkte in erster Linie einschüchternd. Dem Blick seiner bernsteinfarbenen Reptilienaugen hingegen wohnte etwas anderes inne, eine
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