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Robolution

Robolution

Titel: Robolution
Autoren: Christian von Aster
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seltsame Milde, gemischt mit Verstehen, beinahe wie eine eigene Art von Intelligenz.
    Helen McCrae kannte jemanden, der bei den Tanks arbeitete und wusste, wie viele halbgare Exemplare der Konzern hatte verschwinden lassen müssen, bevor dieser Raptorbeta überhaupt vorzeigbar gewesen war. Kaum, dass die Konzernspitze den fertigen Claw schließlich der Öffentlichkeit präsentiert und auf Tour geschickt hatte, war die Presse förmlich aus dem Häuschen gewesen. Starlook hatte den Schulterschluss von Vergangenheit und Zukunft gefeiert, während Everywhere Broadcasting die Rechte an seiner Geschichte gekauft hatte.
    Zwei Monate lang hatten sich alle interstellaren Sender und Zeitungen seinetwegen überschlagen. Jetzt aber, da die Wellen der Begeisterung abgeklungen waren, hatten die Verantwortlichen bei 2OT Technology beschlossen, den Raptorbeta einzusetzen. Und das, obwohl er seiner Akte zufolge nicht einmal die Hälfte aller vorgeschriebenen Trainingseinheiten abgeschlossen hatte. Aber es war nicht an McCrae, die Entscheidungen der Konzernspitze anzuzweifeln. Wann immer diese Leute es sagten, waren die Kenntnis eines Natustanks und drei Meter Körpergröße Qualifikation genug.
    Hinter den beiden Männern betrat jetzt auch der Raptorbeta die Brücke.
    Trotz der vergleichsweise großzügigen Bauweise des Shuttles musste er geduckt eintreten. Er war einer der größten Betas, die McCrae jemals gesehen hatte. Und es war ein merkwürdiges Gefühl, die Vorgesetzte von jemandem zu sein, der einen um mehr als einen Meter überragte. Claw blickte sich kurz um. Er war schweigsam und schwierig einzuschätzen. Die Ablehnung, die ihm entgegenschlug, spürte er allerdings deutlich. Das war ihm anzumerken.
    Die drei Männer hatten sich während des zweitägigen Flugs mehrmals in die Haare bekommen. Auch wenn es überwiegend spielerisch gewirkt hatte, war klar, dass hier ein Problem in der Luft hing. Das war der Nachteil eines derart zusammengestellten Teams. Zwei wurden bezahlt und der dritte gezwungen. Keiner hatte jemals zuvor mit einem der anderen gearbeitet. Der Vorteil anderer Justifiers, zu wissen, wie der andere tickte, seine taktischen Stärken und Schwächen oder seine bevorzugten Waffen zu kennen – all das war hier hinfällig. Diese drei wussten nicht einmal, ob sie sich im Ernstfall aufeinander verlassen konnten. Und die wenigen Tage auf Pygmalion oder im Inneren dieses Shuttles reichten kaum aus, um sich auch nur im Ansatz kennenzulernen. Zumal das Bedürfnis auch nicht sonderlich ausgeprägt schien. Da war ein gepflegter Streit das beste Mittel, sich näherzukommen, und bei zwei Männern, die aus ihrer Verachtung für Chimären keinen Hehl machten, hatte ein Beta eben keinen allzu guten Stand.
    Aber wenn alles gut ging, hatten sie das Perpetuum bald in Händen und konnten in drei Tagen schon wieder getrennte Wege gehen. McCrae würde in der konzerninternen Hierarchie aufsteigen, Mono neue Aufträge bekommen, Claw könnte beweisen, dass er mehr als bloß ein Promobeta war, und van Ghor würde sich zur Ruhe setzen können. Oder was auch immer er mit dem Geld vorhaben mochte. Das wiederum war der Vorteil eines solchen Routineeinsatzes: Das Ziel war markiert und mit einem Peilsender versehen, alles bis ins Kleinste koordiniert, und für alle Eventualitäten gab es Ausfallpläne, die die Einsatzleitung bereits im Vorfeld konzipiert hatte.
    Die Dauer des Einsatzes war also absehbar. Vier Tage noch, maximal f ünf. Länger würde sie diese Leute nicht mehr ertragen müssen. Dennoch war sie froh, dass die drei zumindest im Moment nicht stritten.
    Der Mond vor dem Sichtfenster des Cockpits wurde langsam größer.
    »Das ist also Coppola II …« Nachdenklich blickte van Ghor über die Instrumente hinweg ins All. »Wenn ich richtig informiert bin, dürfte sich dort unten eigentlich nichts befinden.«
    McCrae nickte. »Das ist richtig, Mr. van Ghor. Offiziell gilt dieser Mond als unerschlossen. Inoffiziell fungiert er jedoch als eine Art interstellarer Schrottplatz und gehört 2OT Technology.«
    Der Söldner lachte leise auf. »Inoffiziell also. So wie Sie es aussprechen, vermute ich aber fast, dass es noch eine weitere Variante gibt …«
    Seine Vorgesetzte hob anerkennend eine Braue. »Das ist ebenfalls korrekt. Und eben darum habe ich Sie auch zusammengerufen, meine Herren. Denn auch wenn dieser Einsatz Routine ist, gibt es doch noch ein paar Aspekte, über die ich Sie im Vorfeld in Kenntnis setzen sollte.«
    »Wir sind
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