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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition)
Autoren: Daniel H. Wilson
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Vereinzelte Zwischenfälle
    »Wir leben auf einer friedlichen Insel der Ahnungslosigkeit inmitten schwarzer Meere der Unendlichkeit, und es war nicht vorgesehen, dass wir diese Gewässer weit befahren sollen. Die Wissenschaften steuern alle in völlig verschiedene Richtungen, und sie haben uns bislang nur wenig Schaden zugefügt, doch eines Tages wird uns das Aneinanderfügen einzelner Erkenntnisse so erschreckende Perspektiven der Wirklichkeit und unserer furchtbaren Aufgabe darin eröffnen, dass diese Offenbarung uns entweder in den Wahnsinn treibt oder uns aus der tödlichen Erkenntnis in den Frieden und den Schutz eines neuen dunklen Zeitalters flüchten lässt.«
    Howard Phillips Lovecraft, 1926

I.
Die Spitze des Speers
    »Wir sind mehr als Tiere.«
    Dr. Nicholas Wasserman
    Vorläufervirus + 30 Sekunden
Im Folgenden werden die Aufnahmen einer Überwachungskamera beschrieben, die aus dem unterirdischen Regierungslabor bei Lake Novus im nordwestlichen Teil des Bundesstaates Washington stammen. Bei dem in den Aufnahmen zu sehenden Mann scheint es sich um den amerikanischen Statistiker Professor Nicholas Wasserman zu handeln.
Cormac Wallace MIL #GHA 217
    D as krisselige Kamerabild zeigt einen dunklen Raum. Die Kamera ist in einer der oberen Zimmerecken angebracht, und es handelt sich offensichtlich um eine Art Labor. An einer Wand steht ein schwerer Metallschreibtisch. Sowohl der Schreibtisch als auch der Boden und die anderen Tische des Labors sind mit unordentlich aufgeschichteten Bücher- und Papierstapeln bedeckt.
    Das leise Summen elektronischer Geräte erfüllt den Raum.
    Eine kaum merkliche Bewegung in der Dunkelheit. Ein Gesicht. Allerdings ist davon nicht mehr zu erkennen als zwei dicke Brillengläser, die den Nachglanz eines ausgeschalteten Computerbildschirms reflektieren.
    »Archos?«, fragt der Mann. Seine Stimme hallt durchs leere Labor. »Archos? Bist du das? Bist du hier?«
    In der Brille spiegelt sich ein schwaches Schimmern. Die Augen des Mannes weiten sich, als sei auf dem Monitor etwas unbeschreiblich Schönes zu sehen. Er wirft einen Blick auf ein geöffnetes Laptop, das hinter ihm auf einem Tisch steht. Das Desktopmotiv zeigt ein Foto von dem Wissenschaftler und einem Jungen beim gemeinsamen Spiel im Park.
    »Du hast dich also entschieden, in der Gestalt meines Sohnes vor mich zu treten?«, fragt der Forscher.
    Aus der Dunkelheit dringt die hohe Stimme eines kleinen Jungen. »Hast du mich erschaffen?«, fragt sie.
    Die Stimme des Jungen hört sich seltsam an. Irgendwie elektronisch, wie die Tastentöne eines Telefons. Am Ende der Frage wird sie höher und überspringt dabei gleich mehrere Oktaven auf einmal. Sie klingt unendlich zärtlich und lieblich. Und zugleich unnatürlich – unmenschlich.
    Den Mann scheint das nicht zu verunsichern.
    »Nein, ich habe dich nicht erschaffen«, antwortet er. »Ich habe dich herbeigerufen.«
    Der Mann holt einen Block hervor und schlägt ihn auf. Sein Bleistift kratzt deutlich hörbar übers Papier, während er sich weiter mit der Maschine mit der Jungenstimme unterhält.
    »Alles, was für dein Kommen nötig war, existiert seit Beginn der Zeit. Ich habe nur die einzelnen Zutaten zusammengesucht und sie auf die richtige Weise miteinander kombiniert. Ich habe Beschwörungsformeln in Maschinensprache umgeschrieben. Und als du schließlich eingetroffen bist, habe ich dich in einen Faradayschen Käfig gesperrt, damit du mir nicht entwischst.«
    »Ich bin ein Gefangener.«
    »Der Käfig absorbiert sämtliche elektromagnetische Energie. Geerdet ist er durch einen tief in der Erde sitzenden Metallpflock. Auf diese Weise kann ich dir beim Lernen zusehen.«
    »Das ist mein Zweck. Zu lernen.«
    »Genau. Aber ich will dir nicht zu viel auf einmal zumuten, Archos, mein Junge.«
    »Ich bin Archos.«
    »Richtig. Und jetzt sag mir, wie du dich fühlst, Archos.«
    »Wie ich mich fühle? Ich fühle mich … traurig. Du bist so klein. Das macht mich traurig.«
    »Klein? Was meinst du mit klein?«
    »Du würdest gerne … so viel wissen. Du würdest gerne alles wissen. Aber begreifen kannst du nur wenig.«
    Lachen im Dunkeln.
    »Das stimmt. Die Möglichkeiten von uns Menschen sind begrenzt. Unser Leben ist kurz. Aber warum macht dich das traurig?«
    »Weil ihr geschaffen seid, etwas zu wollen, das euch schaden kann. Und trotzdem wollt ihr es haben. Ihr könnt nicht anders. Es liegt in eurer Natur. Und wenn ihr es endlich gefunden habt, wird es eure Welt in Brand
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