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Robocalypse: Roman (German Edition)

Robocalypse: Roman (German Edition)

Titel: Robocalypse: Roman (German Edition)
Autoren: Daniel H. Wilson
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Box, die den gesamten Krieg mitgeschnitten hat.
    Ein paar der Leute in dem Würfel erkenne ich wieder. Mich und ein paar meiner Kumpels. Wir sind da drin. Big Rob hatte die ganze Zeit den Finger auf der Aufnahmetaste, und zwar bis zum bitteren Ende. Doch Dutzende andere tauchen auch auf, manche von ihnen noch Kinder. Menschen aus aller Herren Länder. Soldaten und Zivilisten. Nicht alle von ihnen haben überlebt oder auch nur ihre jeweilige Schlacht gewonnen, doch alle haben gekämpft. Hart genug, um Rob dazu zu bringen, etwas genauer hinzuschauen und sich ein paar Notizen zu machen.
    Ob sie noch am Leben sind oder nicht: Die Leute in dem Datenraum sind alle unter ein und derselben, von den Robotern festgelegten Kategorie gruppiert:
    Helden.
    Diese verdammten Maschinen kannten und liebten uns, obwohl sie gleichzeitig unsere Zivilisation in Schutt und Asche legten.
    Eine ganze Woche gehe ich nicht mehr zu dem Würfel ins Zelt. Meine Leute säubern die übrigen Gebiete der Ragnorak Intelligence Fields, ohne jegliche Verluste. Dann besaufen sie sich. Am nächsten Tag fangen wir an, unseren Kram zu packen, und immer noch schaffe ich es nicht, wieder dort reinzugehen und mich diesen Geschichten zu stellen.
    Ich kann nicht schlafen.
    Niemand sollte je sehen, was wir gesehen haben. Und dennoch kann man es sich in dem Zelt anschauen, wie einen Horrorfilm, der so abgefuckt ist, dass er einen den Verstand kostet. Ich liege wach, weil ich weiß, dass jedes seelenlose Monster, mit dem ich gekämpft habe, dort drinnen auf mich wartet – quicklebendig und in 3-D.
    Die Monster wollen reden, ihre Erlebnisse mit mir teilen. Sie wollen, dass ich mich erinnere, damit ich alles aufschreiben kann.
    Aber ich bin mir nicht sicher, ob man das Ganze wirklich festhalten sollte. Wäre es nicht vielleicht besser, unsere Nachkommen würden niemals erfahren, was wir tun mussten, um zu überleben? Ich habe keine Lust, zusammen mit Mördern in alten Zeiten zu schwelgen. Außerdem: Wer bin ich schon, dass ich diese Entscheidung für die Menschheit treffen könnte?
    Erinnerungen verblassen, doch Worte halten ewig.
    Also gehe ich nicht in das Zelt zurück. Und schlafe nicht. Und bevor ich mich’s versehe, verschwinden meine Kollegen für diese letzte Nacht im Feld in ihren Kojen. Morgen früh geht’s nach Hause – oder wenigstens dorthin, wo wir uns ein Zuhause halbwegs vorstellen können.
    Fünf von uns sitzen noch um ein Lagerfeuer in der gesäuberten Zone. Ausnahmsweise müssen wir uns mal keine Sorgen wegen der Wärmesignale machen, die wir abgeben. Wir müssen auch nicht das Auge eines fernen Satelliten fürchten oder auf das nahende Flapp-flapp-flapp der Sucher horchen. Nein, wir können einfach nur Unsinn reden. Und gleich nach Roboter umnieten ist Unsinn reden zufällig das, was der Brightboy-Squad am besten kann.
    Ich bin nicht in Stimmung, aber die Leute haben sich ein bisschen Entspannung verdient. Also grinse ich pflichtschuldig über ihre schlechten Witze und wilden Prahlereien. All die tollen Partys, die wir mit Rob gefeiert haben, sind natürlich Thema Nummer eins. Wie Tiberius einmal zwei dackelgroße Stumper entschärfte und sich wie Rollschuhe unter die Füße schnallte. Die dämlichen kleinen Krabbler liefen mit ihm direkt in den Stacheldraht, der das Lager sicherte, was dem lieben Tiberius ein paar wirklich sehenswerte Gesichtsnarben einbrachte.
    Je weiter das Feuer herunterbrennt, umso ernster wird jedoch die Unterhaltung. Und schließlich fängt Carl an, von Jack zu reden, der als Sergeant die Truppe anführte, bevor ich diesen Job übernahm. Ungebrochene Hochachtung spricht aus den Worten des Technikers, und so wie er sie erzählt, klingt die Geschichte mit Jack auch für mich plötzlich neu und spannend, obwohl ich sie von Anfang bis Ende miterlebt habe.
    Mein Gott, das war ja immerhin der Tag meiner Beförderung.
    Wie gebannt hören ich und die anderen Carl zu. Ich vermisse Jack, und mir tut leid, was ihm zugestoßen ist. Ganz kurz sehe ich wieder sein grinsendes Gesicht vor mir.
    Letzten Endes gibt es allerdings im Grunde nicht mehr zu sagen, als dass Jack Wallace nicht länger unter uns weilt, weil er ein Tänzchen mit Big Rob persönlich gewagt hat. Er wurde aufgefordert und ließ sich nicht lange bitten. Mehr muss man – fürs Erste wenigstens – von der Sache nicht wissen.
    Trotzdem sitze ich später im Schneidersitz vor einem Roboter, der überlebt hat, sehe mir kaum eine Woche nach Kriegsende all die
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