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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux
Autoren: Alexander Kröger
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zusammen gearbeitet hast. Das Leben ist schon ein wunderliches Ding, jeder hängt daran – wie, na, wie an einem Seil. Der eine zittert schon, wenn das Seil schwingt, der andere versucht es bis zur Dehnungsgrenze und vertraut darauf, dass es hält. Es soll sogar welche geben, die da meinen, es risse sowieso, da schneide ich es lieber gleich über mir ab, na ja…“ Donas pflegte oftmals solche Gedanken unvollendet mit „na ja“ abzubrechen.
    Robina zwang sich, ein wenig verstört, in die Wirklichkeit zurück. ‘Also – was könnte passiert sein?’ Und wieder ging sie Möglichkeiten durch, und begann dann zu rechnen: ‘Wenn sie mit höchster Startgeschwindigkeit aufrechen mussten, wären sie jetzt’, Robina blickte zur Uhr, ‘etwa dreihundertfünfzigtausend Kilometer entfernt. Aber das ist kein Grund, nicht zu funken! Also müsste gleichzeitig noch ein Defekt in der Funkanlage aufgetreten sein, in der, die sich im ständigen Einsatz befindet, und in der Reserveanlage. Oder irgendein Umstand zwingt zur Funkstille.’ Durch Robina glitt Hoffnung. ‘Wann könnte so etwas eintreten? Bei Annäherung unbekannter Objekte, wie das Reglement so schön sagt… Wir befinden uns unmittelbar neben einem Funkfeuer. Wenn nun dessen Erbauer auf dem Weg hierher sind, was läge da näher, als auf Sicherheitsabstand zu gehen und natürlich den Funkverkehr einzustellen, zunächst. Aber auch dann hätten sie mir, selbst in einem solchen aufregenden Fall, noch ein gerichtetes Signal geben können – müssen! Und wenn sie das getan haben, zu dem Zeitpunkt, als ich da unten ohne Besinnung lag? Auf jeden Fall werden sie mich holen!’ Robina nestelte hastig an der Gerätetasche. Sie spulte fieberhaft den Recorder zurück, ließ das Band anlaufen. „Hallo, Frank!“ hörte sie ihre Stimme.
    Sie spulte weiter zurück. Halt! Der letzte – der letzte? – Funkspruch mit der REAKTOM. „… ich lande!“, hörte sie sich sagen. Und dann Franks Stimme: „Mach’s gut, Robi, melde dich, wenn du unten bist! Ich bleibe dran.“ Und dann kam wieder ihre Stimme, belegt nach einem Räuspern: „Hallo, Frank!“ Kein Laut zwischendurch.
    ‘Also, was war?’ Sie konzentrierte sich: ‘Da tauchte plötzlich das Spiegelbild auf, ich zog nach oben weg, es wäre beinahe ein Looping geworden. Na klar! Was ich in der spiegelnden Fläche gesehen habe, war die Öffnung des Haupttriebwerkes! Und die konnte ich naturgemäß erst sehen, als sich das Boot von der Fläche abgewendet hatte, also nach der Gefahr eines Aufpralls!’ Sogleich probierte Robina den Effekt mit einer Safttube über dem Spiegelnden. ‘Ja, so und nicht anders, kein Zweifel! Also muss das mit dem Schub stimmen. Ich war schon weg von der Wand! Dann ist vielleicht auch der Blitz keine Einbildung… Es wird sich klären!’
    Robina packte die Reste des Proviants ein, vergewisserte sich, dass sie die Anzugschleuse wieder dicht verschlossen hatte, und sah abermals zur Uhr. Es musste bald wieder soweit sein!
    ‘Ich gehe Heber noch höher!’ Mit einigen Sprüngen überquerte sie das Plateau – hin zu dem Säulenbündel.
    Die achteckigen Gebilde hatten einen Durchmesser von vielleicht 30 Zentimetern und waren unterschiedlich hoch, so dass Robina wie auf einer Wendeltreppe die Spitze erreichte. Mechanisch, beinahe murmelnd, weil voller Furcht und entnervt, sagte sie: „Hallo, REAKTOM, hallo, Frank!“
    Der Kosmos schwieg. Kalt – Robina empfand: feindlich – glitzerten die Sonnen aus der Schwärze, wanderten, verschwanden hinter den schimmernden Säulen und Klötzen.
    Die Zeit, in der das Raumschiff passieren musste, war noch nicht verstrichen, als sich Robina in einer dumpfen Verzweiflung die Stufen des Steinbündels hinabgleiten ließ. Sie erreichte die Ebene, schleppte sich zum Wrack. Sie fühlte sich leer, wie ausgebrannt. Sie empfand in diesem Augenblick nicht Angst, eher eine niederschmetternde Ausweglosigkeit, sah sich außerstande, in Zusammenhängen zu denken. Sie lehnte den Kopf gegen die Rumpfverkleidung des zerstörten Bootes, wälzte darauf den Helm hin und her, sinnlos, minutenlang. Langsam, zunächst nicht ganz fassbar, kroch in sie die Gewissheit: ‘ Ich bin allein!’
    Allein…
    Sie spürte noch, wie eine Woge der Verzweiflung über sie hereinbrach, und dann heulte sie los, irrsinnig, laut, schrie und tobte. Sie hieb mit den Fäusten, dem Kopf auf das Blech, warf sich in den Staub, krallte in das splittrige Geröll.
    Als die Kräfte sie verließen, rutschte sie
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