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Robina Krux

Robina Krux

Titel: Robina Krux
Autoren: Alexander Kröger
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scheinbar immer schwerer wurden. ‘Aber ich könnte auch weiter gehen, immer weiter, bis zur Erschöpfung, bis ich liegen bliebe, müde schlafen… Das Seil, Donas’ Seil, durchschneiden… Wäre es das Schlechteste? Wozu überhaupt noch?’
    Sie spürte abermals die Behälter. ‘Wegwerfen, aufgeben! So sinnlos alles…’
    Wenige Minuten, nachdem Robina den ersten Behälter fallen gelassen hatte, leuchtete hinter einem vorspringenden Quader der violette Oktaeder auf und daneben die Kabine. Und dann sah sie das unbeschädigte Landezeichen.
    Sie kehrte um, nahm den Behälter wieder auf und ging erleichtert auf den Eingang der Riesendruse zu.
    Obwohl sie sich bereits zum dritten Mal im Stützpunkt befand, wurde ihr erst die Enge des Zugangs bewusst, als sie mit den Behältern anstieß.
    Schmerzliche Erinnerung packte sie, sobald sie an die Albereien während des letzten Aufenthalts dachte, bei dem sie zu dritt eine Kette gebildet und sich die zeitlupenhaft schwebenden, schweren Behälter wie Luftballons zugestippst hatten.
    Alle vier waren sie Sympathici. Nie kam es zu ernsthaften Reibereien. Stef als Kommandant brauchte seine Autorität nicht hervorzuheben, jeder bewegte sich in vernünftigen Normen, es gab zwischen ihnen kein Misstrauen, keine Vorbehalte, wahrscheinlich die einzige Möglichkeit, eine große Aufgabe ohne subjektive Komplikationen vernünftig anzupacken und zu bewältigen. Das erste Mal, dass eine „voll gemischte Mannschaft“– wie die offizielle Bezeichnung lautete – eine derart lange Zeit reiste. Und Robina empfand, da sie zurückdachte, dass sie sich, den Skeptikern zum Trotz, glänzend bewährt hatte.
    Sie erinnerte sich, wie nach dem Entladen Frank so nebenher fragte: „Was meint ihr, Mädels, schaun wir noch mal rüber zur Kuppel?“, und als sie zugestimmt hatten: „Stef, wir verlängern den Aufenthalt, fliegen zur Kuppel, vielleicht – na, es könnte sein, dass wir vorgestern etwas übersehen haben.“
    Und nach einer Pause hatte Stef geantwortet: „Ist gut, lasst eingeschaltet!“
    Es herrschte eben Harmonie, eine, die nicht Langeweile erzeugt, weil sie in ihrem Rahmen alles zulässt, Spott, Humor und unbedingten Verlass auf den anderen. Jeder sah selbst, worauf es im entscheidenden Augenblick ankam.
    Natürlich fanden sie nichts Neues bei jenem zusätzlichen Ausflug. So leicht würde das Bauwerk sein Geheimnis nicht preisgeben. Aber sie hatten Gelegenheit zu allerlei Vermutungen.
    Robina sah zur Uhr. Über vier Stunden… ‘Um so viel habe ich also das Landeziel verfehlt.’
    Sie zwängte sich in die Grotte, war erneut fasziniert von deren märchenhaften Pracht. Hier wucherten die Kristalle in irdischen Dimensionen, hier herrschte überschaubare Vielfalt, die den Eindruck von Geborgenheit vermittelte. Die Lumineszenzstrahlung drang nur gedämpft durch die Wände.
    Robina warf die Behälter achtlos zu Boden. Ein Bündel glitzernder Gipsnadeln zerstiebte. Gleichgültig rückte Robina die Kanister mit dem Fuß zurecht.
    Die Höhle zog sich etwa 50 Meter tief in das Kristallgebirge hinein, wurde allerdings nach hinten zu immer flacher. Dort standen die Stapel der Behälter: Sauerstoff und alle möglichen Konserven.
    Robina sah sich prüfend nach Geräten um: ein Brenner, die Einmannschleusenkabine draußen, drei Raumanzüge… Dazu das, was noch am Wrack lag.
    Die Kabine!
    Robina ging nach draußen.
    Was hatte Frank gesagt? Wenn sie nicht von Meteoriten beschädigt werden soll, muss sie in die Grotte. Nur, der Eingang erwies sich als zu eng. Ihn zu erweitern, sollte die letzte Arbeit sein.
    Robina stand vor dem Container, der vier Meter in der Länge, zweieinhalb in der Breite und zwei Meter in der Höhe maß. Und sie empfand schmerzlich, dass dieser Quader aus Plaststoffen und Metall das Einzige sein könnte, das ihr die Illusion irdischer Geborgenheit erzeugen konnte; ein Leben ohne Raumanzug in 20 Kubikmetern heimischer Atmosphäre, wenn auch umgeben von Ventilen, Instrumenten und Behältern.
    Robina öffnete die äußere Schleusentür, ergriff wie schlafwandlerisch die dort bereitstehenden primitiven Handwerkszeuge und schleppte sie zum Eingang.
    Wenig später hieb sie mit einer Spitzhacke unkonzentriert auf die Kristalle links und rechts vom Eingang ein. Sie war alsbald umhüllt von einer Wolke aus Staub und Splittern, aber sie hatte nur einige hässliche Schrammen in die Wände gekratzt.
    Als ihre Hände den Stiel der Hacke beinahe nicht mehr zu halten vermochten und sie
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