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RobertosAngebot

RobertosAngebot

Titel: RobertosAngebot
Autoren: Chris P. Rolls
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Fußboden davor verteilt. Robs Hemd war völlig durchnässt worden und hatte stark nach dem billigen Wodka gestunken, den jemand flaschenweise hineingegeben hatte, bis das Ganze ziemlich ungenießbar geworden war. Jason hatte sein Hemd in die Waschmaschine gesteckt. Da war die Party schon fast vorbei gewesen, die meisten lagen besoffen, schlafend oder knutschend irgendwo herum. So gegen drei Uhr nachts musste es gewesen sein.
    Rob hatte Jason noch geholfen, aufzuräumen und die Schnapsleichen nach draußen entsorgt. Dann hatte Jason ihm angeboten, hier zu pennen, bei ihm im Zimmer auf dem Sofa, weil der letzte Bus schon eine dreiviertel Stunde weg gewesen war.
    Rob probierte zu lächeln und es ging gefahrlos, ohne zu starke Schmerzen und ohne sich zu übergeben. Ein guter Anfang. So war es also gewesen und deshalb war er nun in Jasons Zimmer. Aber wo war der jetzt?
    Abermals drang das Stöhnen in seinen Kopf ein. War es nicht eben ganz weg gewesen? Nun fing es wieder von vorne an, ebenso wie zuvor: lustvoll, mitreißend, erotisch, sich langsam zum Höhepunkt steigernd.
    Erneut schüttelte Rob verwirrt den Kopf. Das kam definitiv nicht aus seinem Schädel. Dieses Stöhnen musste von woanders her kommen. Nicht aus diesem Zimmer, sondern irgendwo unter ihm.
    Langsam wuchtete er sich hoch und machte zwei tastende Schritte. Es ging, er kippte nicht gleich wieder um. Wo war noch das Badezimmer?
    Rob trat aus dem dunklen Zimmer auf den Flur, wo ihn das grelle Sonnenlicht aus zwei Dachfenstern blendete. Seine Augen brauchten eine ganze Weile, sich daran zu gewöhnen, zumal er noch immer etwas verschwommen sah. Mit den Händen vor sich ausgestreckt und sich an der Wand entlang tastend, fand er den Weg zum Badezimmer.
    Jedenfalls war er hier gestern schon öfter gewesen, daran konnte er sich erinnern. Rob klappte den Klodeckel auf und erledigte sein erstes Bedürfnis. Sein Blick glitt durch den kleinen Raum zur Badewanne mit dem beigen Duschvorhang.
    Der Raum war hellgrün gekachelte und am Waschbecken standen drei Zahnputzbecher, Rasierzeug, Männerdeo und Aftershave. Auch das Duschgel war ausschließlich auf männliche Bedürfnisse ausgerichtet.
    Erleichtert seufzte Rob auf, als der erste Druck seiner Blase verschwand. Zufrieden betätigte er die Spülung und sein Blick fiel auf die Waschmaschine in der anderen Ecke des Raumes. Daran klebte ein gelber Post-it-Zettel. Neugierig trat er näher, seine Augen waren jedoch noch immer nicht ganz bereit mitzumachen und er musste sich davor knien, um die Schrift zu entziffern.
    „Moin Rob!“, stand da. „Leider funktioniert der Trockner nicht, daher ist dein Hemd zwar sauber, aber noch nass. Nimm dir eins von meinen, wenn du was brauchst. Bis denne, Jason.“ Rob grinste. Jasons Hemden würden gewiss lustig an ihm aussehen, denn der war einen ganzen Kopf größer als er, breiter gebaut und hatte wesentlich längere Arme.
    Träge zuckte er die Schultern. Dann musste er eben nur mit seiner Lederjacke bekleidet losziehen. Die musste ja irgendwo unten sein.
    Aber wo war eigentlich Jason hin?
    Erneut gab Robs Kopf eine Erinnerung frei. Jason musste heute am Sonntag arbeiten. Er hatte schon lautstark gemeckert, dass er Dienst hatte und er daher selbst nicht ganz so ausgelassen feiern konnte wie alle anderen.
    „Kein Problem“, hatte er gesagt, als er Rob anbot, bei ihm zu übernachten. „Du kannst ruhig auspennen. Ich muss zwar früh los, aber fühle dich wie zuhause. Zieh einfach die Tür zu, wenn du gehst.“
    Rob grub nach weiteren Erinnerungen. Jason wohnte hier mit seinem Vater. Sie hatten deshalb so lange Party machen können, weil der Vater auf Montage war und sie somit sturmfreie Bude hatten.
    Müde trat Rob an den Spiegel heran und musterte sein verquollenes Antlitz durch die nebligen Kontaktlinsen. Sein Gesicht war nun wirklich nichts Besonderes. Ein dunkler Teint, das Erbe seiner italienischen Mutter, braunschwarze Augen unter schmalen Augenbrauen, eine Stupsnase, schwarze, halblange und viel zu lockige Haare. Er wirkte eindeutig südländisch. Da hörte die Exotik aber auch schon auf, denn er war ansonsten nicht besonders groß, nicht besonders breitschultrig, nicht besonders muskulös, nicht besonders schön, er war einfach gar nichts Besonderes.
    Rob schniefte, grinste sich höhnisch an, schöpfte sich kaltes Wasser ins Gesicht und betrat den Flur, um nach unten zu gehen und seine Jacke zu suchen. Das Stöhnen setzte prompt wieder ein.
    Schmunzelnd verzog Rob den Mund.
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