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Robert und die Ritter - Das Zauberschwert

Robert und die Ritter - Das Zauberschwert

Titel: Robert und die Ritter - Das Zauberschwert
Autoren: dtv
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folgte immer nur dem großen grünen Hubbel vor mir (falls ihr wisst, was ich meine).
    Nach einer Weile ging es über einen schmalen Weg, dann hatten wir den Waldrand erreicht, jedenfalls bewegte sich der große grüne Hubbel vor mir plötzlich nicht mehr.
    »Jetzt noch leiser!«, hörte ich Kuno flüstern, obwohl wir schon bisher so leise gewesen waren, dass die Geräusche, die wir machten, genauso gut der Wind in den Gräsern hätte sein können.
    Ich hob ein winziges bisschen den Kopf und sah Bäume aufragen. Sie standen so dicht, dass kein Lichtschein durch ihr Blätterdach drang. Darunter war Gestrüpp, das aussah, als bräuchte man mindestens eine Machete, wenn man sich einen Weg hindurchbahnen wollte. Aber genau das wollte Kuno, ohne Machete, nur mit einem Holzschwert und auf dem Bauch. Auweia! Ich hatte Zweifel, ob das klappen konnte. Und wenn? Was erwartete uns dann in dem Wald? Oder wer? Die Mädchen hatten irgendwas gesehen. Aber was? Oder wen? Den Drachen? Robert? Oder   … beide? – So überlegte ich, als der große grüne Hubbel vor mir sich wieder in Bewegung setzte.
    Kurz darauf war es stockfinster. Und totenstill. Oder fast. Denn sosehr wir auch aufpassten, manchmal hörte man doch ein welkes Blättchen rascheln oder trockene Zweiglein knacken, wenn wir vorwärtsrobbten. Aber wir kamen vorwärts! Ich hatte mir unnötig Sorgen gemacht. Nur wenn es raschelte oder knackte, zuckten wir jedes Mal zusammen, weil es sich in der Totenstille wie ein Höllenlärm anhörte.
    Ich
war zum Glück gut im Anschleichen – dachte ich. Bis ich merkte, dass es immer ich war, bei dem es raschelte oder knackte.
Immer
! Bei denanderen raschelte und knackte es
nie
. Dabei war ich, als wir zu Hause noch Indianer spielten, immer der Beste im Anschleichen gewesen. Gut, es hatte schon mal geraschelt und geknackt, aber meistens raschelte und knackte es bei Robert. Obwohl der sich natürlich trotzdem für den Oberanschleicher hielt. So war er eben, da konnte man   …
    »Knack!«
    Da war’s mir schon wieder passiert. Vielleicht sollte ich mich lieber aufs Anschleichen konzentrieren, statt an zu Hause zu denken. Oder an Robert   …

    »Raschel!«
    Oh Mann! Wenn es wenigstens den andern auch mal passiert wäre. Nur ein klitzekleines Mal. Aber denen passierte es nicht. (Und falls euch wieder mal jemand erzählen will, die Indianer wären die größten Anschleicher gewesen, Winnetou und so, dann wisst ihr’s jetzt besser: Die kleinen Ritter von der Wackerburg waren’s. Ich war dabei!)
    »Kracks!«
    Natürlich wieder ich. Und diesmal war es kein trockenes Zweiglein, sondern fast schon ein Ast.
    »Mann!«, hörte ich Kuno zischen.
    »Dödel!«, zischten Rigobert und Dagobert.
    Und wisst ihr was: Auf einmal ging mir mitten im wahrscheinlich finstersten Wald der Welt ein Licht auf. Mir wurde schlagartig klar, was mit mir los war:
Ich wurde eine Art Robert.
Egal, was ich machte, es war immer verkehrt. Und je richtiger ich es machen wollte, desto verkehrter wurde es. Dabei meinte ich es immer nur gut – genau wie Robert. Mein Vater sagt immer, wenn zwei lange genug verheiratet sind, werden sie sich immer ähnlicher. (Meine Mutter findet das nicht, aber wenn ihr meinen Vater sehen würdet, könntet ihr das verstehen.) Und wenn das nun beiFreunden genauso war? Oder gerade bei Freunden, auch wenn es sonst nicht stimmte? Gut, bisher hatte ich davon noch nichts gemerkt. Aber jetzt merkte ich es. Ich war ein hoffnungsloser Fall. Genau wie Robert. Der Unterschied war nur, dass mir das klar war. Oder
noch
klar war. Vielleicht änderte sich das ja auch irgendwann. Vielleicht endeten wir irgendwann als Zwillinge wie Rigobert und Dagobert, nur dass wir nicht haargenau gleich aussahen, sondern haargenau den gleichen Mist verzapften. – So war das, endlich hatte ich es begriffen! Und soll ich euch was sagen: Ich war kein bisschen traurig, dass es so war. Wenn wir nämlich irgendwann eine Art Zwillinge wurden, dann hieß das ja, dass ich Robert wiederkriegte.
    Ach Mensch, Robert!, dachte ich im Weiterrobben, und glaubt es oder glaubt es nicht: Da hörte ich plötzlich seine Stimme.
    Okay, dachte ich, jetzt also auch noch das. Ich höre Stimmen   …
    Da hörte ich sie wieder.
    »Halt, seid mal leise!«, zischte Kuno, und der früher grüne und im Dunkel des Waldes schwarze Hubbel vor mir sank langsam tiefer.
    Kuno hatte also auch was gehört. Und jetzt,wo wir die Luft anhielten und die Ohren spitzten, war auch kein Irrtum mehr möglich:
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