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Ritterturnier auf Schreckenstein

Ritterturnier auf Schreckenstein

Titel: Ritterturnier auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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überhörender Wegweiser, dem sie in Richtung Ziel folgten. Nach ein paar schnellen Schritten zeichneten sich die Schatten ab, und das Trio sagte wie aus einem Munde: „Guten Abend. Sollen wir schieben helfen?“

    Die Überraschung verschaffte ihnen Zeitgewinn. Pummel griff nach dem Motorrad, Stephan baute sich vor Udo auf, Ralph erwischte den langen Andreas am Ärmel.
    Breitbeinig stand Udo da, um Stephan in den Würgegriff zu nehmen, brach sein Vorhaben aber mit einem Schmerzenslaut ab. Er hatte sich an einem der heißen Zylinder gebrannt.
    „Vorsicht, die Maschine!“ rief Pummel. Gemeinsam hielten sie das sich zur Seite neigende Monstrum, bis Udo den Abstellarm heruntergeklappt hatte.
    „So“, sagte Stephan. „Willkommen auf Burg Schreckenstein!“
    „He, was soll der Quatsch?“ fragte Udo perplex, da sich keiner auf ihn stürzte.
    „Kommt mit!“ drängte Pummel. „Jerry wartet schon auf euch. Und noch ein paar Freunde.“
    Udo stockte. „Du, Andreas…?“
    „Der ist verduftet“, sagte Ralph ungerührt.
    „Die Maschine…“
    „Hier kommt nichts weg, Junge“, tröstete Pummel. „Ich hab’ den Zündschlüssel.“
     
    Wären die Neustädter um diese Zeit nicht längst in ihren Betten gewesen, sie hätten sich gewiß über den Motorradfahrer gewundert, der da mit kleinstem Licht und einem Rennrad über die Schulter gehängt im Schrittempo durch stille Wohnstraßen rollte. Jetzt hielt er an, stellte den Motor ab, das Licht verlöschte, die Maschine neigte sich auf den Abstellarm. Der offenbar recht kräftige Fahrer nahm das Rennrad von der Schulter als sei’s ein Brotbeutel, lehnte es in einen Busch, zog einen Briefumschlag aus der Tasche, steckte etwas hinein, fuhr mit der Zunge den Klebestreifen entlang, sah sich suchend um und steckte das Kuvert in einen Briefkasten neben der Tür. Nachdem er sich mit Rundblick überzeugt hatte, daß er nicht beobachtet worden war, zog er das Rennrad aus dem Busch, schwang sich auf den Sattel, schaltete die Taschenlampe am Vorbau ein und strampelte den Weg zurück, den er gekommen war.
     
     
     

Erhebendes Fahrgerät
     
    An diesem Morgen hätte Fides ihrem Weckdienst auf Schloß Rosenfels nicht nachkommen müssen. Die meisten Mädchen waren während der Nacht zuerst von Motorlärm, dann vom Knarzen der Haupttreppe, von merkwürdigen Geräuschen auf dem Korridor hinter der Glastür, schließlich von eiligen Schritten, Keuchen und Stöhnen vor dem Hauptportal immer wieder aufgeschreckt worden. Wer aufstand, um zu erfahren, was hier vor sich ging, wurde von den großen Mädchen angefaucht, schnellstens wieder ins Bett zu verschwinden, die Lage sei schon schwierig genug.
    Die Zwerghühner Karin, Johanna, Ilse waren gar vom Schreckensteiner Schulkapitän Ottokar persönlich zusammengestaucht worden, daß sie nicht mehr wagten, ihr Zimmer noch einmal zu verlassen. Jetzt, vor dem offiziellen Wecken, sahen sie vom Fenster aus Beatrix, Sophie, Ingrid mit den Kratzbürsten Esther, Doris und Martina ins ehemalige Wirtschaftsgebäude hinüberschleichen, alsbald mit zwei gefesselten Gestalten wieder herauskommen und sie auf dem Weg zur Hauptstraße vorwärtsschieben wie störrische Esel. Jedesmal, wenn die ziemlich großen Jungen bockten und nicht mehr weiterwollten, wurden sie von Martina mit Karategriffen zur Vernunft gebracht. Dann verschwand die Gruppe hinter den Bäumen. Zum Dauerlauf kamen die Mädchen nicht, erschienen erst im Duschraum, wo sie endlich berichteten.
    Zu dritt waren sie mit dem Elektroboot zur Burg hinübergefahren, um Näheres über den Quarantänestreich herauszubekommen, und hatten erfahren, daß ein Ritter in Neustadt gewesen war und daß keiner etwas mit dem unmöglichen Streich zu tun gehabt habe. Dies zu behaupten sei eine bösartige Verleumdung. Leider falle es den Rittern schwer, das Gegenteil zu beweisen.
    Während des Gesprächs in der Folterkammer, bei köstlich wärmender Bouillon, sei plötzlich Jerry von der Ebertschule hereingebracht worden. Wachen hatten ihn aufgespürt. Später hätten sie dann noch Udo erwischt, samt dem schweren Motorrad. Ein dritter, der lange Andreas, habe fliehen können und sei nicht mehr gesichtet worden.
    Die Ritter hätten die Ebertlinge bewirtet und sie dann laufenlassen, um dem Vorurteil in Neustadt nicht neue Nahrung zu geben. Gemeinsam habe man die beiden zu ihrem Motorrad auf den Sportplatz begleitet und leider feststellen müssen, daß sie nicht nach Neustadt, sondern in Richtung Wampoldsreute
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