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Ritterturnier auf Schreckenstein

Ritterturnier auf Schreckenstein

Titel: Ritterturnier auf Schreckenstein
Autoren: Oliver Hassencamp
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vorangegangenen Schulversammlung zusammentreten würde, verstand sich von selbst. In der Folterkammer wurde an Alibis gebastelt – wurden Gegenstrategien entworfen. Ingrids Bruder Mücke saß auf dem steinernen Richtertisch. Hinter ihm Stephan, Hans-Jürgen und Ottokar in den steinernen Richtersesseln. Andi lehnte an dem Stock mit den Daumenschrauben, Dieter saß auf dem Bock vor dem Zahnrad für die Eingeweide. Zwischen Eiserner Jungfrau und Faules Kasten ging Klaus auf und ab, und Dampfwalze lag wie immer auf der Streckbank.
    Mücke baumelte nicht mit den Beinen – ein Zeichen für höchste Konzentration. Mit seinem flinken Kopf faßte er gerade alle bis jetzt geäußerten Ansichten, Vorschläge und Absichten der Gegenseite zusammen: „Die Ebertlinge glauben, daß wir dahinterstecken, und sinnen auf Rache. Das heißt: Jerry, Andreas und Udo. Sie brauchen ja das Motorrad. Schnappen wir sie, bringt uns das nicht aus dem Schneider. Es wird heißen, sie wollten sich rächen und…“
    „…und wir sind wieder die bösen Buben“, plapperte Klaus dazwischen.
    Das leuchtete allen ein.
    „Und wenn wir sie laufenlassen? Auflaufen, ins Leere?“ dachte Stephan laut.
    „Dann zerlegen sie den Laden!“ befürchtete Dampfwalze.
    „Und wenn sie das nicht können?“ Ottokar hatte den Gedanken seines Freundes verstanden.
    „Da ist ein Eichhörnchen versteckt!“ umschrieb Andi diese besonders quirlige Idee.
    „Spielen wir den Fall mal durch“, schlug Hans-Jürgen vor. „Die kommen also auf unsere Burg zugeschlichen – und was ist dann?“
    „Guten Abend!“ sagten Andi, Werner und Strehlau zu den drei dunklen Gestalten, die sich, über den Hang heraufschleichend, dem Durchgang zum Sportplatz näherten.
    „Guten Abend“, antwortete eine von ihnen, überhaupt nicht erschrocken. „Tagt euer Ritterrat noch?“
    Die drei Ritter stutzten. „Hühner!“ rief Computergehirn Strehlau halblaut.
    „Erraten!“ Sophie, Beatrix und Ingrid nannten ihre Namen. „Wir wollten mal Genaueres hören. In Neustadt war ja einiges los. Wir wollten endlich Klarheit. Und da haben wir uns ins Elektroboot geschmissen…“
    „Sehr vernünftig“, meinte Werner. „Kommt rein.“
    „Wir erwarten zwar Besuch“, fügte Andi hinzu: „Aber vielleicht ist es gar nicht schlecht, daß ihr da seid.“
    Sie geleiteten die Mädchen zur Folterkammer. Überall flüsterten Ritter im Dunkel, Wachen wurden umgestellt, Streifen auf ihren Rundgängen verständigt. Andi hatte seinen Elektrokocher und Tassen gebracht, und so gab es erst einmal Bouillon zur Begrüßung. Groß war die Freude über das Wiedersehen, selbst Ingrid fand erstaunlich nette Worte für den Muskelprotz, der sie mit seinem Karpfenblick anstrahlte. Dann kam man zur Sache.
    „Was? Ihr… ihr wart es gar nicht?“ stotterte Beatrix nach Ottokars Eröffnung.
    Ingrid gab einen spitzen Laut von sich. „Das ist aber sehr langweilig.“
    Ottokar rieb sich die Hände. „Dafür seid ihr die ersten, die’s uns glauben.“
     
    Draußen spähte die halbe Ritterschaft in die mondlose Nacht. Von der Bushaltestelle oben bei Drei Tannen über die Burghälfte von Graf Schreckenstein – seiner großen Nase wegen kurz Mauersäge genannt – bis hinunter zum Bootssteg lauerten Augenpaare.
    „Guten Abend!“ sagten Beni, Pummel und Eugen gleichzeitig und traten der langen Gestalt in den Weg, die sie durch den Prinzengarten hatten schleichen sehen. Es war Jerry. Er nahm sofort Boxerhaltung ein.
    „Aber Schnucki!“ tönte Beni zuckersüß. „Nimm deine Streichhölzer runter, wir tun dir nichts.“
    Pummel vollführte eine Bitte-nach-Ihnen-Bewegung zum Durchgang. „Komm rein. Du bist selbstverständlich unser Gast.“
    Jerry machte muntere Miene zum aussichtslosen Spiel. „Habt ihr wenigstens ein kaltes Bier?“
    Mitleidig schüttelte Eugen den Kopf. „Aber Jerry! Du warst doch selbst beinah’ mal Schreckensteiner.“
    „Verträgt sich euer komischer Bazillus überhaupt mit Alkohol?“ erkundigte sich Beni besorgt.
    „Sieh an, der verlorene Sohn kehrt heim!“ jubelte Witzbold Klaus in der Folterkammer. Die Mädchen gaben Laute des Erstaunens von sich.
    „Schweinebande!“ murrte Jerry. In seiner Lage empfand er die Anwesenheit der Rosenfelserinnen als demütigend.
    Die drei saßen beinebaumelnd auf dem Richtertisch und nippten an ihren Tassen.
    „Kennen wir uns nicht?“ fragte Beatrix schnippisch.
    „Mach’s dir bequem!“ rief Dampfwalze und klopfte mit seiner Pranke neben sich auf
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