Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Riskante Versuchung

Riskante Versuchung

Titel: Riskante Versuchung
Autoren: S Brockmann
Vom Netzwerk:
netter, stiller Mann, der nicht gern über seine Vergangenheit sprach. Keine große Sache. Jess redete auch nicht gern über ihre Ehe mit Ian. Deshalb war sie noch lange keine Axtmörderin. Vielleicht war Rob mit einer unerträglichen Frau verheiratet gewesen. Vielleicht hatte er eine schlimme Kindheit gehabt. Vielleicht sprach er jedoch auch einfach nicht gern über sein Privatleben. Als sie ihn nach Büchern und Filmen gefragt hatte, war er sehr schnell aufgetaut. Natürlich war das auch nur besserer Small Talk gewesen.
    Nein, Rob war ein netter, stiller Typ.
    Trotzdem erhob sich Jess und sperrte die Hintertür zu.
    Dieser Teil war der beste. Natürlich hatte er das Seil dabei und das Messer. Er liebte ihren Gesichtsausdruck, wenn er das eine Ende des Seils um seinen eigenen Knöchel band. Und noch mehr liebte er es, wenn er sie aufforderte, sich das andere Ende um ihr Bein zu binden.
    Doch zuerst forderte er sie auf, sich zurechtzumachen - Make-up aufzulegen, während er sich auszog.
    Zu diesem Zeitpunkt weinte sie schon, doch das war in Ordnung. Da weinten sie alle.
    Und schon bald würde sie damit wieder aufhören.

2. KAPITEL
    „Hey, Bug, wie geht‘s?“
    „Rob!“ Kelseys Stimme war aus dem Garten gut im Haus zu hören. „Du bist zu Hause!“
    Jess trat ans Küchenfenster und schaute zu, wie ihre Tochter von der Schaukel sprang und zu Rob rannte.
    Sie sah zur Uhr. Es war fast fünf. Er kam früher als sonst.
    Es waren erst zwei Wochen, doch Jess kam es vor, als wohnte Rob schon immer nebenan.
    Es hatte nicht lange gedauert, bis sich eine Art Routine zwischen ihnen entwickelt hatte. Wenn er von der Arbeit kam, spielte er mit Kelsey im Garten. Nach einer Weile ging Jess hinaus und lud ihn zum Abendessen ein. Er lehnte ab, es sei denn, sie hatte nicht gekocht. Wenn sie eine Pizza oder chinesisches Essen kommen ließ, erklärte er sich einverstanden, mit ihnen zu essen - jedoch nur, wenn er die Rechnung übernehmen durfte. Seit letztem Montag bestand Jess darauf, sich die Rechnung mit ihm zu teilen.
    Warum? Weil sie in letzter Zeit sehr häufig Pizza und chinesisch gegessen hatten.
    Auch an den Abenden hatte sich rasch eine Routine entwickelt. Für gewöhnlich wollten Jess und Kelsey ein Spiel spielen oder sich einen Film ausleihen. Dazu luden sie Rob ein. Manchmal blieb er, manchmal fuhr er mit seinem Wagen weg. Wohin, das sagte er nie, und Jess wagte nie, ihn danach zu fragen.
    Rob wich weiterhin persönlichen Fragen aus und redete stattdessen lieber über das Wetter, Baseball oder Kelseys Schule. Small Talk eben. Letzte Woche allerdings war Ian zur Sprache gekommen, nach einem besonders unerfreulichen Besuch ihres Ex.
    Jess hatte gemerkt, wie Rob sie beobachtete, nachdem Ian endlich wieder gegangen war. Sie versuchte zu lächeln und sagte: „Tut mir leid.“
    Rob winkte ab. „Ich war mir nicht sicher, ob ich lieber gehen soll, damit Sie ungestört sind.“
    „Ich bin froh, dass Sie geblieben sind“, stellte Jess klar. „Ian war mal wieder betrunken, und er ist schon im nüchternen Zustand ziemlich unberechenbar.“ Sie lachte bitter. „Er trinkt, und dann glaubt er, dass er mich zurückhaben will. Ich habe keine Ahnung, warum. Als wir verheiratet waren, wollte er mich jedenfalls nicht.“
    Rob lehnte sich an das Verandageländer und betrachtete sie schweigend.
    „Wie gesagt, es tut mir leid“, wiederholte sie und versuchte, nicht allzu deprimiert wegen Ians Besuch zu sein. „Ich will gar nicht so verbittert klingen.“
    „Er ist ganz schön kaputt“, bemerkte Rob und senkte zögernd den Blick auf die fleckigen Holzdielen der Veranda, ehe er fortfuhr: „Darf ich Ihnen eine persönliche Frage stellen, Jess?“
    Sie nickte. Diese ganze Unterhaltung war sehr persönlich. Sie hatte halbwegs damit gerechnet, dass Rob nach Ians Besuch möglichst rasch verschwinden würde, um auf Distanz zu ihrem erbärmlichen Leben zu gehen. Doch er stand da am Geländer und machte keine Anstalten, irgendwohin zu gehen.
    Er schien seine Worte sorgfältig zu wählen. „Hat Ian Sie oder Kelsey jemals … geschlagen?“
    „Nein“, antwortete sie aufrichtig. „Das hat er nie. Er hatte Wutausbrüche und hat ein paarmal das Wohnzimmer verwüstet. Einmal hat er sogar ein ganzes Porzellanservice an die Wand geworfen.“
    „Aber er hat Ihnen nie wehgetan?“, wollte Rob wissen.
    „Nicht absichtlich“, antwortete Jess. „Einmal zerbrach er ein Fenster, und ich habe mich an einer umherfliegenden Scherbe geschnitten. Aber
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher