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Riskante Naehe

Riskante Naehe

Titel: Riskante Naehe
Autoren: Michelle Raven
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Schläfe, und sie sackte in die Knie. Die Welt drehte sich um sie. Übelkeit stieg in ihr auf.
    »Haltet sie endlich fest!«
    Karen hörte die Stimme wie durch eine Watteschicht. Sie wollte sich wehren, aber ihre Arme gehorchten ihr nicht. Ein Stich in ihren Oberarm durchbrach ihre Lethargie, und sie bäumte sich noch einmal auf. Aber es war zu spät, sie brach zusammen, ihre Wange presste sich auf den Holzboden. Ihre Augen schlossen sich gegen ihren Willen, und die Dunkelheit senkte sich über sie.

 
    1
    Diamond Bar Ranch, Montana
    Der Tag fing schon schlecht an, und von da an ging es steil bergab. Clint Hunter, Captain des Navy-SEAL-Teams 11, stand gerade auf der Ranch seiner Eltern bis zu den Hüften in einem mit Morast gefüllten Loch, in das sich eine der Kühe verirrt hatte, als sich sein Pager meldete. Das fremdartige Geräusch erschreckte die panische Kuh derart, dass sie durch ihr Gezappel noch tiefer in den Schlamm gezogen wurde.
    »Verdammt!« Mit Fingern, die ebenso dreckig waren wie der Rest von ihm, zog Clint das Gerät vorsichtig von seinem Gürtel. Bevor er die Nummer richtig erkennen konnte, rutschte es durch seine schlammigen Finger und fiel in den Matsch.
    Mit einem erneuten Fluch auf den Lippen bückte er sich hastig, um es zu retten. Er zog den Pager aus dem Morast und wischte mit den Fingern über das Display. Die Nummer gehörte zum SEAL-Stützpunkt in Coronado. Clint seufzte. Wer sollte sich auch sonst melden? Im Prinzip hatte er außerhalb der Navy kein Leben. Kaum gönnte er sich seit Jahren das erste Mal mehr als ein paar Tage Erholung, schon wurde er wieder von seinem Arbeitgeber gerufen.
    Er übergab das Seil, mit dem er versucht hatte, die widerspenstige Kuh einzufangen, dem Vorarbeiter der Ranch. »Versuch du dein Glück, Shep. Ich muss zum Telefon. Falls wir uns nicht mehr sehen sollten, Petri Heil!« Rasch entfernte er sich aus der Reichweite von Sheps schlammigen Fingern.
    Es tat ihm gut, nach all den Monaten im Dienst der Elite-Spezialeinheit der Navy mal wieder für einige Zeit zu Hause zu sein und sich mit seiner Familie und den Arbeitern um die Ranch zu kümmern. Man bekam bei der Navy nicht viel von Viehzucht zu sehen, auch wenn die SEALs nicht nur im und am Wasser operierten, sondern auch auf dem Land und in der Luft. Gegründet nach dem Zweiten Weltkrieg aus den Underwater-Demolition-Teams, die noch weitgehend im Wasser beziehungsweise unter Wasser gearbeitet hatten, waren die SEALs inzwischen auch durchaus in der Wüste, in der Arktis oder bei Fallschirmsprüngen aus Flugzeugen und Helikoptern zu finden.
    Zwar hielten sie sich weiterhin im Training oder bei der Arbeit oft im Wasser auf, doch heutzutage fand ein hoher Prozentsatz der Arbeit eines SEAL an Land statt. Vor allem bei Clints Team 11, das für Terrorismusbekämpfung und Geiselbefreiungen eingesetzt wurde. Bisher war das Jahr allerdings recht ruhig verlaufen, es waren keine größeren terroristischen Vorkommnisse gemeldet worden. Deshalb hatte er geglaubt, sich einen kleinen Urlaub leisten zu können. Offenbar eine Fehleinschätzung.
    Während er auf schnellstem Wege auf seinem Hengst Devil zum Haus ritt, überlegte er, was der Anruf bedeuten mochte. Wahrscheinlich wurde er wieder nach Coronado zurückbeordert, aber ob es sich um einen Ernstfall oder um eine Übung handelte, war nicht zu ersehen. Er hoffte nur, dass er nicht nur zu Trainingszwecken seinen Urlaub abbrechen musste. Seine Mundwinkel zogen sich nach unten. Oder vielleicht war das doch die bessere Alternative. Ein Ernstfall bedeutete immer Gefahr – für die Menschen, zu deren Rettung sie geschickt wurden, und auch für seine Männer. In seinem Team waren nur die Besten, aber während einer Mission konnte immer etwas schiefgehen. Bisher hatte er stets alle zurückgebracht, wenn auch manchmal mit Verletzungen, aber es gab keine Garantie, dass es so bleiben würde.
    Fünf Minuten später war er beim Haus angelangt. Adrenalin breitete sich in seinem Körper aus, als er sein Pferd im Stall an einen Arbeiter weitergab und den Hügel zum Haus hinaufrannte.
    Sein Vater kam ihm in der Tür zum Arbeitszimmer entgegen, und seine sonst so ruhige Miene verzog sich, als er Clints Gesichtsausdruck sah. »Ich lasse dich alleine.« Er schloss leise die Tür hinter sich.
    George Hunter sah seinem Sohn trotz seiner zweiundsechzig Jahre sehr ähnlich. Sein Körper war immer noch schlank und fit, und in seinem schwarzen Haar fanden sich nur wenige graue Strähnen. Selbst
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