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Riskante Nächte

Riskante Nächte

Titel: Riskante Nächte
Autoren: Amanda Quick
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getanzt. Seine geheimnisvollen Augen und seine markanten Züge hatten sich ihr ins Gedächtnis eingebrannt. Als ihre behandschuhten Fingerspitzen während des Walzers ganz sacht auf seiner Schulter geruht hatten, hatte sie die Kraft in den geschmeidigen Muskeln unter seinem maßgeschneiderten Frack gefühlt.
    Mit Anthony zu tanzen war so, als würde man mit einem ausgesprochen gut gekleideten, wohlerzogenen Wolf tanzen: Das Erlebnis war zugleich gefährlich und erregend. Der Kuss vor einigen Augenblicken war noch tausendmal erregender gewesen und zweifellos tausendmal gefährlicher. Sie würde jene schockierende, lustvolle Umarmung im Flur vor Hastings’ Schlafzimmer nie vergessen, das wusste sie.
    Anthony strahlte kühle Selbstbeherrschung aus, einen stählernen Willen, der sie gleichzeitig anzog und sie wachsam machte. Sie hatte gehört, dass er viel Zeit damit zugebracht hatte, ferne Länder zu bereisen, bevor er vor vier Jahren nach England zurückgekehrt war. Sie hatte den Eindruck, dass seine Erlebnisse im Ausland ihn gelehrt hatten, hinter die Fassade der Dinge zu blicken, von der sich die feine Gesellschaft so oft blenden ließ.
    Die Stalbridge-Familie war allgemein für ihre zahlreichen exzentrischen Mitglieder berüchtigt. Sie zeigten sich fast nie in den gehobenen Kreisen. In den letzten Jahren waren die Stalbridges allerdings zu einem beachtlichen Vermögen gekommen, und der Stammbaum der Familie war makellos. Angesichts dieser alles entscheidenden Faktoren konnte die feine Gesellschaft die Stalbridges nicht ignorieren, hatte Lady Ashton erklärt. Anthony und die anderen Mitglieder seiner Familie wurden gewohnheitsmäßig auf jeder Gästeliste geführt, obgleich sie die Einladungen nur selten annahmen.
    Jede Gastgeberin, der es gelang, einen Stalbridge zu einer Gesellschaft zu locken, konnte sich rühmen, dass ihr ein ganz besonderer Coup gelungen war. Die neue Mrs. Hastings war zweifellos sehr stolz darauf, Anthony beim ersten Ball, den sie als Hastings’ Gattin gab, präsentieren zu können.
    Zufrieden, dass Notizbuch und Stift wieder verschwunden waren, machte Anthony es sich auf dem Sitz bequem und musterte Louisa eingehend.
    »Was hat Sie in Hastings’ Schlafzimmer geführt?«, fragte er.
    Die Unterhaltung verlief nicht so, wie sie es geplant hatte. Es war ihre Absicht gewesen, von Anfang an die Offensive zu ergreifen, aber irgendwie hatte er die Zügel an sich gerissen und verhörte jetzt sie. Ihr blieb nichts weiter übrig, als gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
    »Ich habe die Tür aus Versehen geöffnet«, erklärte sie.
    »Ich hoffe, Sie verübeln es mir nicht, wenn ich Ihnen sage, dass ich kein einziges Wort dieser fadenscheinigen Ausrede glaube und dass ich bezweifle, der Mann, der uns überrascht hat, hätte es getan.«
    »Ich hatte mir für diese abscheuliche Kreatur eine absolut glaubhafte Geschichte zurechtgelegt«, entgegnete sie, ohne sich ihre Worte zu überlegen. »Wenn Sie sich nicht eingemischt hätten, hätte ich ihm gesagt, dass ich nur auf der Suche nach einem Zimmer war, in dem ich schnell einen Riss in meinem Kleid flicken konnte.«
    »Ich denke nicht, dass er diese Geschichte glaubhafter gefunden hätte als ich.« Anthony streckte seine Beine aus und verschränkte die Arme vor der Brust. »Nebenbei bemerkt, der Name jener abscheulichen Kreatur, wie Sie ihn titulierten, ist Quinby. Er ist ein bezahlter Leibwächter. Hastings hat jüngst zwei von seiner Sorte eingestellt. Beide tragen Revolver.«
    Sie sah ihn entsetzt an. »Gütiger Gott, Sir. Wollen Sie damit etwa sagen, dass Mr. Quinby bewaffnet war?«
    »Der Revolver steckte in seiner Manteltasche. Ich vermute, dass er außerdem ein Messer hat. Meiner Erfahrung nach tragen Männer, die im Milieu aufgewachsen sind, üblicherweise eines.«
    »Verstehe.« Sie schluckte schwer, während sie diese Bemerkung sinken ließ. »Haben Sie diese Erfahrung im Verlauf Ihrer Reisen im Ausland gemacht?«
    »Sie haben Erkundigungen über mich angestellt. Ich fühle mich geehrt, dass ich Sie derart beschäftigt habe.«
    Sie errötete. »Nun, wie ich bereits sagte, Ihr sonderbares Interesse an mir hat meine Neugier geweckt.«
    »Mein Interesse ist ganz und gar nicht sonderbar. Sie können mir gern glauben, wenn ich Ihnen sage, dass sie ausgesprochen faszinierend sind, Mrs. Bryce. Und in Antwort auf Ihre Frage: Ja, ich habe einige Zeit in Gegenden verbracht, in denen Männer gewohnheitsmäßig bewaffnet sind, und ich habe dort eine
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