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Ringwelt 12: Weltenwandler

Ringwelt 12: Weltenwandler

Titel: Ringwelt 12: Weltenwandler
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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ihn innerlich ›Astyanax‹: nach Hektors kleinem Sohn, der einst von den Mauern des brennenden Troja gestoßen wurde. Wie auch der Sohn des Achilles wollte auch Sigmund keine weiteren Könige in Troja mehr sehen.
    Langsames nachdenkliches Trinken stellte auch keine Möglichkeit dar, noch mehr Zeit zu schinden.
    Sämtliche Verbrechen enden früher oder später in Steuerhinterziehung. Auch bei seiner Suche nach den Trojanern hatte sich Sigmund genau darauf konzentriert. So hielt Sigmund nun einen Vortrag über gerichtlich verwertbare Techniken, verborgene Einkommensquellen aufzuentdecken, und seine Ausführungen wurden immer detaillierter. Wann immer Astyanax ungeduldig wurde, ließ ihm Sigmund einen winzigen Informationsfetzen darüber zukommen, welche Untersuchungsmethode ihn dazu gebracht hatte, in der jeweils einen oder anderen Richtung weiterzuermitteln. Einige dieser Informationen führten zu erstaunlich scharfsinnigen Fragen des Belters: Ganz offensichtlich war dieser Bursche selbst ein echter Experte auf dem Gebiet der Steuerhinterziehung.
    Ein Handcomputer in Astyanax’ Tasche stieß einen quäkenden Warnton aus. Plötzlich war auf dem Korridor Höllenlärm zu hören. Donnernde Schritte. Stürzten dort Personen zu Boden? Auf jeden Fall hörte man deutlich das unverkennbare Sirren von Sonarstunnern.
    Astyanax ließ den eigenen Stunner fallen und zog ein Mehrzweckmesser aus dem Gürtel. Primitiv, aber dennoch tödlich.
    »Nicht!«, brachte Sigmund hervor. »Damit machen Sie alles nur noch schli…«
    Dann keuchte er entsetzt auf, als sich plötzlich dieser entsetzliche Schmerz in seiner Magengegend ausbreitete. Sein Hemd und Astyanax’ Hand waren leuchtend rot. Rot von Sigmunds eigenem Blut.
    »Ist nicht persönlich gemeint«, sagte Astyanax.
    Als Sigmund in sich zusammensackte, stürmte ein ganzer Trupp ARMs in Kampfpanzerung durch die Tür. Während Sigmund das brutzelnde Zischen der Stunner hörte, das ihn immer an Speck in einer Bratpfanne erinnerte, und ihm plötzlich schwarz vor Augen wurde, dachte er noch: Zu spät …

 
KAPITEL 2
     
     
    Sigmund erwachte. Der unglaubliche Schmerz in seinem Unterleib war verschwunden. Seine Hand- und Fußgelenke pulsierten nicht mehr: Sie waren nicht mehr viel zu eng zusammengeschnürt. Er konnte wieder klar denken und fühlte sich frisch. Ausgeruht. Zufrieden.
    Das erschreckte ihn fast zu Tode.
    Er öffnete die Augen. Nur wenige Zentimeter vor seinem Gesicht sah er eine durchsichtige Halbkugel. Darauf glitzerten Reflexionen verschiedener LEDs: Sie alle leuchteten gleichmäßig, und alle waren grün.
    Er befand sich in einem Autodoc.
    Die Anzeigen verrieten Sigmund, dass der Doc sein Herz und Teile seiner Leber ausgetauscht hatte! Und dazu fast zwei Liter Blut und … er las einfach nicht mehr weiter. Stattdessen hob er den schweren Deckel an und setzte sich auf; in der Brust und auch der Bauchgegend spürte er noch letzte Überbleibsel der Schmerzen. Die Logik gebot natürlich, dass er sich diese Schmerzen nur einbildete, schließlich hielt der Doc ihn für ›geheilt‹. Aber es tat trotzdem weh.
    Der Raum erschien Sigmund kalt, doch das mochte durchaus daran liegen, dass er keinerlei Kleidung trug. In einem Autodoc war das immer so.
    »Schön, dass Sie wieder da sind.«
    Sigmund wandte den Kopf zur Seite. Eine Fremde in einem gelbbraunen Overall saß im einzigen Sessel dieses Raumes. Sie war schlank, fast schon hager, dabei aber immens muskulös. Sigmund vermutete, dass sie geradezu exzessiv Sport betrieb. Er hätte sie als ›eindrucksvoll‹ empfunden, wenn auch nicht gerade als ›hübsch‹ – wenn sie ihn nicht so fürchterlich erschreckt hätte.
    Die Fremde erhob sich und reichte Sigmund den Bademantel, der an einem Haken an der Tür hing, doch währenddessen wandte sie den Blick nicht von Ausfaller ab. »Das hier wäre Ihnen wohl ganz recht, nehme ich an. Und dann sollten wir uns unterhalten.«
    »Und wer sind ›wir‹?«, gab Sigmund zurück.
    Statt ihm zu antworten, wedelte sie nur mit einer blauen Scheibe vor seinen Augen. Ein Holo schimmerte auf: ein Abbild der Erde. Darunter ein kurzer Text: Special Agent Fiona Filip.
    Das schien wirklich eine ID-Karte der ARM zu sein. Vielleicht hatte diese Frau ja auf seinen Notruf reagiert.
    Die ›Alliierte Regionale Miliz‹ war die bescheidene, offizielle Bezeichnung für die Streitkräfte der Vereinten Nationen. Derartiges Understatement konnte man sich leisten, wenn alleine schon der Anblick eines
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