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Ringwelt 12: Weltenwandler

Ringwelt 12: Weltenwandler

Titel: Ringwelt 12: Weltenwandler
Autoren: Edward M. Larry und Lerner Niven
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in ihm ja nur einen mittelmäßig wichtigen Finanzanalysten mittleren Alters sehen. Einen Bürokraten der Vereinten Nationen. Einen Misanthropen, der sich stets schwarz kleidete, und das in einer Welt, in der jeder andere möglichst bunte Farben trug.
    Sigmund sah sehr viel mehr. Schon vor all diesen Jahren hatte Dr. Swenson Recht gehabt – mehr noch, als der Arzt selbst wusste. Sigmund war mehr als nur ›hochbegabt‹ oder ›hochintelligent‹. Er war schlichtweg brillant – und das dort, wo es wirklich wichtig war: in seinem Verstand. Sollten die anderen sich doch mit ›brillanten Farben‹ zufrieden geben.
    Wer waren Die denn nun? Wahrscheinlich irgendjemand, gegen den Sigmund gerade ermittelte. Das schränkte den Kreis deutlich ein. Die bestechlichen Zollbeamten im Raumhafen von Quito? Der Systemadministrator im Personaldatenzentrum der Vereinten Nationen, der mit Identitätsdiebstahl und -wäsche für einen kleinen Nebenverdienst sorgte?
    Doch sein Bauchgefühl verriet Sigmund, dass es um etwas anderes ging. Es ging um diese andere Ermittlung: die Trojaner-Mafia. Diese Bande, deren Namen daher stammte, dass man ihren Hauptstützpunkt irgendwo auf oder zwischen den Trojaner-Asteroiden vermutete, transportierten wirklich jede Art von Schmuggelware, ob nun Kunstwerke, Waffen oder die neuesten Errungenschaften aus der Experimentalmedizin. Sie töteten auf Auftrag – und oft genug auch einfach, um sich die Obrigkeit vom Leib zu halten. Sie ergingen sich in Erpressung, Geldwäsche … in einfach allem. Jeder andere Analyst der Ermittlungsbehörde weigerte sich, sie auch nur mit der Feuerzange anzufassen.
    Damit war das Wer gewiss geklärt.
    Die Frage nach dem Wie botmehr Raum für reine Mutmaßungen. Eine ›zufällige‹ Begegnung in diesem Einkaufszentrum, das doch seinem Wohnort so nah war – und irgendjemand hatte ein schnell wirkendes Hypo-Sedativum zum Einsatz gebracht. Sigmund taumelt, sein Angreifer, der für alle Umstehenden doch nur der ›gute Samariter‹ ist, hilft ihm bis zur nächsten Transferkabine.
    Wohin? Weiter als bis ›irgendwo auf der Erde‹ wollte sich Sigmund nicht in Mutmaßungen versteigen. Auf einer Welt mit fast unzähligen Transferkabinen konnte man augenblicklich wirklich fast überallhin teleportiert worden sein.
    Und wann? Ausfaller kniff die Augen zusammen, um seine Umgebung wenigstens etwas klarer wahrnehmen zu können, und hob dann die Hände. Sein linkes Handgelenk schmerzte – nicht übermäßig stark, doch unverkennbar war der Schmerz schon. Das Zeit-Display war stehen geblieben. Das entbehrte nicht einer gewissen Ironie, denn die subkutanen Steuerstifte fühlten sich an, als seien sie geschmolzen: unter der Kuppe seines Daumens ertastete Sigmund winzige Kügelchen. Uhrzeit, Wetterbericht, Kompass, Rechner, Kartenmaterial, sämtliche Hilfsfunktionen, die er normalerweise durch leichten Druck mit einem Fingernagel aufrief … alles fort. Ausfaller vermutete, ein Magnetimpuls habe sein Implantat zerstört. Das würde zumindest zu seiner Vermutung passen, man wolle ihn gezielt desorientieren.
    Aber die waren nicht so clever, wie sie das von sich glaubten. In diesem Raum gab es keinerlei sanitäre Einrichtungen, nicht einmal einen Nachttopf, und bislang hatte Sigmund auch noch nicht das Bedürfnis verspürt, eine Toilette aufzusuchen. Sein schwarzer Anzug war immer noch sauber, wenngleich ungebührlich zerknautscht. Natürlich war er sich nicht absolut sicher, aber Sigmund vermutete, dass seit seiner Entführung aus diesem Einkaufszentrum höchstens wenige Stunden vergangen waren.
    Schritte! Ungesehen näherten sie sich auf dem Korridor, der jenseits der Tür lag – dieser Tür, die für Sigmund unerreichbar war. Dann wurde die Tür ruckartig geöffnet.
    Im Eingang stand eine hochgewachsene Gestalt, mindestens zwei Meter groß. Der ansonsten kahl rasierte Schädel wurde von einer mittig ausgerichteten, hoch aufragenden Eigenhaar-Bürste geziert: ein Belterkamm. Und hieß es nicht, Hektor – der mächtigste der Trojaner – habe einen Helm mit Rosshaarkamm getragen?
    Das passte doch perfekt zur Trojaner-Mafia!
    Das plötzlich aufflammende, grelle Licht ließ Sigmund blinzeln; Details konnte er jetzt nicht mehr erkennen.
    »Gut«, sagte der Belter. »Offensichtlich sind Sie wach. Hier ist jemand, der mit Ihnen sprechen möchte.«
     
    »Sie wirken nicht überrascht, Mister Ausfaller.«
    Eine gespenstische Ruhe hatte Sigmund ergriffen. »Irgendjemand muss all diese
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