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Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs

Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs

Titel: Ringwelt 07: Die Welt der Ptavvs
Autoren: Larry Niven
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die Becher wieder auf. Die Arbeiter schoben irgendetwas durch eine große Tür, irgendetwas, das von einem Tuch bedeckt war. Larry beobachtete sie, während er an seinem Kaffee nippte. Inzwischen war er vollkommen entspannt. Jansky leerte seinen zweiten Becher so schnell wie den ersten. Entweder liebte er Kaffee, beschloß Larry, oder er haßte ihn zutiefst.
    Unerwartet fragte Jansky: »Mögen Sie Delphine?«
    »Sicher. Ich mag sie sogar sehr.«
    »Warum?«
    »Sie haben so viel Spaß«, lautete Larrys unzureichend klingende Antwort.
    »Sind Sie froh, diesen Beruf gewählt zu haben?«
    »O ja. Meinen Vater hätte es allerdings überrascht. Er hat immer geglaubt, aus mir würde ein Pfandleiher werden. Sie müssen wissen, daß ich von Geburt an …« Seine Stimme verhallte. »Hey! Ist sie das?«
    »Hm?« Jansky folgte Larrys Blick. »Ja, das ist die Seestatue. Sollen wir sie uns einmal ansehen?«
    »Ich bitte darum.«
    Die drei Männer, die die Statue trugen, ignorierten Larry und Jansky. Sie brachten die Statue in den Würfel aus Drahtgeflecht und stellten sie unter einen der Kristalleisen-Helme der Kontaktmaschine. Die Füße der Statue mußten sie mit Holzkeilen sichern. Der andere Helm, Larrys Ende der Verbindung, war am Kopf einer alten Couch befestigt, wie sie Psychoanalytiker früher benutzt hatten. Einer nach dem anderen verließen die Arbeiter den Käfig, und Larry stand an der Klappe und betrachtete die Statue.
    Die ganze Oberfläche schien ein perfekter Spiegel zu sein – ein verrückter Spiegel. Die Statue selbst war deshalb nur schwer zu erkennen, denn das meiste, was man sah, war ein verzerrtes Spiegelbild des Raums.
    Die Statue maß weniger als vier Fuß. Sie erinnerte an einen gesichtslosen Kobold. Der dreieckige Buckel auf ihrem Rücken wirkte eher stilisiert denn realistisch, und der runde, glatte Kopf war geradezu unheimlich. Die Beine waren krumm und seltsam, und die Fersen ragten zu weit übers Gelenk hinaus. Das Ganze hätte der Entwurf eines Koboldmodells sein können, wären da nicht die seltsamen Beine und Füße gewesen, die merkwürdige Oberfläche und die kurzen, dicken Arme mit ihren fleischigen Micky-Maus-Händen.
    »Wie ich sehe, ist er bewaffnet«, lautete Larrys erster, nervöser Kommentar. »Und er scheint zu kauern.«
    »Zu kauern? Sehen Sie ihn sich noch einmal genauer an«, lud ihn Jansky ein. »Und achten Sie auf die Füße.«
    Aus der Nähe betrachtet verschlimmerte sich der Eindruck noch. Die Haltung wirkte bedrohlich; sie erinnerte an ein Raubtier, das sich darauf vorbereitet, einen Feind oder eine Beute anzugreifen. Das ›Gewehr‹ – ein Ding, das einer doppelläufigen Schrotflinte ohne Griff glich – war bereit zu töten. Aber …
    »Ich sehe immer noch nicht, worauf Sie hinauswollen. Die Füße sind jedoch alles andere als gerade. Sie liegen nicht auf dem Boden auf.«
    »Richtig!« schwärmte Jansky leidenschaftlich. Sein Akzent kam nun deutlich zum Tragen. »Das war auch das erste, was mir aufgefallen ist, als ich ein Bild von der Statue im Griffith Park Observatorium gesehen habe. Ich dachte: ›Das Ding steht ja gar nicht.‹ Aber warum? Weil es sich im Flug befand, als das Feld aktiviert wurde.«
    »Ja!« Es war erstaunlich, wie offensichtlich das alles war. Die Statue besaß die typische, gekrümmte Haltung eines Astronauten, der gerade ausgestiegen war. Natürlich! Es mußte so sein!
    »Das ist mir zu einem Zeitpunkt aufgefallen, als die Archäologen noch darüber rätselten, wie der Künstler wohl diese Spiegelschicht hinbekommen hatte. Einige von ihnen vermuteten allerdings bereits, daß die Statue von Besuchern aus einer fremden Welt hierher gebracht worden ist. Doch ich hatte damals schon mein Zeiteindämmungsfeld entwickelt, und so kam ich zu der Vermutung, daß dieses Wesen sich vielleicht im Weltraum befunden hat, als irgendetwas schief gelaufen ist. Er könnte die Zeit verlangsamt haben, um auf Rettung zu warten, nur daß diese Rettung niemals gekommen ist. Also bin ich nach Brasilia gegangen und habe die UNCCE davon überzeugt, mir die Statue zu überlassen, um meine Theorie zu überprüfen. Ich habe mit einem kleinen Laser auf einen der Finger geschossen … Und was ist passiert? Der Laser hat noch nicht einmal die Oberfläche angekratzt. Dann waren sie überzeugt, und ich habe sie mit hierher gebracht.« Er strahlte glücklich.
    Vor wenigen Augenblicken hatte die Statue in ihrer geduckten Haltung noch bedrohlich gewirkt; nun erregte sie nur noch Mitleid,
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