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Ringwelt 04: Brennans Legende

Ringwelt 04: Brennans Legende

Titel: Ringwelt 04: Brennans Legende
Autoren: Larry Niven
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zuwandte.
    Sein Blick glitt über den Menschen, vom Kopf bis zu den Füßen und wieder zurück, in beleidigender Weise vertraulich. Im Belt, wo Luft und Temperatur kontrolliert wurden, war man ein Leben lang an Nacktheit gewohnt. Brennan hatte sich nie zuvor wirklich nackt gefühlt. Nicht nackt im Sinne von »ohne Kleidung«, sondern nackt. Wehrlos. Alienfinger betasteten seinen Schädel rechts und links des Belterkamms, massierten die Knöchel seiner Hand, betasteten die Kiefergelenke unter der Haut. Zuerst wehrte sich Brennan verzweifelt, doch er schaffte es nicht einmal, die Aufmerksamkeit des Alien von der Untersuchung seiner Beute abzulenken.
    Dann gab er auf, schlaff vor Verlegenheit, und ertrug die Leibesvisitation.
    Urplötzlich war es vorbei. Der knotige Alien sprang quer durch den Raum, wühlte kurz in einem Spind an einer Wand und kam mit einem gefalteten Rechteck aus durchsichtigem Plastik wieder zum Vorschein. Brennan dachte an Flucht, doch sein Anzug war in Fetzen.
    Der Alien schüttelte das Plastik auseinander und fuhr mit den Fingern über eine Kante. Der Sack öffnete sich, als hätte er einen Reißverschluß.
    Der Outsider sprang Brennan an, und Brennan sprang in Sicherheit. Es verschaffte ihm lediglich ein paar Sekunden relativer Freiheit. Die knotigen Stahlfinger bekamen ihn zu fassen und stießen ihn in den Sack.
    Brennan stellte zu seinem Entsetzen fest, daß er ihn nicht von innen öffnen konnte.
    »Ich werde ersticken!« kreischte er.
    Der Outsider reagierte nicht. Er hätte ihn sowieso nicht verstanden. Er schlüpfte wieder in seinen Druckanzug.
    O nein! Brennan bemühte sich aus Leibeskräften, den Sack zu zerreißen.
    Der Alien klemmte ihn sich unter den Arm und trug ihn durch das Bullauge nach draußen. Brennan spürte, wie sich der Plastiksack rings um ihn ausdehnte und der Luftdruck noch weiter sank. Seine Trommelfelle fühlten sich an, als würden sie mit einem Eispickel bearbeitet. Er gab seinen Widerstand augenblicklich auf und wartete mit dem Fatalismus der Verzweiflung, während der Alien mit ihm durch das Vakuum und um die augapfelförmige Kugel herum zu der Stelle glitt, wo sich ein zolldickes Tau zu dem nachlaufenden Ei in acht Meilen Entfernung erstreckte.
     
    Im Belt gibt es nur wenige wirklich große Frachter. Die meisten Schürfer ziehen es vor, ihr Erz selbst zu transportieren. Die Schiffe, die im Frachtdienst zwischen den Asteroiden eingesetzt werden, sind nicht besonders groß; statt dessen tragen sie eine Vielzahl von Zusatzausrüstung. Die Besatzung verteilt die Fracht entlang Sparren und einer Art Takelage, in Netzen oder auf ultraleichten Gittern. Formplastik wird versprüht, um empfindliche Fracht zu schützen, reflektierende Folie angebracht, um heiße Rückschläge der Antriebsflamme abzulenken, und schließlich mit geringem Schub gestartet.
    Die Blue Ox war ein Sonderfall. Sie transportierte Flüssigkeiten und Feinstäube: raffiniertes Quecksilber und mineralisches Wasser, Getreide, Saatgut, verunreinigtes Zinn, das im geschmolzenen Zustand auf der vom Tageslicht erhellten Seite Merkurs gefördert worden war, und gefährliche Chemikaliengemische aus Jupiters Atmosphäre.
    Frachten wie diese wurden nicht ständig transportiert, und so war die Blue Ox im Prinzip ein riesiger Tank mit einem kleinen, drei Mann fassenden Lebenserhaltungssystem und einem Fusionsrohr, das durch die gesamte Längsachse verlief. Da jedoch der Tank hin und wieder als Frachtraum für sperrige Objekte dienen mußte, hatte man ihn mit einem großen Deckel und mit Verankerungsstreben im Innern ausgestattet.
    Einar Nilsson stand auf dem Rand der Luke und starrte hinein. Er war sieben Fuß groß und für einen Belter übergewichtig – womit er überall als übergewichtig galt, denn das Fett hatte sich unübersehbar rings um seine Leibesmitte und in Form eines mächtigen zweiten Kinns angelagert. Nilsson bestand nur aus Rundungen; nirgendwo an seinem Körper war eine Kante oder Ecke zu sehen. Es war ziemlich lange her, daß Nilsson mit einem Einmannschiff unterwegs gewesen war. Er verabscheute hohe Gravitation.
    Auf Nilssons Raumanzug prangte das Bild eines Wikingerschiffs mit einem fauchenden Drachenkopf am Bug, das halb untergetaucht im hellen, milchigen Nebel einer Spiralgalaxis schwebte.
    Nilssons eigenes kleines Boot, ein veraltetes Einmannschiff, war zum Rettungsboot der Blue Ox umfunktioniert worden. Der schlanke, lange, am Ende ein wenig geweitete Schlauch des Fusionsantriebs nahm fast
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