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Richtig verbunden

Richtig verbunden

Titel: Richtig verbunden
Autoren: Alison Grey
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»Wann?«
    Christina kicherte.
    »Ganz im Ernst. Wann soll ich kommen?«
    »Dieses Wochenende ist wohl zu kurzfristig.«
    »Nein, gar nicht.« Linda hastete in ihr Arbeitszimmer. »Warte bitte. Ich schmeiß schnell den Computer an, buche den Flug und reserviere ein Hotelzimmer. Hast du eine Empfehlung? Also, wo ich am besten absteige?«
    »Äh, nicht wirklich. Hab hier bisher kein Hotel gebraucht.«
    »Macht Sinn.«
    Einige Minuten später war der Flug gebucht und ein Hotelzimmer reserviert. »Wir können uns am Samstagnachmittag oder Abend treffen. Was ist dir lieber?«
    »Wann kommst du denn an?«
    »Mein Flieger landet am Flughafen Köln/Bonn um kurz nach fünfzehn Uhr.«
    »Soll ich … soll ich dich abholen?«
    Linda wäre am liebsten grinsend im Raum rumgesprungen. Sie konnte ihr Glück nicht fassen. »Wenn du möchtest. Ich würde mich sehr darüber freuen.«
    »Gib mir deine Flugnummer und genaue Ankunftszeit. Ich werde da sein.«
    * * *
    Linda rutschte im Sitz hin und her. In wenigen Minuten würde das Flugzeug landen. Trotz Sinkflug waren sie immer noch so hoch, dass die Welt am Boden ganz weit weg schien. So weit weg wie ihr Leben vor Christina. Sie konnte sich nicht mehr vorstellen, wie es ohne Christina gewesen war. Früher wäre sie zum Beispiel nie auf die Idee gekommen, von ihrer Arbeit zu erzählen. Doch das tat sie jetzt. Jeden Abend. Und Christina sprach immer von ihrer Schule und gelegentlich von ihrer Familie. Wenn auch selten.
    Keine Stunde verging, in der Linda nicht an Christina dachte. Und wie locker sie mittlerweile miteinander umgingen. Alles hatte sich verändert. Sie schaute auf ihre Armbanduhr und schluckte. Gleich war es soweit. Wie würde wohl ihre Begrüßung aussehen? Ein Handschlag? Eine Umarmung? Ein Kuss? Was waren sie? Christina nannte Linda zwischendurch immer wieder Süße. Und manchmal sogar Hübsche. Aber abgesehen davon flirteten die beiden höchstens mal unterschwellig und hielten ihre Gespräche auf einer eher platonischen Basis. Aber das war alles am Telefon. Wenn wir uns wiedersehen, wird es vollkommen anders sein. Oder?
    * * *
    Christina verlagerte ihr Gewicht von einem Bein aufs andere. Gleich würde Linda auftauchen. Und was dann? War es wirklich das Richtige gewesen, sie einzuladen? Ach, was sollte diese Frage überhaupt? Mit jedem weiteren Tag, der verging, sehnte sie sich mehr nach Linda. Nach ihren Berührungen, ihrem Geruch, ihrem Lächeln. Aber … Es würde nie funktionieren. Jetzt, wo sie sich endlich wieder sahen, würde die Illusion der Nähe, die sie am Telefon geschaffen hatten, verfliegen. Ja, genau. So wird‘s sein.
    Eine Tür ging auf und die ersten Leute kamen heraus. Doch keiner von ihnen war Linda.
    Christina rieb ihre eiskalten Hände gegeneinander. Ruhig. Ganz ruhig. Doch ihr rasendes Herz hatte andere Pläne.
    Und auf einmal war sie da. Linda durchschritt zögerlich die elektrische Tür. Hinter sich zog sie einen kleinen Trolley her. Sie schaute in Christinas Richtung und stoppte wie zur Salzsäule erstarrt. Dann ging sie langsam auf Christina zu und blieb einen guten Meter vor ihr stehen.
    Christinas ganzer Körper kribbelte und fühlte sich an, als würde er wie ein Magnet von Linda angezogen. Doch Christina widerstand und bewegte sich nicht.
    »Hi.« Lindas Stimme zitterte.
    »Hi.« Christina ließ ihren Atem laut entweichen. Ach, was soll‘s? Sie trat einen Schritt nach vorne und schlang die Arme um Linda.
    Linda erwiderte die Umarmung.
    Christina hielt sie ganz fest. Irgendwann löste sie sich von Linda und lächelte. »Wir gehen mal besser.«
    Linda nickte.
    Wortlos gingen sie zum Parkhaus.
    Als sie sich ihrem sechzehn Jahre alten Ford Fiesta näherten, wäre Christina am liebsten im Boden versunken. Linda war ganz andere Autos gewöhnt. Hoffentlich springt er wenigstens an. Vorhin hatte es fast eine Minute gedauert, bis der Motor endlich ein Lebenszeichen von sich gab. Sie schloss die Beifahrertür auf, nahm Linda ihren Trolley ab und schaffte es überraschend schnell, den Kofferraum zu öffnen. Mit einem leisen Grunzen verstaute sie Lindas Trolley. Anschließend schlug sie mit so viel Kraft, wie sie aufbringen konnte, die Heckklappe zu. Nach kurzem Ruckeln stellte sie zufrieden fest, dass der Kofferraum zur Abwechslung mal zu blieb. Dann eilte sie nach vorne.
    Linda hatte schon auf dem Beifahrersitz Platz genommen.
    Als Christina sah, wie Linda mit ihren langen Beinen zusammengezwängt halb über der Ablage hing, wusste sie nicht, ob sie
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