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Richard von Furzhausen

Richard von Furzhausen

Titel: Richard von Furzhausen
Autoren: Eva Markert
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gerochen ...“, begann Richard, aber niemand hörte ihm zu, er kam gar nicht gegen das Gejohle an.
    Hilflos stand er da und ärgerte sich halb tot. Über seinen Namen. Über die anderen. Über Papa, der einfach sagte, er sollte sich nicht ärgern, und so blöde Sprüche abließ. Und über sich selbst, weil er einfach nicht aufhören konnte, sich zu ärgern.

3
    Im Turnverein
    In der Stadt, in der sie jetzt wohnten, gab es auch einen Turnverein. Jeden Donnerstagabend ging Richard dorthin. Da fragte niemand groß nach seinem Namen. Die meisten wussten wahrscheinlich gar nicht, wie er hieß.
    Tom Schnabel, der Trainer, war klasse und supernett. Wenn man es genau betrachtete, war Schnabel auch ein komischer Name. Aber niemand lachte darüber.
    Eines Tages passierte Richard etwas entsetzlich Peinliches. Als er abends im Bett lag, musste er die ganze Zeit daran denken und konnte deswegen nicht einschlafen. Er verkroch sich bis zu den Haaren unter die Decke, aber das machte es auch nicht besser.
    Dabei hatte alles so schön angefangen. Die Turnübung machte riesigen Spaß: Man kletterte auf einen hohen Kasten, packte die Ringe, stieß sich mit den Füßen ab und flog durch die Luft rüber zu einem anderen Kasten.
    „Achtung, hier kommt Tarzan!“, brüllte Richard, nahm Schwung und segelte los. Dabei stellte er sich vor, er wäre tatsächlich Tarzan und würde im Urwald an Lianen von einem Baum zum anderen fliegen. Mit einem wundervollen Tarzanschrei landete er auf dem anderen Kasten.
    Aus irgendeinem Grund war es in dem Moment ganz still. Und da – er hatte keine Ahnung, wie das passieren konnte – genau in diesem Augenblick pupste er. Sehr lang und sehr laut.
    Alle hörten es. Ein unbeschreibliches Getöse brach los. Die Jungen und Mädchen in seiner Riege krümmten sich, einige warfen sich sogar auf den Boden und strampelten mit den Beinen. Auch Tom Schnabel hatte Lachtränen in den Augen, und das wurmte Richard besonders.
    Und dann kam, was kommen musste: Als sich gerade alle halbwegs beruhigt hatten, rief jemand: „He! Heißt du nicht von Furzhausen?“
    Natürlich ging da das Gelächter von vorne los.
    Als Richard nach Hause kam, sagte er zu seinen Eltern: „Ich geh nie wieder in den Turnverein.“
    „Nanu, warum denn nicht?“, wunderte sich seine Mutter.
    „Hat es wieder etwas mit unserem Namen zu tun?“, fragte Papa. „Lass die anderen doch einfach lachen.“
    „Bla bla bla bla“, fauchte Richard ihn an und dachte, dass sein Vater sowieso keine Ahnung hatte und dass es nur eine Sache gab, die schlimmer war, als von Furzhausen zu heißen: nämlich so zu heißen und dann auch noch in aller Öffentlichkeit einen fliegen zu lassen.

4
    Weitere Unannehmlichkeiten
    In der Woche darauf ging Richard doch wieder in den Turnverein. Er wollte nicht zu Hause bleiben, dafür turnte er viel zu gern. Und – nie hätte er es für möglich gehalten! – es erinnerte sich anscheinend niemand mehr an den furzenden Tarzan auf dem Kasten. Zumindest sagte keiner was.
    Aber schon gab es wieder Unannehmlichkeiten: nämlich einen Elternabend in der Musikschule. Richard sollte auch mitmachen, obwohl er noch ziemlich neu war. Aber Herr Norden, sein Klavierlehrer, fand, dass er sehr gut spielte.
    Richard wollte auf gar keinen Fall hingehen. Es machte ihm überhaupt nichts aus vorzuspielen. Doch ihn störte, dass bei dieser Gelegenheit garantiert sein Name laut herausposaunt werden würde.
    „Was ist schon dabei?“, fragte sein Klavierlehrer.
    „Sicher lachen alle, wenn Sie sagen: ‚Als Nächster spielt Richard von Furzhausen.’“
    „Das glaube ich kaum“, widersprach Herr Norden. „Aber wenn es dir so wichtig ist, sage ich eben nur deinen Vornamen.“
    Richard überlegte. „Versprochen?“
    „Versprochen.“
    „Na gut“, sagte Richard, „dann mache ich mit.“
    An dem Abend war Richard furchtbar zappelig. Nicht wegen der Leute, die zuhören würden. Er konnte das Stück in- und auswendig. Das andere machte ihm Sorgen.
    „Haben Sie es auch nicht vergessen?“, fragte er seinen Klavierlehrer.
    Herr Norden war anscheinend auch ziemlich aufgeregt. Dauernd strich er sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Nein, nein“, sagte er. „Ich denk dran. Setzt euch schon mal auf eure Plätze. Gleich geht es los.“
    Richard saß auf der Bühne in der ersten Reihe. Herr Norden lauerte noch einmal durch den Spalt im Vorhang, dann nickte er und der Vorhang öffnete sich. Im Zuschauerraum wurde es still.
    „Guten Abend, liebe
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