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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund
Autoren: S Kronenberg
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Geständnis für den Totschlag an Marika. Denn sein Motiv für den Anschlag liegt allein in Rebers Drohung, ihn zu verraten.«
    »Also weist ihm nach, dass er Marika getötet hat! Dann habt ihr mit einem Schlag beide Fälle geklärt.«
    Wolfert griff nach der Gabel und zog imaginäre Muster auf der Tischdecke. »Wenn das so einfach wäre! Er hat sich nicht einmal von Ruths Revolver beeindrucken lassen. So schnell wird er nicht einbrechen.«
    Milano grinste. »Andererseits halten wir einen Trumpf in der Hand. Die Spezialisten nehmen sich morgen den Datenstick vor. Vielleicht lässt sich Rebers Stimme so weit verbessern, dass man ihn verstehen kann. Die letzte Rache aus dem Reich der Toten, sozusagen. Inkens böses Spiel wäre aus.«
    Er hob den Kopf und lächelte erfreut. Das Essen kam.

36
    Donnerstag, der 1. Mai
     
    Oben auf der Waldlichtung hielt Norma inne. Sie hüllte sich in die Jacke, die sie beim Aufstieg abgestreift hatte, und nahm das Bild im Tal in sich auf. Vor der Kulisse des sich mit sprießendem Grün schmückenden Waldes breitete sich das Kloster Eberbach aus. Eine Steinmauer umschloss die Anlage, die vor 800 Jahren von Mönchen des Zisterzienserordens gegründet worden war. Talwärts erhob sich die Klosterkirche, deren barock gerundeter Turm sich deutlich gegen den Hang abzeichnete. Zwischen den Gebäuden waren als winzige Gestalten die umherschlendernden Besucher zu erkennen. Norma blieb genügend Zeit bis zu dem verabredeten Treffen. Ein Stück abseits des Pfads türmte sich ein verrottender Holzstapel auf, hinter dem sie eine umgestürzte Buche entdeckte, die vom Weg nicht einsehbar war. Sie warf die Jacke über den Stamm, setzte sich in die Sonne und nahm einen Schluck aus der Wasserflasche. Den Feiertag hatte sie sich für die Etappe von Schlangenbad zum Kloster Eberbach freigehalten und war auf 15 Kilometern überwiegend durch den Wald und an Waldrändern entlang gewandert. Auf dem letzten Drittel der Strecke hatte sie das Winzerstädtchen Kiedrich durchquert, war danach wiederum in den Buchenwald eingetaucht, bis nun mit dem Kloster Eberbach das Ziel keine zehn Fußminuten entfernt vor ihr lag. Während sie eine Banane verzehrte, ertappte sie sich dabei, in Gedanken die zurückgelegte Strecke nachzuvollziehen und mit Inkens Beschreibungen zu vergleichen. Eine Mühe, die sie sich sparen konnte. Inkens Rheinsteigführer würde niemals in Lutz Tanns Verlag erscheinen, und ihre Wanderungen waren sinnlos gewesen. Zumindest, sofern sie das Buchprojekt betrafen. Norma bereute keinen Schritt, der sie auf ihren Wanderungen über den Rheinsteig geführt hatte.
    Bernhard Inken war in diesen Tagen sicherlich mit anderem beschäftigt als seinem Manuskript. Er saß in Untersuchungshaft, und für Lutz stand eine Veröffentlichung außerhalb jeder Diskussion. Eine weitere Zusammenarbeit mit Inken hielt er für unvorstellbar. Norma schloss die Augen, als die Erinnerungen auf sie einstürzten.
    Wenige Tage nach Inkens Verhaftung wurde sie von einem Anruf auf dem Schlaf gerissen. Der Wecker stand auf 6.30 Uhr. Luigis Bass drang durchs Telefon und ließ sie schlagartig wach werden.
    »Das ist ein einmaliges Angebot, Norma. Komm in die Puschen! Wir treffen uns um 7 Uhr beim Weingut.«
    Als Norma eintraf, parkte bereits eine Reihe Streifenwagen entlang der Grundstücksgrenze. Milano stützte sich schwer auf das Gartentor, als müsste er für die Aktion mit seinen Kräften haushalten, und beriet sich mit einer Gruppe Kollegen. Die Männer trugen Schaufeln, Spaten und Spitzhacken in den Händen. Norma saß noch im Wagen, als hinter dem Polo zwei weitere Polizeiwagen hielten. Aus dem ersten Wagen stieg Wolfert aus und half Ruth heraus. Zwei uniformierte Polizisten, ein Mann und eine Frau, nahmen sie zwischen sich. Auf dem Rücksitz des zweiten Wagens konnte sie Bernhard Inken erkennen, der mit wütender Miene ins Nichts starrte, bis er von zwei Uniformierten zum Aussteigen aufgefordert und zu Milano geführt wurde. Er war mit Handschellen gefesselt.
    »Was soll das!«, begehrte er kämpferisch auf. »Was soll ich hier?«
    Wolfert schlug einen eleganten Bogen um den uneinsichtigen Gast, ohne sich um dessen Beschwerden zu kümmern, und eilte auf Norma zu. »Ich habe darauf bestanden, dass du dabei bist. Genau genommen ist es dein Fall, Norma.«
    Sie begrüßte ihn lächelnd. »Sag bloß, du hast Luigi überredet, mich anzurufen.«
    Fröhlich legte er die Nagezähne frei. »Mein Einfluss auf Milano ist viel größer, als
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