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Rheingrund

Rheingrund

Titel: Rheingrund
Autoren: S Kronenberg
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Kleid reglos in der Hütte lag. Aber als ich fragte, was Bernhard mit Marikas totem Körper machte, stellte er sich stur. Verlangte, dass ich ihn ins Krankenhaus bringen sollte. Ich war außer mir. Ich packte den erstbesten Felsbrocken und ließ ihn auf Martins Gesicht fallen.«
    »Damit brachten Sie sich selbst um die Chance zu erfahren, wo Marika begraben liegt. Deshalb haben Sie Inken ins Gartenhaus gelockt.«
    »Ich musste handeln, bevor Ihre Spezialisten Marikas Blutspuren finden könnten und Bernhard verhaftet würde. Ich kenne Bernhard zu gut. Er ist mental äußerst stark. Er hält jedem Polizeiverhör stand.«
    »Und Sie hofften, mit der Waffe könnten Sie ihn zu einer Aussage zwingen?«
    Arlo hob den Kopf. Auch Norma blickte zur Tür.
    Ehlers lehnte im Eingang. Mit blutleeren Wangen, Lehmspuren auf Jeans und Hemd und dem Revolver in der Faust. Norma widerstand dem Impuls, aufzuspringen und zu ihm zu gehen.
    »Sie sollten besser schweigen, Frau Diephoff«, sagte er. »Sie müssen sich nicht selbst belasten.«
    Ruth wehrte ab. »Ich stehe zu dem, was ich getan habe. Im Yoga heißt es, man soll sich im Innern vollkommen leeren und von vorn beginnen, um zu sehen, was wirklich ist. Ich habe nichts mehr zu verlieren. Nur an Wahrheit zu gewinnen.«
    Der Hund sprang auf und trabte winselnd aus der Hütte. Der Anwalt trat beiseite, als Inga hereinstürmte.
    »Die Polizei hat mich nach Hause gefahren«, rief sie aufgeregt. »Kann mir mal einer sagen, was hier los ist?«
    »Wo warst du?«, fragte Norma, und vor Erleichterung klang ihre Stimme verärgert. »Wir alle haben uns Sorgen gemacht!«
    »Wieso denn? Ich war in Mainz, in einer kleinen Pension. Ich wollte allein sein. Ruth, was ist mit dir? Du siehst furchtbar aus. Hoffentlich nicht meinetwegen?«
    »Schon gut, Inga.« Ruth zog sich mühsam am Weinfass hoch.
    Inga trat zu ihr und umarmte die Großmutter. »Ich habe einen Entschluss gefasst. Ich bin sicher, er wird dir gefallen.«
    »Gewiss, mein Kind«, entgegnete Ruth leise.

35
    Wolfert eilte mit einem Kopfnicken als Gruß vorüber. Milano hielt schnaufend inne und warf einen abschätzigen Blick auf Ehlers, der vor der Hütte auf dem Boden saß, und rieb sich mit einem Taschentuch über die verschwitzten Wangen, bevor er dem Kollegen ins Gartenhaus folgte, in dem Ruth wartete. Norma fing Ehlers’ Blick auf und sah sich zu Inga um, die von zwei Polizisten befragt wurde. Ein weiterer Beamter kündigte den Krankenwagen an, der, so weit es ging, an das obere Grundstück herangefahren sei. Norma half Ehlers auf die Beine und begleitete ihn zur Straße hinauf. Seine zunehmende Blässe bereitete ihr Sorgen.
    Er versuchte ein Lächeln. »So viel Aufhebens um einen Kratzer! Am besten fahre ich nach Hause und ruhe mich aus.«
    Der Rettungssanitäter stimmte dem Vorhaben grundsätzlich zu, legte Ehlers aber nahe, den kleinen Umweg über das Krankenhaus zu wählen und sich dort gründlich untersuchen zu lassen.
    Ehlers willigte schließlich ein und reichte Norma den Wagenschlüssel. »Können Sie bitte mit dem Mini zurück nach Wiesbaden fahren? Ich gebe der jungen Dame Bescheid, damit sie das Auto bei Ihnen abholt.«
    »Ich will versuchen, einen neuen Hasen zu besorgen«, bot Norma an. »Damit Sie keinen Ärger mit Ihrer Freundin bekommen.«
    Das zweite Lächeln gelang ihm besser. »Freundin? Die Göre ist meine Tochter! Den Wagen hat sie von ihrem Großvater zum Geburtstag bekommen, der ihr die Hölle heiß machen würde, wenn er wüsste, wer hin und wieder hinter dem Steuer sitzt. Das Plüschtier ist ein Geschenk ihres Freundes.«
    Der Sanitäter war ihm beim Einsteigen behilflich.
    Als Norma in den Garten zurückkehrte, lief Inga ihr aufgeregt entgegen. »Stimmt es, dass Ruth auf Bernhard geschossen hat?«
    »Wir müssen miteinander reden, Inga. Gibt es hier eine ruhige Ecke?«
    Inga führte sie einige Schritte abseits der Hütte zu einer verwitterten Bank. Norma hätte Inga die Zusammenhänge lieber behutsam erklärt. Die bittere Wahrheit ließ keine schonenden Worte zu. Als sie das weinende Mädchen in den Armen hielt, fühlte sie sich hilflos und war erleichtert, als Inga für eine Weile allein sein wollte. Der Hund gesellte sich zu ihr.
    Milano trat aus der Hütte und winkte Norma heran. Ruth Diephoffs Geständnis klinge glaubwürdig, meinte er. Martin Reber wurde zum Opfer zweier Täter. Ihre präzise Schilderung ließ kaum Fragen offen, und er wollte ihr glauben, obwohl dies seiner Vorstellung widersprach, eine
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