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Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit

Titel: Reynolds, Alastair - Träume von Unendlichkeit
Autoren: Alastair Reynolds
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nicht ausleben kann. Eine Infiltrationsspezialistin, die befähigt ist, auch in hoch gesicherte – und gefährliche -Bereiche einzudringen. Und einen Mann, der über ein Raumschiff und die dazugehörige Besatzung verfügen kann.«
    Sie wandte sich Childe zu, und ich nützte die Gelegenheit, um ihr Gesicht im Profil zu bewundern. Die feinen Züge kamen mir irgendwie bekannt vor. Das lange, nach hinten gekämmte Haar war tiefschwarz wie der interstellare Raum und wurde von einer edelsteinbesetzten Spange gehalten, die in allen Regenbogenfarben schillerte. Wer war diese Frau? Ich war sicher, dass wir uns schon ein- oder auch zweimal begegnet waren. Vielleicht zwischen den Schreinen bei einem Besuch der Verstorbenen im Denkmal für die Achtzig?
    »Dazu noch Childe«, fuhr sie fort. »Einen Mann, der einmal dafür bekannt war, dass er komplizierte Spiele liebte, inzwischen aber längst als tot gilt.« Nun richtete sich ihr durchdringender Blick auf mich. »Und schließlich dich.«
    »Ich glaube, ich kenne Sie …«, sagte ich. Ihr Name lag mir auf der Zunge.
    »Natürlich kennst du mich.« Jetzt sprühte Verachtung aus ihren Augen. »Ich bin Celestine. Du warst einmal mit mir verheiratet.«
    Childe hatte die ganze Zeit gewusst, dass sie hier war.
    »Dürfte ich erfahren, was das alles zu bedeuten hat?«, fragte ich so sachlich wie möglich. Ich war schließlich kein Choleriker, der sich in guter Gesellschaft nicht beherrschen konnte.
    Celestine zog ihre Hand zurück, kaum dass ich sie berührt hatte. »Roland hat mich hierher geholt, Richard. Ähnlich wie dich, ebenfalls mit geheimnisvollen Andeutungen über irgendeine Entdeckung, die er gemacht hätte.«
    »Aber du bist …«
    »Deine Exfrau?« Sie nickte. »Wie viel weißt du eigentlich noch, Richard? Ich habe seltsame Gerüchte gehört, du hättest mich aus deinem Langzeitgedächtnis löschen lassen.«
    »Nicht löschen, nur unterdrücken. Das ist ein kleiner Unterschied.«
    Sie nickte. »Das ist mir klar.«
    Ich warf einen Blick auf die anderen Gäste. Sie beobachteten uns. Sogar Forqueray hielt den Atem an, das Glasrohr seines Apparats schwebte zwei Zentimeter vor seinem Mund. Alle warteten darauf, dass ich etwas – irgendetwas – sagte.
    »Was genau willst du hier, Celestine?«
    »Du weißt es also nicht mehr?«
    »Was weiß ich nicht mehr?«
    »Womit ich mich beschäftigte, Richard, als wir noch verheiratet waren.«
    »Ich gestehe es, nein.«
    Childe räusperte sich. »Deine Frau, Richard, war ebenso von Außerirdischen fasziniert wie du. Sie wäre zu bescheiden, um sich selbst so zu bezeichnen, aber sie war einer der ersten Experten für die Musterschieber in dieser Stadt.« Er zögerte, als warte er Celestines Einverständnis ab, bevor er fortfuhr. »Sie hatte die Schieber besucht und lange, bevor sie dich kennen lernte, mehrere Jahre ihres Lebens auf der Forschungsstation auf Spindrift verbracht. Sie sind mit den Schiebern geschwommen, Celestine, nicht wahr?«
    »Ein paarmal.«
    »Und Sie haben ihnen erlaubt, Ihr Bewusstsein umzugestalten. Dazu werden die Neuralstrukturen so verändert, dass – wenn auch im Allgemeinen nur vorübergehend – zutiefst fremdartige Denkmuster entstehen.«
    »Es war keine so große Sache«, sagte Celestine.
    »Wenn man das Glück hatte, selbst davon betroffen zu sein, gewiss nicht. Aber für jemanden wie Richard – der sich mit allen Fasern seines Wesens danach sehnte, mehr über Außerirdische zu erfahren -wäre es sicher keine Kleinigkeit gewesen.« Er wandte sich an mich. »Das ist doch richtig?«
    »Ich gebe zu, ich hätte viel darum gegeben, mit den Schiebern in Kommunikation treten zu können«, sagte ich. Leugnen wäre zwecklos gewesen. »Aber es war einfach nicht möglich. Meine Familie hatte nicht die Mittel, um mich auf eine der Schieberwelten zu schicken, und die Organisationen, die normalerweise solche Reisen finanzieren könnten – zum Beispiel das Sylveste-Institut –, hatten sich anderweitig orientiert.«
    »Das heißt, Celestine war in deinen Augen sehr zu beneiden, nicht wahr?«
    »Das will ich gar nicht bestreiten«, sagte ich. »Sich spekulativ mit der Beschaffenheit außerirdischen Bewusstseins zu befassen, ist eine Sache; aber es zu trinken, in seinen Fluten zu baden – es so intim zu berühren wie eine Geliebte …« Ich verstummte. »Augenblick mal. Müsstest du nicht auf Resurgam sein, Celestine? Die Expedition kann unmöglich schon wieder zurückgekehrt sein.«
    Sie beäugte mich so scharf wie ein
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