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Revelations

Revelations

Titel: Revelations
Autoren: Carsten Fischer
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wie Vieh durch die Steppe trieben.
    Erst als die Abenddämmerung hereinbrach und die abflauenden Temperaturen sie wieder klar denken ließen, trauten sich Sharon und ihre Eltern hervorzukommen. Die knatternden Buggys waren längst verschwunden, ebenso wie jede Aussicht auf Rettung durch friedliche Steppenbewohner. Ziellos irrten sie auf der asphaltierten Straße entlang, bis sie keinen Fuß mehr vor den anderen zu setzen vermochten. Mit letzter Kraft errichteten sie ein wärmendes Feuer aus verholzten Sträuchern. Die Hoffnungslosigkeit stand ihnen allen ins Gesicht geschrieben, denn ohne Wasserquelle würden sie den nächsten Tag nicht überleben. Als die Müdigkeit sie trotz laut knurrender Mägen zu übermannen drohte, schreckte Sharon plötzlich auf und wich vor einer schwarzen Silhouette abseits des Rastplatzes zurück, die sie schon seit Stunden zu beobachten schien.
    »... und da starrte sie uns auf einmal mit ihrer Pistole in der Hand an. Angel hatte sich völlig lautlos an das Lager herangeschlichen und uns wer weiß wie lange zugesehen!«, beendete Sharon mit gespielter Empörung ihre Geschichte.
    »Eigentlich waren es nur ein paar Minuten gewesen«, kommentierte Angel die schmeichelhafte Übertreibung. »Butch gefiel die Idee überhaupt nicht, eine Feuerstelle bei Nacht so weit in feindlichem Territorium zu untersuchen, aber am Ende hat es sich gelohnt - zumindest für Sharon. Wir haben sie notdürftig versorgt und nach Sienna gebracht, doch für ihre Eltern kam jede Hilfe zu spät.«
    Ausnahmsweise senkte Cole taktvoll den Kopf. Er hatte großen Respekt vor der zierlichen Rangerin bekommen, die so gar nicht seinen anfänglichen Vorurteilen entsprechen wollte. Nachdem Angel ihr bestätigend zugenickt hatte, ließ Sharon die beiden allein und joggte zu Anthonys provisorischer Versorgungsstation, um sich etwas Wasser für ihren trockenen Mund zu besorgen.
    »Kampfpanzer und Hubschrauber«, murmelte Angel hinter vorgehaltener Hand und blickte Cole mit zusammengekniffenen Augen an. »Hast du so ein Ding schon mal in Aktion gesehen?«
    Natürlich hatte er das nicht. Niemand hatte seit dem globalen Untergang vor dreiundzwanzig Jahren eines dieser stählernen Ungetüme zum Leben erwecken können. Meist fehlte es an technischem Know-how, doch selbst mit dem nötigen Wissen gab es kaum noch Ersatzteile geschweige denn das richtige Equipment zur Reparatur und Wartung. Dazu kam der astronomische Treibstoffverbrauch. Aber irgendjemand war in der Lage gewesen, die alten Kriegsmaschinen zum Laufen zu bringen. Und dieser jemand war ein Feind der Sicarii. Angels Augen leuchteten wie die eines Kindes zu Weihnachten. Sie musste diese Menschen finden, die ihre Gegner das Fürchten gelehrt hatten.
    Ein Blick auf das zerstörte Jaguar Bay und die vielen hilfsbedürftigen Flüchtlinge holte sie jedoch auf den Boden der Tatsachen zurück.
    »Was nun?«, wollte Cole wissen, während er Sharon etwas verloren hinterher sah.
    »Erstmal müssen wir die Leute in Sicherheit bringen«, murmelte Angel. »Fällt dir da was ein?«
    Cole hatte noch immer seine Arme vor der Brust verschränkt und rieb sich mit dem rechten Daumen nachdenklich über die Lippen.
    »White Rock?«
    »Nur weil die einmal Salz mit uns getauscht haben, werden die keine fünfhundert Menschen aufnehmen«, grübelte Angel. Zusammen mit den Flüchtlingen aus Eagle Village war die Zahl der Männer, Frauen und Kinder unter ihrem Kommando beträchtlich gestiegen. »Aber vielleicht sollten wir sie warnen. Das alte Salzbergwerk dürfte ein lohnenswertes Ziel für die Sicarii sein.«
    In der allmählich untergehenden Abendsonne sah sie Pauls gebückte Silhouette bedächtig auf sie zuhinken. Der rüstige Bürgermeister aus Eagle Village spielte gerne den zerbrechlichen Rentner, nur um im richtigen Moment den Krückstock davonzuwerfen und auf flinken Sohlen die Flucht antreten zu können.
    »Haben wir einen Plan?«, hustete er seinem Milizkommandeur zu. Trotz seiner allgemein guten Verfassung machten ihm lange Reisen durch die staubige Endzeitsteppe sehr zu schaffen. Noch ein Grund mehr für Angel, schnellstens eine sichere Zuflucht zu finden.
    Frustriert schüttelte Cole mit dem Kopf. Er hatte eine tiefe Abneigung gegen Defensivsituationen und trug den Kampf wann immer möglich zu seinen Gegnern. Bei den Vultures war er nie Teil der regulären Überfallkommandos gewesen, sondern verübte mit großer Vorliebe Sabotageakte hinter den feindlichen Linien. Nun sah er sich bereits
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