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Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren

Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren
Autoren: Sylke Brandt
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öffnete – Thorpa hatte nicht viel gegen den
Vorschlag sagen können, weil er gerade bemüht war, sich aus der Zentrale
zu quetschen. Er nahm sich aus ganzem Herzen vor, bei der nächsten Notfallübung
mehr Enthusiasmus zu zeigen.
    »Was ist?«, wisperte Thorpa. Seine Stimme klang gedämpft durch
das transparente Material der Kugel. Anande drehte sich um und zog das Baumwesen
wieder hinter die Biegung des Flures.
    »Scheint so, als hätte die Ikarus unser Gespräch mit dem
Captain und Weenderveen mit angehört. Im Gang zur nächsten Ebene patrouilliert
ein Roboter.«
    »Wir haben gar keine Kampfroboter an Bord der Ikarus! Oder doch?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Es ist einer der Medoroboter.«
    Thorpa kannte die stummen Helfer, die nur sehr selten die geräumige Krankenstation
verließen. Sie waren die Hände des Doktors, wenn er mal wieder zehn
zu wenig hatte. Ihre Programmierung war erstklassig und ihre Fingerfertigkeit
enorm präzise, aber ihr Reich war die Medizin – und jetzt trieben
sie sich als Wachsoldaten auf den Gängen herum?
    »Können sie uns gefährlich werden?«, fragte Thorpa vage
und Anande zuckte mit den Schultern.
    »Ich denke schon. Wenn ich es richtig gesehen habe, hatte der Roboter eine
geladene Injektionspistole in der Hand.«
    »Geladen mit was?«
    »Wie soll ich das auf diese Entfernung sagen? Ich hoffe, es ist ein Betäubungsmittel.
Aber wir haben auf der Krankenstation natürlich auch ein paar sehr potente
Gifte, von denen eine Überdosis tödlich sein kann.«
    »Müssen wir an dem Roboter vorbei? Oder gibt es einen anderen Weg?«
    »Kennen Sie sich an Bord der Ikarus genauso gut aus wie ich?«,
gab der Arzt zurück und unterbrach damit Thorpas Fragenschwall.
    Für einige Momente standen sie schweigend an die Gangwand gepresst und
überlegten. Thorpa hatte den Eindruck, er könne das leise Surren des
Roboters hören, während die Maschine unermüdlich ihre Strecke
ablief. Ob in der Injektionspistole etwas war, das auf Menschen und Pentakka
gleichermaßen wirkte? Wenn er sich jetzt auf den Roboter stürzte
und die Injektion abfing und Anande an ihm vorbeirennen konnte, um zum Maschinenraum
zu kommen? Es lag etwas Selbstloses und Heldenhaftes in der Vorstellung. Und
etwas sehr Dummes natürlich auch. Anande riss ihn aus seinen Gedanken.
    »Insgesamt sind sechs Medoroboter auf der Krankenstation; oder waren es
zumindest. Ich bin mir sicher, dass die Ikarus sie jetzt in jedem Gang
von hier bis zum Maschinenraum patrouillieren lässt. Das ist ein gefährlicher
Spießrutenlauf. Wir können dem ausweichen, wenn wir die Ikarus verlassen, an der Außenhülle entlanggehen und genau beim Maschinenraum
wieder einsteigen. Die Medoroboter sind nicht weltraumtauglich.«
    »Klingt gut.« Thorpa ließ seine Stimme neutral klingen. Wenn
der Doktor das so sagte, klang es recht einfach, aber Pentakka waren keine großen
Weltraumgänger. Zum Glück erwartete Anande keine weiteren Kommentare,
sondern fuhr fort.
    »Wir haben zwei Schleusen hier in der Nähe – eine zurück
bei der Zentrale, die andere gleich da vorne.«
    »Hinter dem Roboter?«
    »Hinter dem Roboter«, bestätigte Anande.
    »Dann machen wir uns auf den Weg zurück zur Zentrale«, entschied
Thorpa ohne zu Zögern und drehte sich um.
    Der Medoroboter kam ihnen zuvor. Als hätte er jetzt lange genug gewartet
und ihnen Gelegenheit gegeben, sich ihm in den Weg zu werfen, wurde er seiner
üblichen Patrouille überdrüssig und kam in ihre Richtung. Vielleicht
hatte er auch das Knarren der Raumblase auf dem Bodenbelag gehört. Stetig
rollte er durch den Flur auf die Biegung zu, hinter der sie sich verbargen.
Thorpa nahm sich nicht viel Zeit zum Nachdenken. Er kannte die Medoroboter nicht,
konnte also nichts gegen sie unternehmen. Welches Wissen auch immer Anande über
sie hatte: Es musste reichen. Blieb ihm die Rolle als Köder.
    Ohne eine Vorwarnung warf sich der Pentakka hinter der Biegung hervor in den
Flur und schlitterte, von seinem Schwung getragen, in der Raumblase bis an die
Wand. Mühsam gelang es ihm, sein Gleichgewicht zu halten. Der Medoroboter
kannte keine Überraschung. Sobald Thorpa in sein Sichtfeld kam, steuerte
er auf ihn zu, die Injektionspistole zielstrebig ausgestreckt. Die Maschine
erwies sich als erstaunlich flott. Eine ansonsten positive Eigenschaft, wenn
ein Verletzter Hilfe brauchte, aber für Thorpa im Moment eher erschreckend.
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