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Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren

Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren
Autoren: Sylke Brandt
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fortfuhr. »Und natürlich
geschieht das aus komplettem Eigennutz. Das Material des Reifes ist Endra-Erz
– es wird ihm nachgesagt, dass seine Schwingungen Krankheiten verhindern.«
    »Und stimmt das?« Sonja streifte den Reif über und er schmiegte
sich angenehm an ihre Haut. Der Doktor zuckte mit den Schultern. »Ich habe
von einem halben Dutzend Ärzten gehört, die in Endra-Abbaukolonien
Praxen errichtet haben. Wenn sie nicht auf Unfälle spezialisiert waren,
haben sie alle Bankrott gemacht. Es wird jedenfalls nicht schaden.«
    Auf Anande folgten die anderen Mitglieder der Crew. An'ta schüttelte Sonja
weder die Hand noch umarmte sie sie, aber das war bei der Grey, die jeglichen
Körperkontakt vermied, auch nicht anders zu erwarten. Die extrem gut aussehende
Frau mit der grauen Haut und der körperbetonten Kleidung deutete nur eine
kleine Verneigung an und wünschte Sonja alles Gute, wirkte dabei aber leicht
befremdet. Für einen Moment war Sonja fast ärgerlich über dieses
Verhalten und schob es darauf, dass die Grey Roderick seit geraumer Zeit schöne
Augen machte. Nicht aus Zuneigung – sie hatte wohl vor, so die Karriereleiter
wieder hinauf zu klettern, die sie mit dem Unfall ihres eigenen Raumschiffes
jäh hinabgestürzt war, und Sonja stand ihr dabei im Wege. Doch dann
erinnerte sie sich daran, was An'tas Volk von natürlicher Vermehrung und
somit auch von einem Geburtstag hielt, und ihr Ärger verrauchte. Für
die Grey musste ein solches Fest so sein, als würden Menschen mit aller
Fröhlichkeit den Jahrestag eines schlimmen Unfalls feiern.
    Thorpa, der Pentakka, hatte sich eingehend mit den geläufigen Geburtstagbräuchen
vertraut gemacht, ehe er das »Skizar Quaba« betreten hatte. Er trug
einen kleinen, spitzen Hut aus glänzendem Papier und eine zweite Ladung
Konfetti in einem Beutel. Als er sich Sonja näherte, sang er lauthals –
und erstaunlich harmonisch – ein Geburtstagsständchen. Sein Geschenk
sah aus wie aus einem Bilderbuch: ein rotes Päckchen, überladen mit
Schleifen. Als Sonja es öffnete, sah sie erstaunt, dass es leer war und
blickte Thorpa fragend an. Der wedelte entschuldigend mit den Zweigen.
    »Es ist so kompliziert, diesen Brauch zu verstehen«, rief er leicht
verzweifelt. »Ich habe so viel studiert und habe es trotzdem nicht geschafft.
Gerade die Sache mit dem Geschenk – Schmuck, Pralinen und Parfüm hieß
es, seien ideal für eine Frau, aber eigentlich schenkt das nur ihr direkter
Gefährte.« An dieser Stelle warf er einen missbilligenden Blick auf
Weenderveen und Anande, die es besser hätten wissen müssen. »Dann
hieß es, Speichermedien mit Geschichten, aber da könne man so viel
verkehrt machen. Und Blumen? Woher bekommt man auf Vortex Outpost Blumen?
Ich habe etwas auf Pentak bestellt, aber es ist nicht rechtzeitig angekommen
…« Das Baumwesen wirkte völlig zerknirscht, aber Sonja lachte.
    »Auf Pentak bestellt? Thorpa, das kostet ein Vermögen!« Sie beugte
sich vor und legte dem Pentakka eine Hand auf einen Zweig. »Ich freue mich
sehr, Thorpa. Über das Lied und den Hut und das Konfetti. Und jetzt lasst
uns schnell runter gehen, ehe die Treppe noch zusammen bricht«, fügte
sie hinzu, als sie sah, wie sich weitere Gratulanten anzustellen begannen. Mit
einem kleinen, ergebenen Seufzer, ihre Pralinen fest umklammert, tauchte Sonja
DiMersi tapfer ein in das Gewühl ihrer Überraschungsparty.
    Es gab nicht viel, was auf Vortex Outpost gefeiert werden konnte. Die
Hälfte der Zeit war nichts los, die andere Hälfte schien im Zeichen
irgendeiner Katastrophe zu stehen. Die Besatzung der Ikarus war sehr
populär auf der Station, nicht zuletzt, weil sie einen Hauch von Abenteuer
in den Alltag brachte und jede Menge Sicherheit in den unruhigen Zeiten. Der
Versuch, die Geburtstagsfeier des Chiefs zu einer einigermaßen geschlossenen
Gesellschaft zu machen, war schnell gescheitert. Irgendwie hatten innerhalb
kurzer Zeit Dutzende von eigentlich nicht eingeladenen Leuten Wind von dem Ereignis
bekommen und freiweg nachgefragt, was sie denn mitbringen sollten. Selbst Commodore
Färber, der Stationskommandant, war mit seinem Stellvertreter auf einen
Handschlag und ein Glas Bowle vorbei gekommen und stand nun plaudernd mit einigen
anderen Gästen an der Bar. Aufmerksame Beobachter der kleinen Gemeinschaft
von Vortex Outpost munkelten, dass er im »Skizar Quaba« fast
nie
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