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Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren

Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 022 - Die letzten Movatoren
Autoren: Sylke Brandt
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begegnen, änderte alle Werte, allen
Glauben, alle Traditionen. Wenn das hier vorbei war, dann waren sie entweder
besiegt und tot oder standen an einem ganz neuen Anfang, mit dem sie dann zurechtkommen
mussten.
    An'ta seufzte und schüttelte leicht den Kopf. Ihr feuerfarbenes Haar verhüllte
ihr Gesicht. Sie mochte keine Veränderungen. Aber das war in diesen Zeiten
herzlich egal.
    Sie lehnte sich in dem Sitz des Shuttles zurück und wartete darauf, dass
Trooid die letzten Routinechecks abgeschlossen hatte. Er war der beste Pilot,
sie hatte die meiste Ahnung von havarierten Raumschiffen, deswegen hatte Captain
Sentenza sie beide für diesen ersten Erkundungsflug ausgewählt. Es
gab noch einen zweiten Grund: Trooid brauchte als Android keinen Schlaf, und
An'tas Körper vertrug mehr Stress als ein menschlicher. Die restliche Crew
der Ikarus würde die kurze Pause nutzen, um sich auszuruhen. Ihre
Aufgabe war es jetzt, so dicht wie möglich an den fremden Besucher heranzufliegen
und nach einer Möglichkeit zu suchen, gefahrlos in das Innere der gigantischen
Konstruktion einzudringen. Zudem war es gut, mehr über den Zustand des
Raumers zu erfahren und vielleicht einen Hinweis darauf zu finden, ob es noch
Leben an Bord gab. Bisher herrschte nur Schweigen auf allen Funkfrequenzen.
Dann würde die Crew der Ikarus das Schiff betreten und mit der Rettungsaktion
beginnen. Eigentlich eine belustigende Vorstellung, wenn man bedachte, wie winzig
der »Retter« im Vergleich war. Doch in diesem Fall gab es keinerlei
Meinungsverschiedenheiten zwischen An'ta und Sentenza: Es war ihre Aufgabe und
sie würden sie erfüllen.
    Schiffbrüchigen beizustehen war seit den Zeiten, als »Schiffe«
noch ausschließlich dazu benutzt wurden, über Meere zu fahren, eine
Art von Gesetz. Hinzu kam, dass es Commodore Färber sicherlich nicht wenig
nervös machte, einen unbekannten Raumer dieser Größenordnung
nur den sprichwörtlichen Steinwurf entfernt von Vortex Outpost zu
haben, ohne die geringste Ahnung, ob Freund oder Feind vor der Tür stand.
    Und davon abgesehen fühlte An'ta die lange vermisste Spannung angesichts
eines völlig fremden Raumschiffes, das darauf wartete, von ihr betreten
zu werden. Sie wandte sich zu Trooid um und schenkte ihm ein Lächeln, ungezwungen
und ohne Berechnung. Die Gesellschaft des Androiden war angenehm.
    »Können wir?«, fragte sie. Trooid erwiderte das Lächeln,
so wie Weenderveens komplexe Programmierung es erlaubte.
    »Sind schon unterwegs«, antwortete er. Ohne Erschütterung verließ
das Shuttle die Ikarus und glitt durch den leeren Raum hinüber zu
dem fremden Raumer.
    Je näher sie kamen, desto mehr wurden die Ausmaße des Schiffes wirklich
begreifbar. Es dauerte nicht lange, bis die Sichtfenster des Shuttles ganz von
dem Anblick der Außenhülle erfüllt waren. Trooid näherte
sich nur sehr langsam und sendete dabei unablässig einen vorgefertigten
Funkspruch, der sie als Rettungskreuzer identifizierte, ihre friedlichen Absichten
beteuerte und um eine Antwort bat. – Sie erhielten keine. Wäre das
Shuttle ein ferngesteuerter Torpedo, der jetzt gemächlich auf der Suche
nach einer Schwachstelle an den Riesen heranschlich, so wäre es kein Problem,
dem angeschlagenen Schiff den Garaus zu machen. An'ta bezweifelte immer mehr,
dass sie noch Leben an Bord des Raumers finden würden.
    Auch die langsame Annäherung brachte sie schließlich so weit heran,
dass die Sensoren des Shuttles genauere Daten ermitteln konnten.
    »Die Außenhülle ist aus einer uns unbekannten Legierung. Eine
Art Keramik mit Metalleinlagerungen auf molekularer Ebene. Sehr widerstandsfähig.
Mit unseren Waffensystemen hätten wir arge Schwierigkeiten, da ein Loch
rein zu bekommen.«
    »Ging den Angreifern anscheinend nicht so«, murmelte An'ta, als eine
Stelle in ihr Sichtfeld kam, an der die hellgraue, makellos glatte Oberfläche
geborsten war. Die Außenhülle schien aus Schichten aufgebaut zu sein,
jede von ihnen schätzungsweise zwanzig Zentimeter dick. Dort, wo sie nur
weggesprengt worden waren und nicht geschmolzen, konnte An'ta erkennen, dass
es mindestens fünf waren. Entweder waren die Erbauer dieses Schiffes Sicherheitsfanatiker,
oder sie hatten das Monstrum nicht für friedliche Zwecke erschaffen. An
vielen Stellen fehlte nur die oberste Schicht der Panzerung, und Trooid, der
die Sensoren des Shuttles wie seine eigenen
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