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Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen

Titel: Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen
Autoren: Dirk van den Boom
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vermuten,
nämlich dass die ›heiligen‹ Gegenstände dort in Wirklichkeit,
wie er es nennt, ›beseelte Mechanik‹ seien. Ich vermute, dass der
Amtssitz ein Gebäude aus imperialer Zeit ist.«
    Sally fühlte sich sichtlich bestätigt.
    »Das heißt also erneut«, fasste Sentenza zusammen, »dass
wir in diese Stadt müssen.«
    Er blickte in die Runde.
    »Hat da irgendjemand Vorschläge?«
     

 
2.
     
    Jamir saß in seinem Sattel, die Augen vom Staub verklebt und starrte auf
das Wachhaus. Immer noch kreisten die Seinen um das Gebäude herum, in das
sich auch die fremden Dämonen geflüchtet hatten, und immer noch gaben
sie Schüsse ab, doch es wurde deutlich, dass bei aller neuer Taktik das
grundsätzliche Problem, wie sie durch die starken Türen und die feste
Mauer gelangen konnten, nicht bedacht worden war. Jamir verfluchte sich selbst
und seine mangelnde Voraussicht, bewahrte nach außen hin jedoch Ruhe und
Entschlossenheit. Sein Vater war gestorben, als er zu deutlich Schwäche
und Unsicherheit gezeigt hatte. Sein Sohn würde diesen Fehler nicht wiederholen.
    Dennoch war er in einer verfahrenen Situation. Unerwartetes war passiert. Wahrscheinlich
hätten die Milizionäre längst aufgegeben, wenn der Schrein nicht
plötzlich auseinander gebrochen wäre. Seltsame Wesen waren ihm entstiegen
und hatten meisterhaft gegen die Seinen gekämpft. Die Reiter waren unruhig,
verwirrt und verlangten nach Antworten. Jamir konnte sie ihnen nicht geben,
nur seine eigenen Mutmaßungen – und damit seine eigene Verwirrung
– äußern. Das aber durfte er nicht tun. Ein Anführer, der
nicht wusste, wie es weiter ging? Das hatte seinem Vater die Führung und
das Leben gekostet.
    Er musste sich etwas ausdenken, und das schnell.
    »Sandol!«
    Sein Adjutant gesellte sich zu ihm. Auch er sah aus, als habe er im Staub gebadet.
    »Herr?«
    »Befehle den Rückzug!«
    Sondal zwinkerte mit dem Echtauge, sagte aber nichts. Er hob sein Signalhorn
und stieß hinein. Ein lang gezogener, klagender Laut erscholl. Fast unmittelbar
brachen die Wahrgläubigen ihren Angriff ab und galoppierten auf ihren Anführer
zu. Disziplin, stellte Jamir zufrieden fest, hatte er ihnen beigebracht. Doch
würde sie halten?
    Die Belastungsprobe kam schneller, als er erwartet hatte.
    Wukt, ein besonders hitziger und fanatischer Krieger, hielt ohne zu Zögern
direkt auf ihn zu. Unwillkürlich umklammerte Jamir seine Stechforke fester.
    »Herr!«, rief Wukt und zügelte sein Tier vor seinem Anführer.
»Wozu der Abbruch? Der Feind ist eingekesselt! Der Schrein zerstört!
Der Sieg ist unser!«
    »Narr!«, spie Jamir aus. Wukt zuckte zusammen, war aber nicht weiter
beeindruckt. »Der Schrein ist zerbrochen, aber wie kommst du darauf, dass
dies unser Werk war? Vielleicht war es das Werk der fremden Dämonen, die
ihm entstiegen sind. Die Situation hat sich verändert. Wir brauchen das
Milizhaus nicht mehr. Es wird keine Prozession mehr geben. Was wir aber brauchen,
ist Kontrolle über das neue Heiligtum, das vom Schrein geboren wurde.«
    Jeder wusste, was Jamir meinte. Das große Behältnis, in dem wallender
Staub, aus sich selbst heraus leuchtend, zu erkennen war, und darin wieder seltsame
Schleier, die sich von selbst zu bewegen schienen. Ohne Zweifel war es der Kern,
das Heilige im Schrein, nun vor den Wahrgläubigen entblößt.
Jamir sah seine Chance.
    »Nein, Wukt, denk einmal nach! Die Tatsache, dass die Alten Völker
uns das Heiligste im Schrein entblößt haben, als wir angriffen, ist
ein Zeichen! Wir wurden von ihnen auserwählt, und es sind jene in Jenangar,
die nun als Ketzer zu bezeichnen sind, endgültig haben sich die Götter
von ihnen abgewendet. Es ist nun unsere heilige Pflicht, diesen neuen Altar
zu bewahren, zu beschützen und gegen die Ketzer zu verteidigen.«
    Seine Worte wirkten bei dem Fanatiker. Es kam ihm nicht einmal in den Sinn,
dass sein Anführer aus einer spontanen Eingebung argumentiert hatte. Jamir
merkte, wie sich die anderen Krieger um ihn scharten und an seinen Lippen hingen.
Er hatte sie im Griff, das fühlte er, und er wusste, dass jede Krise, auf
die er möglicherweise zugesteuert war, nun nicht mehr eintreten würde.
    »Sondal, entsende Boten in das Hauptlager. Mein Befehl ist: Das Lager wird
abgebrochen, alle Wahrgläubigen, der ganze Tross mit allem Material, den
Zelten, jedem Mann und jeder Frau, wird hierher verlegt.«
    Jamir machte
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