Rettungskreuzer Ikarus Band 021 - Putsch der Heiligen
mit. Mir scheint, dass sie trotz ihrer Herkunft der Hilfe
bedürfen und der Prior soll über sie entscheiden.«
Uhul stellte erfreut fest, dass Wahan auch seinen gesunden Verstand bewahrt
hatte. Der Kapitan, so kam er zu dem Schluss, hatte ohne Zweifel schon vor längerer
Zeit den zweiten Weg gewählt.
Deswegen, so schloss der Staubdiener, befahl er hier und gehorchte nicht.
Er erhob sich.
»Die Fremden reisen auf meinem Wagen. Es wird eng, aber es wird gehen.«
»Dann machen wir uns auf den Weg.«
So spektakulär wie ihre Ankunft, so unspektakulär war ihre Abreise.
Nachdem sie Serbald auf eine Art Trage gelegt hatten, die wiederum auf den durchaus
stabil aussehenden Wagen Uhuls gelegt wurde, hatten sich die anderen um den
Liegenden gruppiert. Uhul hatte Sentenza ein Reittier angeboten und der hatte
das Angebot angenommen. Als Offizier des Multimperiums hatte er – zu besseren
Zeiten – mehrfach die Gelegenheit gehabt, diverse Tiere zu reiten, nicht
alle so gutmütig und leicht steuerbar wie das, das der Captain nun bestieg.
Der Sattel half ihm nicht viel – er war viel zu groß – aber
der breite Rücken des Tieres bot genug Halt und die Zügel entsprachen
in etwa Sentenzas Bedürfnissen. Trotz seiner Verletzung fand er Halt, und
solange sie nicht galoppieren mussten, rechnete er nicht mit Schwierigkeiten.
Die Soldaten der Stadt waren bemerkenswert schnell und diszipliniert vorgegangen.
Keine 15 Minuten nach der Entscheidung, den Aufbruch zu wagen, war die Kolonne
reisefertig: Die eine Hälfte der Soldaten vorneweg, dann der Wagen mit
den Neuankömmlingen, Uhul und seinem Lehrling (zumindest Thorpa hatte ihn
so bezeichnet) und dann Sentenza zusammen mit dem Hauptmann der Truppe und dem
Rest der Bewaffneten. Trotz aller erkennbarer Nervosität – die »Ketzer«
hatten sich zwar recht deutlich zurückgezogen, waren aber noch rund 600
Meter entfernt in Sichtweite – verlief alles ohne größere Hektik.
Auch, als die Kolonne sich so zügig wie möglich in Bewegung setzte
und das Wachhaus hinter sich ließ, machten die Angreifer keine Anstalten,
ihr nachzusetzen. Offenbar wollte man sie ziehen lassen. Sentenza konnte das
nur recht sein. Seine Gastgeber schienen weniger begeistert. Hargin Flech saß
mit dem Rücken zur Fahrtrichtung am hinteren Ende des Wagens und ließ
seine biegsamen Beine herunterbaumeln.
Sentenza sah sich um. Die Landschaft, durch die sie ritten, war karg und öde.
Es war keine Wüste, zumindest keine aus Sand, aber Vegetation wuchs nur
spärlich und das, was an Pflanzen sichtbar war, wirkte verkrümmt und
vertrocknet. Sentenza hatte sofort gemerkt, dass sie auf einer heißen
Welt gelandet waren, eine Welt, die von ihren Bewohnern »Tersi« genannt
wurde. Flech hatte ihm erklärt, dass das ein nicht unüblicher Nachname
sei und sich wahrscheinlich aus der Zeit vor der Großen Stille überliefert
habe, möglicherweise der Entdecker dieser Welt oder eine wichtige historische
Gestalt. Tersi war nicht nur heiß, sie war auch trocken, was generell
dem Metabolismus der Arbito nicht so zusprach. Dennoch hatte sich die Zivilisation
hier offenbar auch ohne die Hilfsmittel moderner Technologie erhalten. Die Straße,
auf der sie nun reisten, war gut befestigt und, soweit man dies mit den hiesigen
Materialien und Techniken erreichen konnte, wetterfest. Flech hatte ihm berichtet,
dass Uhul von einer starken, wenngleich kurzen Regenzeit erzählt hatte.
Für das Überleben der eigentlich ein feuchtes Klima gewöhnten
Spezies war neben einem guten Wasserhaushaltungssystem auch der so genannte
»Staub« notwendig. Uhul selbst nannte sich Staubdiener. Doch um was
genau es sich dabei handelte, hatte Sentenza noch nicht erfahren können.
Offenbar war das Thema tabuisiert, zumindest hatte es religiöse Untertöne,
denn sonst würde Uhul als offenbar hoher Geistlicher diesen Titel nicht
tragen. Thorpa vermutete, dass es sich um eine natürliche Droge handelte,
die den Feuchtigkeitshaushalt der hier lebenden Arbito zu regulieren half.
Sentenza sah auf. Der Arbito, an den er gerade gedacht hatte, erhob sich vom
Kutschbock seines Wagens und winkte einen der Soldaten an seine Seite. Mit Interesse
beobachtete der Captain, wie der reitende Soldat und Uhul in einer offenbar
geübten Abfolge die Plätze wechselten. Das gutmütige Reittier
machte den Spaß ohne zu murren oder gar auszubrechen mit. Nach einer
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