Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)

Titel: Requiem (Amor-Trilogie) (German Edition)
Autoren: Lauren Oliver
Vom Netzwerk:
dahinter zum Vorschein kommt.
    Reißt die Mauern ein.
    Denn darum geht es doch schließlich. Man weiß nicht, was passieren wird, wenn man die Mauern einreißt; man sieht nicht hindurch, weiß nicht, ob es Freiheit bringt oder Untergang, eine Lösung oder Chaos. Es könnte das Paradies sein oder die Katastrophe.
    Reißt die Mauern ein.
    Sonst müsst ihr in Enge und Angst leben und Barrikaden gegen das Unbekannte errichten, Gebete gegen die Dunkelheit sprechen und Verse der Panik und Beklemmung.
    Sonst lernt ihr vielleicht nie die Hölle kennen; aber ihr werdet auch nie den Himmel sehen. Ihr werdet nie frische Luft atmen und nie fliegen.
    Ihr alle, wo ihr auch seid: in euren stacheligen Städten oder beschaulichen Ortschaften. Findet sie, die harten Teile, die Verbindungsglieder aus klirrendem Metall, die Steinfragmente, die euch im Magen liegen. Und zieht, zieht, zieht.
    Ich schließe einen Pakt mit euch. Ich werde es tun, wenn ihr es tut, für immer und ewig.
    Reißt die Mauern ein.

Leseprobe:

ZWEI
    18. Mai
    Manchmal, wenn Mom sich darauf vorbereitet, ein neues Buch zu schreiben, sagt sie, dass sie gar nicht weiß, wo sie anfangen soll; ihr ist schon so klar, wie es enden wird, dass ihr der Anfang gar nicht mehr wichtig erscheint. So ähnlich geht es mir jetzt auch, mit dem Unterschied, dass mir überhaupt nicht klar ist, wie das alles enden wird, nicht einmal dieser Abend. Wir versuchen schon seit Stunden, Dad per Festnetz oder Mobiltelefon zu erreichen, aber wir kriegen immer nur dieses hektische Besetztzeichen, weil alle Leitungen belegt sind. Ich weiß nicht, wie lange Mom es noch versuchen wird und ob wir ihn noch erreichen, bevor ich einschlafe. Falls ich einschlafe.
    Wenn ich an heute Morgen denke, kommt es mir vor, als wäre das schon tausend Jahre her. Ich weiß noch, dass ich den Mond am Morgenhimmel gesehen habe. Ein Halbmond, aber gut sichtbar, und ich habe ihn angeschaut und daran gedacht, dass dort oben heute Abend ein Meteor einschlagen wird und wie aufregend das sein würde.
    Aber es ist auch nicht so, dass wir schon im Bus auf dem Weg zur Schule darüber gesprochen hätten. Sammi hat über die Kleiderordnung für den Schulball gemeckert, nichts Schulterfreies und auch nichts zu Kurzes, und dass sie ein Kleid haben will, mit dem sie auch mal durch die Nachtclubs ziehen kann.
    Megan ist mit ein paar von ihren Kirchenfreunden eingestiegen und hat sich zu ihnen gesetzt. Ich weiß nicht, ob sie über den Meteor gesprochen haben, aber ich glaube, sie haben nur gebetet. Das machen sie manchmal im Bus, oder sie lesen Bibelverse.
    In der Schule war alles wie immer.
    Ich weiß noch, dass ich Französisch langweilig fand.
    Nach der Schule hatte ich Schwimmtraining, und dann hat Mom mich abgeholt. Sie erzählte mir, sie hätte Mrs Nesbitt eingeladen, den Meteor mit uns zusammen anzugucken, aber die hat gesagt, sie würde lieber von zu Hause aus zusehen. Also waren wir beidem großen Ereignis nur zu dritt, Jonny, Mom und ich. So hat sie es genannt: das große Ereignis.
    Dann meinte sie noch, ich solle meine Hausaufgaben lieber gleich erledigen, damit wir nach dem Abendessen Zeit hatten, das Ganze ein bisschen zu feiern. Was ich dann auch getan habe. Ich habe zwei von meinen Mond-Aufsätzen fertig geschrieben und meine Mathehausaufgaben gemacht, und dann haben wir zu Abend gegessen und bis ungefähr halb neun CNN geguckt.
    Bei CNN gab es kein anderes Thema als den Mond. Sie hatten ein paar Astronomen da, und man merkte, dass sie ziemlich aufgeregt waren.
    »Vielleicht werde ich auch Astronom, wenn ich damit durch bin, Second Baseman bei den Yankees zu spielen«, sagte Jonny.
    Ich hatte genau dasselbe gedacht (okay, natürlich nicht das mit dem Second Baseman bei den Yankees). Die Astronomen machten den Eindruck, als wären sie mit ganzem Herzen bei der Sache. Man sah ihnen an, wie aufgeregt sie waren, dass dieser Asteroid direkt auf dem Mond einschlagen würde. Sie hantierten zwar mit Schaubildern, Beamern und Computergrafiken, aber im Grunde wirkten sie eher wie große Kinder zu Weihnachten.
    Mom hatte Matts Teleskop rausgeholt und auch das richtig gute Fernglas wiedergefunden, das seit letztem Sommer verschwunden gewesen war. Sie hatte sogar extra Schokokekse gebacken, und wir nahmen einen Teller davon mit raus. Wir wollten von der Straße aus zusehen, weil wir dachten, dass man vor dem Haus bessere Sicht haben würde. Mom und ich stellten Gartenstühle raus, aber Jonny wollte lieber durchs Teleskop schauen.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher