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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama
Autoren: Arthur C. Clarke
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Energieausfall. Ich kann mir keine Technologie vorstellen, wie fortschrittlich sie auch ist, die nicht derartige Vorsichtsmaßregeln treffen würde.«
    Und es müsste gefahrlos funktionieren, dachte Norton. Es könnte nur bedient werden, wenn keinerlei Gefahr für das System bestand ...
    Er packte zwei gegenüberliegende Speichen des Spills, stemmte die Füße gegen den Grund und probierte das Rad aus. Es bewegte sich nicht.
    »Helfen Sie mir«, bat er Mercer. Jeder ergriff eine Speiche. Aber auch unter Einsatz aller ihrer Kräfte brachten sie nicht die kleinste Bewegung zustande.
    Es gab natürlich nicht den geringsten Grund, warum sich auf Rama die Uhren und Korkenzieher in der gleichen Richtung, wie auf der Erde bewegen sollten ...
    »Versuchen wir 's andersrum«, schlug Mercer vor.
    Diesmal stießen sie auf keinen Widerstand. Das Rad drehte sich nahezu mühelos ganz herum. Dann nahm es sehr geschmeidig das Gewicht auf.
    Einen halben Meter entfernt begann die gekrümmte Bunkerwand sich zu bewegen wie eine sich langsam öffnende Muschelschale. Ein paar Staubpartikel strömten mit der hervortretenden Luft, wie glitzernde Diamanten nach außen in das helle Sonnenlicht.
    Der Zugang zu Rama lag offen vor ihnen.

6 Das Komitee
    Dr. Bose dachte oftmals, dass es ein schwerer Fehler gewesen war, die United Planets Headquarters auf den Mond zu verlegen. Es war ganz unvermeidlich, dass die Erde dazu neigte, sich in den Verhandlungen eine Vorherrschaft zu sichern, genau wie sie die Landschaft draußen vor der Kuppel beherrschte. Wenn man schon hier bauen musste, dann hätte man vielleicht besser auf die erdabgewandte Seite gehen sollen, wohin diese hypnotisierende Scheibe niemals ihre Strahlen schickte ...
    Aber nun war es dafür natürlich viel zu spät, und überhaupt gab es ja auch keine wirkliche Alternative. Ob den Kolonien das nun passte oder nicht, die Erde würde für die nächsten paar Jahrhunderte die kulturelle und wirtschaftliche Vorherrschaft im Sonnensystem ausüben.
    Dr. Bose war auf der Erde geboren und erst mit dreißig Jahren auf den Mars ausgewandert, deshalb glaubte er, die politische Situation ziemlich unparteiisch beurteilen zu können. Er wusste mittlerweile, dass er nie wieder auf seinen Heimatplaneten zurückkehren würde, auch wenn dieser per Pendelverkehr nur fünf Stunden entfernt lag. Er war zwar mit seinen hundertfünfzehn Jahren vollkommen gesund, doch konnte er das Rekonditionstraining zur Anpassung an eine dreimal so hohe Schwerkraft, als er sie den größten Teil seines Lebens gewohnt war, nicht mehr auf sich nehmen. Er war für immer aus der Welt, in der er geboren war, verbannt; aber da er nicht gerade zu Sentimentalitäten neigte, hatte ihn diese Vorstellung nie sonderlich deprimiert.
    Was ihn allerdings manchmal betroffen machte, war die Gewissheit, Jahr um Jahr dieselben vertrauten Gesichter um sich zu haben. Die wunderbaren Errungenschaften der Medizin waren ja schön und gut, und er wünschte sicherlich nicht, die Uhr zurückzudrehen - aber hier um diesen Konferenztisch saßen Männer, Männer, mit denen er seit mehr als einem halben Jahrhundert zusammenarbeitete. Er wusste stets ganz genau, was sie sagen und wie sie in jedem Einzelfall abstimmen würden. Er wünschte sich, dass einmal einer etwas vollkommen Unerwartetes, vielleicht sogar etwas ganz Verrücktes tun würde.
    Aber wahrscheinlich dachten sie genauso über ihn ...
    Das Rama-Komitee war noch immer klein genug, um gut zu funktionieren, obwohl da sicher bald mit Problemen zu rechnen war. Seine sechs Kollegen - die Repräsentanten des Merkurs, der Erde, des Mondes, Ganymeds, Titans und Tritons im UP - waren alle leibhaftig anwesend. Diplomatie per Elektronik war bei den enormen Entfernungen im Sonnensystem nicht möglich. Manche altgedienten Staatsmänner, an die sofortigen Kommunikationsmöglichkeiten gewöhnt, die man auf der Erde seit langem für selbstverständlich hielt, hatten sich nie mit der Tatsache abfinden können, dass Radiowellen Minuten und sogar Stunden brauchten, die Abgründe zwischen den Planeten zu überwinden. »Könnt ihr Wissenschaftler denn da nicht was unternehmen?«, hatten sie sich bitterlich beschwert, wenn man ihnen erklärte, dass Video-Simultan-Gespräche zwischen der Erde und ihren ferneren Kindern unmöglich seien. Nur der Mond hatte diese (kaum akzeptable) Verzögerung von nur anderthalb Sekunden - mit allen jenen politischen und psychologischen Konsequenzen, die das mit sich brachte. Wegen
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