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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama
Autoren: Arthur C. Clarke
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Planetenbahnen völlig durcheinanderbringen. Die Erde brauchte nur ein paar Millionen Kilometer auf die Sonne zuzutreiben - oder von der Sonne fort -, und ihr empfindliches klimatisches Gleichgewicht würde zerstört sein. Die Eiskappe der Antarktis konnte schmelzen und alles tief liegende Land überfluten; oder die Ozeane konnten zufrieren, und die gesamte Erde konnte in einem ewigen Winter festsitzen. Ein unmerklicher Anstoß in eine von beiden Richtungen wäre ausreichend ...
    Dr. Stenton löste sich aus seiner Verkrampfung und stieß einen Seufzer der Erleichterung aus. Das war ja alles Unsinn. Eigentlich müsste er vor Scham über sich selbst erröten.
    Denn Rama konnte ja auf gar keinen Fall aus flüssiger Materie bestehen. Keine Masse von Sternengröße würde so tief in das Sonnensystem eindringen können, ohne Störungen hervorzurufen, die ihre Anwesenheit längst hätten verraten müssen. Die Umlaufbahnen aller Planeten wären beeinflusst worden; schließlich hatte man gerade dadurch Neptun, Pluto und Persephone entdecken können. Nein, es war völlig ausgeschlossen, dass ein Objekt von der Größe und Masse einer toten Sonne sich unbemerkt einschleichen konnte.
    Einerseits war das ja schade. Eine Begegnung mit einem Dunkelstern wäre höchst aufregend gewesen.
    Solange sie gedauert hätte ...

3 Rama und Sita
    Die außerordentliche Konferenz des Space Advisory Council verlief stürmisch und war sehr kurz. Selbst im zweiundzwanzigsten Jahrhundert hatte man bisher noch keinen Weg gefunden, zu verhindern, dass vergreiste konservative Wissenschaftler in den entscheidenden Verwaltungspositionen saßen. Und es stand effektiv zu bezweifeln, ob man das Problem jemals lösen würde.
    Was die Sache noch schlimmer machte: Professor (Emeritus) Olaf Davidson, der renommierte Astrophysiker, hatte diesmal den Vorsitz des Beratergremiums der Raumfahrt SAC inne. Und Professor Davidson interessierte sich nicht sonderlich für Objekte im Raum, die kleiner waren als Galaxien. Außerdem gab er sich nie die geringste Mühe, seine Voreingenommenheit zu verbergen. Und wenn er auch eingestehen musste, dass sein Wissensgebiet nunmehr zu neunzig Prozent auf den Beobachtungsergebnissen von Raumsonden beruhte, so war er doch keineswegs glücklich über die Tatsache. In seiner an Auszeichnungen so reichen Laufbahn war es nicht weniger als dreimal passiert, dass Satelliten, die man einzig und allein ins All gefeuert hatte, um eine seiner Lieblingstheorien zu beweisen, haargenau das Gegenteil davon bewiesen hatten.
    Die dem Gremium vorliegende Frage war eindeutig genug. Es bestand kein Zweifel daran, dass es sich bei Rama um ein ungewöhnliches Objekt handelte. Aber, war es auch ein wichtiges Objekt? In ein paar Monaten würde Rama für immer verschwunden sein. Es blieb also nur wenig Zeit zum Handeln. Gelegenheiten, die man jetzt verpasste, würden nie wiederkehren.
    Mit einem ziemlich gespenstischen Kostenaufwand würde man eine Raumsonde, die in Kürze vom Mars über den Neptun hinaus gestartet werden sollte, so weit umdirigieren können, dass sie auf eine hochbeschleunigte Flugbahn gebracht werden konnte, um die von Rama zu kreuzen. Aussicht auf ein Rendezvous bestand nicht: Es würde sich um das bisher schnellste Flugbegegnungsmanöver der Geschichte handeln, denn die zwei Flugkörper würden mit einer Geschwindigkeit von zweihunderttausend Stundenkilometern aneinander vorbeirasen. Rama würde nur ein paar Minuten lang gründlich beobachtet werden können. Beim realen Close-up würde es weniger als eine Sekunde sein. Wenn man allerdings das richtige Instrumentarium einsetzte, könnte das zur Beantwortung vieler Fragen ausreichen.
    Professor Davidson stand dem Projekt der Neptunsonde sehr missgünstig gegenüber: Trotzdem, es war bereits gebilligt worden, und er hatte keine Lust, in eine für ihn sowieso verlorene Sache zu investieren. Er ließ sich beredt über den Unsinn der Jagd nach Asteroiden aus und plädierte für ein dringlichst benötigtes Interferometer mit hoher Auflösungskraft auf dem Mond, damit die neuerdings wieder belebte Theorie von der Schöpfung als einem großen Urknall ein für alle Mal bewiesen werden könne.
    Dies sollte sich als gravierender taktischer Fehler erweisen. Denn drei der glühendsten Verfechter der Theorie von einem modifizierten Ausgewogenheitszustand des Universums waren ebenfalls Ratsmitglieder. Insgeheim pflichteten sie zwar Professor Davidson bei, dass die Asteroidenjagd reine
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