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Rendezvous mit Rama

Rendezvous mit Rama

Titel: Rendezvous mit Rama
Autoren: Arthur C. Clarke
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Geldverschwendung sei, aber immerhin und alles in allem ...
    Professor Davidson unterlag mit einer Stimme.
    Drei Monate darauf wurde die auf den Namen Sita umgetaufte Raumsonde von Phobos, dem inneren Marsmond, aus gestartet. Die Flugzeit sollte sieben Wochen betragen, das Instrument erst fünf Minuten vor der Begegnung mit voller Kraft arbeiten. Gleichzeitig würden zahlreiche Kamerasonden abgeschossen, Rama umkreisen und ihn von allen Seiten fotografieren.
    Die ersten Bilder aus zehntausend Kilometern Entfernung ließen die gesamte Menschheit aufmerksam werden. Auf einer Milliarde Fernsehschirmen erschien ein winziger Zylinder ohne bestimmte Merkmale, der rasch von Sekunde zu Sekunde wuchs. Als sich seine Größe verdoppelt hatte, konnte niemand mehr behaupten, dass Rama ein natürlicher Gegenstand sei.
    Seine Form war ein geometrisch so perfekter Zylinder, als wäre er auf einer überdimensional großen Töpferscheibe gedreht worden. Die beiden Enden waren völlig flach, nur an einem Ende im Mittelpunkt zeichneten sich einige kleine Gebilde ab. Sie waren zwanzig Kilometer voneinander entfernt. In dieser Entfernung und ohne Vergleichsmaßstab für die Größe sah Rama beinahe so lächerlich wie ein ganz gewöhnlicher Wasserboiler aus.
    Rama wuchs und füllte schließlich den ganzen Bildschirm aus. Seine Oberfläche hatte ein stumpfes Graubraun, war so wenig farbig wie der Mond und völlig ohne Konturen. Mit einer Ausnahme. In halber Höhe zeigte sich auf dem Zylinder ein kilometerlanger Fleck oder Kratzer, als wäre dort vor langer Zeit etwas aufgeprallt und zerplatzt.
    Es gab kein Anzeichen dafür, dass der Aufprall die kreisenden Zylinderwände im Geringsten beschädigt hatte; aber dieser Fleck hatte die leichte Helligkeitsschwankung hervorgerufen, die Stenton zu seiner Entdeckung führte.
    Die Übertragungen der anderen Kameras lieferten keine neuen Erkenntnisse. Doch aus den Durchlaufbahnen in dem minimalen Gravitationsfeld Ramas ergab sich eine weitere wichtige Information: die über die Maße des Zylinders.
    Er war viel zu leicht, als dass er ein fester Körper hätte sein können. Niemand war sehr überrascht, dass Rama sich eindeutig als hohl erwies.
    Das lange erhoffte und lange befürchtete Rendezvous war schließlich doch eingetroffen. Die Menschheit machte sich bereit, ihren ersten Besucher von den Sternen zu empfangen.

4 Das Rendezvous
    Commander Norton erinnerte sich in den wenigen Minuten der Begegnung an jene ersten Fernsehbilder, die er immer und immer wieder durchgespielt hatte. Doch etwas hatte kein Elektronenbild wiederzugeben vermocht: die ungeheuren Ausmaße von Rama.
    Bei keiner Landung auf einem natürlichen Himmelskörper wie dem Mond oder dem Mars hatte Norton solch einen überwältigenden Eindruck erfahren. Das waren Welten, und man erwartete, dass sie groß waren. Doch er war auch auf Jupiter VIII gelandet, der ein wenig größer war als Rama - und dieser Mond war ihm als ein ziemlich kleines Objekt erschienen.
    Dieses Paradoxon war sehr einfach zu erklären. Seine Meinung wurde vollkommen umgestoßen durch die Tatsache, dass Rama ein künstliches Gebilde war, millionenmal schwerer als alles, was der Mensch je in den Raum geschickt hatte. Die Masse Ramas betrug mindestens zehn Milliarden Tonnen - für jeden Astronauten eine nicht nur Ehrfurcht gebietende, sondern auch eine Furcht erregende Vorstellung. Es war daher keineswegs verwunderlich, dass Norton gelegentlich das Gefühl hatte, ein Sandkorn zu sein, manchmal sogar deprimiert war, während dieser Zylinder aus alterslosem geformtem Metall immer größer auf ihn zuwuchs.
    Es schlich sich auch eine Ahnung von Gefahr in seine Gedanken, was ihm bisher noch nie passiert war. Bei jeder früheren Landung hatte er gewusst, womit er zu rechnen hatte; es waren natürlich immer Unfälle möglich, doch war das Element der Überraschung ausgeklammert gewesen. Bei Rama indes war die einzige Sicherheit die, dass man auf Überraschungen stoßen würde.
    Im Augenblick schwebte die Endeavour knapp tausend Meter über dem Nordpol des Zylinders, genau über dem Mittelpunkt der langsam rotierenden Scheibe. Man hatte diese Seite gewählt, weil sie der Sonne zugewandt war. Die Schatten der kurzen rätselhaften Gebilde wanderten gleichmäßig rund um die Achse, gemäß der Rotation Ramas, und strichen über die metallische Fläche. Die Nordansicht Ramas wirkte wie eine riesige Sonnenuhr, auf der der rasche Ablauf des Vierminutentags abzulesen war.
    Die
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