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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln
Autoren: Die Geiseln
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Verhandlungsteam des SK Bär, das nie auf eigene Initiative ausrückte, sondern immer nur auf Bitte der Führungsebene einer lokalen Polizeieinheit.
    Über die Identität der Entführer war noch nichts bekannt, aber aller Wahrscheinlichkeit nach handelte es sich um Landsleute des Gefangenen, und aufgrund der Biografie des Obersts möglicherweise um Soldaten. Auf der Gegenseite standen also harte, gnadenlose Männer, die nicht die Angewohnheit hatten, barmherzig mit ihren Gefangenen umzugehen.
    Die örtliche Polizeiführung war das Risiko eingegangen, das Fluchtfahrzeug zu stoppen, allerdings waren alle anderen Möglichkeiten auch nicht sonderlich verlockend gewesen. Vorläufig konnte man nichts tun, als auf Zeit zu spielen und die Entführer müde zu machen. Diese verlangten einen anderen Wagen, und der wurde gerade präpariert. Wahrscheinlich würden die Flüchtenden das angebotene Fahrzeug gar nicht akzeptieren, weshalb man sich darauf einstellte, Abhörgerät und Peilsender schnell auch bei einem anderen Zivilfahrzeug einzubauen.
    Nach einer Kurve folgte ein langer gerader Abschnitt, an dessen Ende ein Polizeiauto stand. Zwei Männer leiteten den spärlichen Verkehr auf eine Nebenstraße um. Johanna bremste, öffnete das Fenster und stellte sich einem der beiden Polizisten vor.
    »Wie weit ist es von hier zum Ort des Geschehens?«
    »Ungefähr vierhundert Meter.«
    Johanna fuhr langsam weiter. Die Straße war von Fichtenwald gesäumt und nun frei von Verkehr. Weil die Situation so außergewöhnlich war, spürte Johanna eine gewisse Nervosität. Sie hoffte, dass noch keine Journalisten Wind von der Sache bekommen hatten, denn sonst würden bald die internationalen Nachrichtenagenturen über das Thema herfallen. Jankovics Festnahme im Kosovo und der anschließende Prozess samt Urteil hatten ein großes Medienecho hervorgerufen welche Schlagzeilen würde da erst seine spektakuläre Flucht provozieren. Hier lagen sämtliche Zutaten für eine selten schöne Bescherung vor. Am Straßenrand parkten Polizei- und Zivilfahrzeuge. Ein Teil der Beamten saß in den Autos, einige unterhielten sich draußen miteinander oder telefonierten mit nervösen Gebärden.
    Johanna stellte ihren Wagen hinter den anderen ab und ging in ihrer abgewetzten, braunen Wachsjacke am Straßenrand entlang zum ZivilPassat des lokalen Polizeichefs. Raimo Salmi, der die Einsatzleitung innehatte, war ein kleiner, kompromisslos wirkender Polizist. Johanna war kurz überrascht, auch Jorma Helste, den Vizechef des Zentralen Kriminalamts KRP vor Ort zu sehen, aber natürlich war der Befreiungsversuch des serbischen Obersts ein Fall der höheren Kategorie - der höchstmöglichen, um genau zu sein.
    »Die Entführer haben Laine angerufen, den Gefängnisdirektor«, sagte Polizeichef Salmi. »Sie verlangen einen anderen Wagen. Wenn sie ihn nicht innerhalb von zehn Minuten haben, werden sie der Geisel etwas antun. Das Gleiche passiert, wenn an dem Auto gefummelt worden ist. Sie sagen, sie werden es überprüfen.«
    Johanna fluchte innerlich. Sie wäre gern die Erste gewesen, die mit den Entführern verhandelte.
    »Ich will das Gespräch hören«, sagte sie. »Wer hat es aufgenommen?« »Niemand«, sagte Helste. »Es ist an den Apparat von Laine gegangen, aber wir haben auch sonst keine Zeit für Sperenzchen.«
    Helstes Einstellung brachte Johanna im Nu an den Rand eines Wutausbruchs. Sperenzchen? Sie versuchte sich zu beherrschen und auf das zu konzentrieren, was Helste sagte. Der Mann war um die Fünfzig, stets gepflegt, vom Typ her humorlos und sach-orientiert. Er trug eine Brille mit dünnem, schwarzem Rand und einen sorgfältig getrimmten Schnurrbart, über den er immer wieder mit der Hand fuhr. Seine ganze Leidenschaft galt der Jagd, ansonsten stand er in dem Ruf eines fähigen und gerechten, wenngleich etwas farblosen Polizisten. Es wurde behauptet, sein heimliches Hobby sei Karaoke, aber das war schwer zu glauben.
    »Außerdem hat der Anrufer einen Verzerrer benutzt. Die Stimme klang metallisch, roboterhaft«, fuhr Helste fort. »Da kann man keine Nuancen erkennen, und man kann sie nicht identifizieren.«
    »Profis also. Wie viel Zeit haben wir noch?«
    Helste sah auf die Uhr. »Knapp acht Minuten.«
    »Es ist gut möglich, dass sie die Wanze und den Sender finden«, sagte Johanna.
    »Kaum. Näränen beherrscht seinen Job.«
    »Du schlägst vor, das Risiko einzugehen?«
    Auf Helstes Gesicht war ein leichtes Zögern zu erkennen. »Wenn wir ihnen ein
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