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Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln

Titel: Remes, Ilkka - 6 - Die Geiseln
Autoren: Die Geiseln
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du ihnen. Natürlich vorsichtig, sie dürfen dich auf keinen Fall bemerken.«
    »Haben sie die Frau von Räsänen im Auto?«, wollte Salmen-perä wissen. »Möglicherweise.«
    Sie blieben am Haupteingang stehen.
    »Draußen musst du langsam gehen. Es kann sein, dass sie die Umgebung im Auge behalten«, sagte Laine und machte die Tür auf.
    Die kahlen Äste der Birken im Hof zeichneten sich scharf vor dem zunehmend dunkler werdenden blauen Himmel ab. Es war nichts Außergewöhnliches zu erkennen. Laine nickte Salmenperä zu, und dieser ging um die Ecke zum Parkplatz.
    Laine selbst begab sich hinter das alte Wachhäuschen, das aus der Mauer hervorsprang. Von dort aus konnte er Tor B sehen, die Stelle, an der Jankovic übergeben werden sollte.
    Allein der Gedanke daran, welchen Skandal die Situation auslösen würde, entsetzte Laine zutiefst. Schon das Freipressen eines Häftlings durch Geiselnahme war etwas, das es in Finnland bis dato nicht gegeben hatte, ganz zu schweigen davon, um welchen Häftling es sich in diesem Fall handelte. Es würde international Aufsehen erregen, wenn ein in Den Haag verurteilter Kriegsverbrecher von diesem Kaliber entkommen könnte. Und das wäre nicht nur eine Schande für den Gefängnisdirektor, sondern eine Demütigung für ganz Finnland. Schließlich hatte der Oberst auf dem Balkan erst nach einer langen und schwierigen Operation, die mit einem Feuergefecht endete, festgenommen werden können. Laine rief den Polizeichef von Riihimäki an, der bereits in seinem Privatwagen auf dem Weg zum Gefängnis war, und bat ihn, sicherheitshalber eine Mitteilung an den Polizeikommandanten in Helsinki zu machen, der wiederum über den Einsatz des Sondereinsatzkommandos »Bär« entscheiden konnte.
3
    Auf dem Weg zu Tor B wechselte Mikko kein einziges Wort mit Oberst Jankovic. Er dachte an Heli, die von unbekannten Männern bedroht wurde, und empfand bodenlosen Hass gegenüber dem Oberst. Erst jetzt ließ er den Gedanken, den er bislang zu verdrängen versucht hatte, mit aller Wucht ins Bewusstsein dringen: Heli war schwanger. Womöglich löste der Schock eine Frühgeburt aus. Oder etwas noch Schlimmeres würde passieren ...
    Laine schien allen Vollzugsbeamten entsprechende Anweisungen gegeben zu haben, denn niemand kam Mikko in die Quere. Seine Kollegen sahen ihm nur mit ernsten Mienen zu, wie er mit dem serbischen Gefangenen, der nicht einmal eine Jacke trug, über die Gänge eilte.
    Mikko bemerkte eine leichte Irritation in Jankovics Augen, als einer der Schließer die Tür öffnete, die in das Gefängnistor eingelassen war. Vor dem Tor blieb Mikko stehen. Auf der nahe gelegenen Eisenbahnstrecke donnerte ein Zug vorbei. Mikko sah auf die Uhr. Sie waren eine Minute zu früh.
    Er schaute Jankovic in die Augen und sagte: »Meine Frau erwartet ein Kind.«
    Der Oberst antwortete nicht, und in seinem Gesicht waren keinerlei Gefühle zu lesen. Langsam wandte Jankovic den Blick in eine andere Richtung.
    Das Klingeln von Mikkos Handy brach die Stille.
    Es war Heli.
    »Bist du in Ordnung?«, fragte Mikko schnell.
    »Ja. Aber ich habe Angst...«
    »Kein Grund zur Panik. Wir tun, was sie verlangen, der Oberst steht neben mir.«
    »Die hier wollen mit ihm reden.«
    Mikko reichte Jankovic das Handy. Als der Oberst erkannte, wer am anderen Ende der Leitung mit ihm sprach, blitzten in seinem Gesicht erstmals menschliche Regungen auf.
    Rasch sagte er etwas in seiner Sprache. Nach einem kurzen Gespräch gab er Mikko das Handy zurück und sagte auf Englisch: »Niemand darf uns folgen.«
    Der unaufgeregte, nüchterne Ton des Obersts strahlte eine Autorität aus, der man sich nur schwer entziehen konnte.
    »Es wird euch niemand folgen, und ihr werdet meiner Frau kein Haar krümmen«, sagte Mikko und versuchte ebenso überzeugend zu klingen. Er scheiterte erbärmlich.
    Gleich darauf näherte sich auf der Zufahrt in zügigem Tempo ein dunkelblauer Nissan Maxima. Voller Verzweiflung versuchte Mikko schon aus der Entfernung etwas hinter den verdunkelten Scheiben zu erkennen.
    Der Kies knirschte unter den Reifen des Fahrzeugs, es hatte den Anschein, als würde es gar nicht anhalten wollen, bis der Fahrer abrupt bremste und unmittelbar vor Mikko und dem Oberst zum Stehen kam. Auf dem Rücksitz saß ein Mann mit Sturmhaube, neben ihm Heli, mit verbundenen Augen.
    Auch der Fahrer trug eine Sturmhaube. Er beugte sich zur Seite, öffnete die Beifahrertür, und Jankovic stieg rasch ein.
    Für einen kurzen Moment heftete sich
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