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Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug

Titel: Remes, Ilkka - 2 - Hochzeitsflug
Autoren: Ilkka Remes
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draußen zu gelangen, hatte Washington sich das selbst zuzuschreiben, nicht ihm, Coblentz. Er hatte Brück so lange aufgehalten, wie er konnte, und somit seine Pflicht erfüllt - wie immer. Aber das hatte seinen Preis. Er dachte an Martha und hoffte, sie würde nie die ganze Wahrheit über ihren Vater erfahren.
    Plötzlich hörte er ein Geräusch in seiner Nähe. Jemand packte ihn am Handgelenk und fing an, die Fesseln um seine Handgelenke durchzuschneiden.
    »Die Vier und die Fünf kommen runter«, flüsterte Rockler. »Sie haben den Kerl, der die Verteileranlage gesprengt hat, als Gefangenen. Die anderen warten auf einen Befehl.«
    Mit dem längst schmutzig gewordenen HEPA -Strumpf über dem Kopf öffnete Christian den Deckel des Metallbehälters, der für die Aufbewahrung von Krankenhausabfall bestimmt war, und legte die Videokassette hinein. Im Licht der Taschenlampe schob er einige Verbände, die sich durch Wundsekrete braun gefärbt hatten, über die Kassette und schloss den Deckel. Er war sicher, dass in dem endlosen Labyrinth der Festung irgendwo weitere Amerikaner steckten.
    Er öffnete die Tür mit der Gummiabdichtung und blieb in der Kabine vor dem Isolierraum stehen. Durch das verschrammte Plastikfenster richtete er den Schein der Taschenlampe in den Raum. Die umgestürzte Stahlrohrkonstruktion, die ihm bei der Flucht geholfen hatte, stand noch so da, wie er sie hinterlassen hatte. Er richtete den Schein der Lampe auf das Bett ganz außen. Dort lag Tina -ruhig und blass, wie tot. Erschrocken ging Christian zu ihr und schaute auf ihren Brustkorb. Er hob und senkte sich. Tina lebte, Gott sei Dank.
    »Tina...«
    Keine Reaktion.
    »Tina!«
    Erschrocken öffnete Tina die Augen. Sie blinzelte im Licht der Taschenlampe. »Du schon wieder? Du sollst doch nicht zu mir kommen! Verstehst du nicht...« Christian trat neben das Bett.
    »Wer bist du?«
    »Du darfst nicht zu mir...«
    »Wer bist du?«, wiederholte Christian eindringlich.
    Tina bewegte die gesunde Hand und richtete sich mit einer Kraft auf, die Christian überraschte. »Was meinst du damit?«
    »Coblentz hat mir alles erzählt. Warum hast du mir nicht gesagt, dass du FBI-Agentin bist?«
    Tina entfernte die Kanüle des Infusionsschlauchs aus der Vene ihres Handgelenks und setzte sich mühsam auf.
    »Was hast du vor?«, fragte Christian. »Du darfst nicht aufstehen.«
    »Halte dich fern von mir... und mach die Türen zu, wenn du gehst.« Stöhnend vor Schmerzen setzte sie ihr verbundenes Bein auf dem Boden auf.
    »Bleib, wo du bist!«
    »Ich will das Meer und den Himmel sehen ...« Christian schluckte. »Leg dich hin.« »Ich will hier raus...«
    »Tu, was ich dir sage!«
    Tina ließ sich wieder aufs Bett fallen. Christian legte die Taschenlampe neben sie, löste die Sperren an den Rädern und zog das Bett am Kopfende zur Tür. Er öffnete sie so heftig, dass sie gegen die Wand knallte. Die Lampe beleuchtete den Weg, als Christian das Bett hinter sich her durch die Tür zog. Er blickte sich zu Tina um. Sie hatte die Augen geschlossen.
    »Hast du alles nur getan ... weil es Teil deines Auftrags war?«, fragte er mit belegter Stimme.
    »Am Anfang, ja. Aber dann ... Ich hab es dir doch schon gesagt. Ich liebe dich. Ich wollte dir auch sagen, dass...«
    »Dass du schwanger bist.« Christian kämpfte mit den Tränen und öffnete die nächste Tür noch heftiger als die vorige.
    »Ich hätte dir alles erzählt... wenn das hier vorbei gewesen wäre... Ich hatte vor, beim FBI auszusteigen und mich mit dir in Europa niederzulassen ...«
    Christian blieb vor dem Metallschrank stehen. Er musste jetzt alles tun, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Er nahm eine zweite HEPA-Haube aus dem Karton und zog sie Tina behutsam über den Kopf. In dem weißen Einmalbettzeug und mit der Haube sah seine zukünftige Frau, die Mutter seines Kindes, aus wie eine Mumie.
    Die donnernde Speerspitze der F-14-Tomcat-Formation teilte sich in einer Höhe von tausendachthundert Fuß über dem Meeresspiegel. Die Maschinen bildeten eine Front und lösten gleichzeitig ihre Raketen, in deren Ortungssystem die Koordinaten von Bukovica eingegeben waren. Die Flugzeit der Marschflugkörper bis zu ihrem Ziel betrug sechs Minuten und vierzig Sekunden.
    Coblentz drückte Vojislav den Lauf der Pistole unters Kinn und flüsterte: »Wo ist der Deutsche?«
    Vojislav sah Coblentz im Licht der Taschenlampe in die Augen, ohne einen Mucks von sich zu geben.
    »Wie viele seid ihr?« Coblentz' Ton wurde
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