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Reitclub Wedenbruck

Reitclub Wedenbruck

Titel: Reitclub Wedenbruck
Autoren: Tina Caspari
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sich schloß, ohne sich noch einmal umzusehen.
    „Willst du wissen, was ich denke?“ hatte der alte Petersen zu ihr gesagt und sich nachdenklich am Kinn gekratzt. „Der kommt wieder.“
    „Nachdem er einmal Chef einer eigenen Reitanlage gewesen ist? Niemals. Selbst wenn das Experiment schiefgeht da drüben, sein Stolz wird es ihm nicht erlauben,
    hierher zurückzukommen.“
    „Täusch dich nicht, Mädchen. Er hängt viel mehr an dem allen hier, als er selber weiß. Wenn die Bruni ihm bloß nicht so viele Flausen in den Kopf setzen würde! Sie meint es gut, sicher. Aber wenn sie glaubt, daß Hubert ... na ja, lassen wir das. Was wissen wir schon.“
    Für Hubert hatte man nun einen neuen Mann eingestellt. Mirko, ein Jugoslawe, hatte in einem Lipizzaner-Gestüt gearbeitet und später an mehreren Galopprennbahnen Dienst getan. Hubert hatte er voraus, daß er ein guter Reiter war, und mit den Pferden ging er liebevoll und sorgsam um. Sein Umgang mit Menschen war dagegen ein wenig problematisch, er schien scheu und mißtrauisch zu sein und ständig Zurückweisung zu erwarten. Da er wenig sprach, wußte niemand so recht, was eigentlich in ihm vorging. Nur eines war offensichtlich: reiterliches Können, professioneller Umgang mit den Pferden, diszipliniertes, rücksichtsvolles Verhalten ihnen gegenüber fanden seine Anerkennung, auch wenn der ein wenig mürrische Mann sonst kaum ein Wort über die Lippen brachte. Und wenn seine Arbeit ihm Zeit ließ, stand er gern am Rande des Parcours oder in der Halle und sah den jungen Reitern beim Training zu.
    Daß er Bille schätzte, merkte sie an der Art, wie er sich um ihre Pferde und deren Ausrüstung kümmerte. Sie kannte es bisher nicht, Trense und Sattel bereits blitzblank geputzt vorzufinden und das nächste Pferd gesattelt in die Bahn gebracht zu bekommen, wenn sie mit dem Training des einen Pferdes fertig war.
    „Mirko, Sie sind ein Schatz“, sagte sie immer wieder. „Ich bin es gar nicht gewohnt, so verwöhnt zu werden. Sonst habe ich immer alles selber gemacht, mein Leben lang!“
    „Sie haben mit dem Reiten genug zu tun. Jeden Tag vier, fünf Pferde reiten - und das neben der Arbeit für Ihr Abitur. Wenn jetzt noch die Neuen dazu kommen...“
    „Ja, das gibt ein Stück Arbeit. Mit dem Anreiten von Jungpferden habe ich kaum Erfahrung, es wird Zeit, daß ich es lerne“, gestand Bille seufzend.
    „Sie werden keine Schwierigkeiten haben, glauben Sie mir. Ich kenne mich da aus.“
    Es war ungewöhnlich, daß Mirko so gesprächig war, und Bille sah ihn erstaunt an.
    „Sie haben selbst schon Pferde zugeritten?“
    „Zu Hause in Lipica , ja. Das ist lange her. Reitpferde für die Feriengäste.“
    Mirko machte ein Gesicht, als habe er schon zu viel über sich gesprochen; er wollte sich zurückziehen, doch Bille legte ihre Hand auf seinen Arm und hielt ihn zurück.
    „Ich wäre Ihnen sehr dankbar, Mirko, wenn Sie mir mit Ratschlägen zur Seite stehen könnten, wenn es soweit ist.“
    „Gewiß. Gern“, sagte der scheue Mann, und der Hauch eines Lächelns glitt über sein Gesicht. Dann wandte er sich schnell ab.
    An einem Tag in der Woche aßen die jungen Turnierreiter bei Hans Tiedjen, um Fragen des Trainings und der weiteren Ausbildung zu besprechen. Für Frau Engelke, die Haushälterin, waren es Festtage, an denen sie ihre Kochkünste unter Beweis stellen konnte. Hans und Tom Tiedjen aßen, was auf den Tisch kam, ohne es besonders zur Kenntnis zu nehmen, während Bille und Simon, aber auch Florian und Nico, ausgesprochene Genießer waren und sich bereits am Vormittag erkundigten, worauf sie sich heute freuen durften.
    „Engel, Sie haben sich mal wieder selbst übertroffen!“ lobte Simon die Haushälterin heute, als sie zu ihrem wöchentlichen Treffen zusammengekommen waren. „Dieses gefüllte Brathuhn! Ein französischer Drei-Sterne-Koch könnte es nicht besser zubereiten!“
    „Ja, ist super“, stimmte Tom ihm zu. „Trotzdem hätte ich gern ein bißchen Ketchup.“
    „Banause!“ rief Bille. „Du wirst deine amerikanischen Angewohnheiten nie los!“
    „Vielleicht, wenn er eines Tages erwachsen wird“, brummte Frau Engelke und reichte Tom die unentbehrliche Flasche aus dem Schrank.
    „Fritten, Kechtup und Hamburger, die haben mich groß und stark gemacht“, behauptete Tom lachend und übergoß sein Essen mit der roten Soße.
    Frau Engelke wandte sich schaudernd ab, und Bille beeilte sich, der Unterhaltung eine andere Richtung zu geben.
    „Wußtet ihr
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